Leserbrief
Großbritannien: Betrachtet der Artikel die Wahl einseitig?
Der folgende Leserbrief zum Artikel „Ohrfeige für Sunak - Kräftiger Zuwachs für Labour“, der am 5. Juli auf „Rote Fahne News" erschienen ist, erreichte die Redaktion:
Der Artikel betrachtet die Wahl einseitig von der Sitzverteilung her. Noch wichtiger ist aber, wem die Leute ihre Stimme gegeben haben. Da ergibt sich ein etwas anderes Bild: Die Labour Party hatte bei den vorherigen Wahlen ihr schlechtestes Ergebnis seit 1935 eingefahren und jetzt mit 33,8 Prozent einen um lediglich 1,7 Prozentpunkte höheren Stimmenanteil erhalten - alles andere als ein kräftiger Zuwachs. Die Torys verloren 19,9 Prozentpunkte der Stimmen. Die Gewinner waren vor allem die faschistoide Partei Reform-UK von Nigel Farage, die bei ihrer dieses Mal ersten Kandidatur 14,3 Prozent der Stimmen erhielten. Daneben die Grünen, die sich von 2,7 Prozent auf 6,8 Prozent steigerten. Die Liberalen blieben mit 12,2 Prozent nahezu konstant, sind damit aber auf den vierten Platz zurückgefallen.
Die AfD hat in Deutschland bei den Europawahlen 15,9 Prozent der Stimmen bekommen. Sicher sind 14,3 Prozent der Reform-UK bei den britischen Parlamentswahlen von den AfD-Ergebnissen entfernt, aber doch sehr wenig entfernt! Der Stimmenanteil von Konservativen und Reform-UK zusammen sank lediglich von 43,6 Prozent auf 38,1 Prozent.
Die Monopole in Großbritannien konnten die ultrarechte Tory-Regierung nicht mehr halten, das ist sicher ein Erfolg. Wir sehen einen deutlichen Einfluss der Faschisten, die fortbestehende Krise der reformistischen Labour Party und die tiefe offene Krise der Tories. Auch in Großbritannien stärkte sich eine faschistische Tendenz, mit der Möglichkeit, zu einer faschistischen Gefahr zu werden.
Antwort der Redaktion
Danke für die kritischen Hinweise. Tatsächlich darf man das Ergebnis von Labour nicht überbewerten und das Anwachsen der Faschisten ist ernst zu nehmen. Zugleich hatte die Wahl in Großbritannien keine allgemein rechte Tendenz. So kamen die dortigen Grünen auf 6,8 Prozent (plus 4,1 Prozentpunkte). Und „Konservative“ und Faschisten verloren fast 13 Prozent.