Arbeitsplatzvernichtung bei Automobilmonopolen und Zulieferern
Der gemeinsame Kampf ist der Weg – Was ist die Perspektive?
Am 2. Juli demonstrierten 25.000 Beschäftigte aus allen Sparten von Mercedes gegen den Verkauf der Niederlassungen mit 8000 Arbeitsplätzen. Am 20. März waren 10.000 Bosch-Kolleginnen und -Kollegen – viele aus dem Ingenieursbereich – vor den Stammsitz Schillerhöhe gezogen, um gegen die geplante Arbeitsplatzvernichtung von über 3000 Stellen in verschiedenen Geschäftsbereichen von Bosch Mobility zu protestieren. Inzwischen stehen 7200 Arbeitsplätze infrage.
ZF will laut Betriebsrat bis 2029 12.000 Stellen vernichten. Weitere Zahlen: Opel: 1000 in der Entwicklung, Tesla: 700 Arbeitsplätze in Grünheide, VW Zwickau: 1000 bis 1200 Arbeitsplätze. Bei den Autozulieferern stehen bis 2030 70.000 Arbeitsplätze infrage. Die Aufzählung ist nicht vollständig.
Obwohl die Konzernleitungen zunächst Kolleginnen und Kollegen in einzelnen Bereichen herausgreifen, fühlen sich ganze Belegschaften angegriffen und lehnen gemeinsam die Konzernpläne ab. Das ist Ausdruck eines gewachsenen Klassenbewusstseins.
Bei Mercedes wird der Verkauf der Niederlassungen mit einer zu niedrigen Rendite begründet. Mit einem „durchschnittlichen“ Profit geben sich Konzerne wie Daimler und Bosch nicht zufrieden. Was keinen Maximalprofit einbringt, wird abgestoßen.
Opel, VW … sie alle wälzen die Folgen der Weltwirtschafts- und Finanzkrise auf die Beschäftigten ab. Sowohl Mercedes als auch Bosch hatten 2023 die Gewinne gesteigert.
Vom Aktionstag bei Mercedes in Marienfelde wird berichtet, dass Betriebsräte auf eine möglichst hohe Abfindung orientierten, „weil der Abbau wohl nicht mehr zu verhindern“ sei.
Da wird zur Kapitulation aufgerufen, noch bevor man auch nur ansatzweise versucht hat, gegen die Konzernpläne zu kämpfen! Unterordnung unter die Profitinteressen oder von den Arbeiterinteressen ausgehen und offensiv den Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz führen – das sind zwei grundsätzlich verschiedene Wege.
Der Wunsch der Kolleginnen und Kollegen, den Kampf um die Arbeitsplätze zu führen, wird mit der Sozialplanpolitik verraten, verfälscht und ins Gegenteil verkehrt. Jeder Sozialplan ist ein Ausverkauf der Arbeitsplätze, ein Aufgeben der Arbeiterinteressen auf Kosten unserer Zukunft und der unserer Kinder!
Der Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz muss sowohl gewerkschaftlich als auch offensiv und selbständig geführt werden. Denn in unserer kapitalistischen Gesellschaft ist die Verfügungsgewalt der Kapitalisten über die Produktionsmittel oberstes Heiligtum und im Grundgesetz festgemeißelt. Wenn uns Arbeitern das Grundrecht auf ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht verwehrt bleibt, müssen wir es uns nehmen und dafür kämpfen. Den gemeinsamen Kampf einzelner Belegschaften zu einem gemeinsamen Kampf der ganzen Branche, zu einem Massenkampf mit internationaler Koordinierung für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich zu machen: so kommt die Arbeiterklasse in die Offensive!
Der Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich kann helfen, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen. So zeigt die Statistik des Statistischen Bundesamts über die Arbeitsplätze und die geleisteten Arbeitsstunden, dass von 1970 bis 2023 die Beschäftigtenzahlen von 26,6 Millionen auf 45,3 Millionen gestiegen sind, gleichzeitig die Stunden je Erwerbstätigem von 1966 Stunden pro Jahr auf 1345 gesunken sind. Auch wenn dies in großem Maße auf eine Ausweitung der Teilzeitarbeit zurückzuführen ist, belegen diese Zahlen doch auch, dass Arbeitszeitverkürzung Arbeitsplätze schafft. So könnte in der Automobilindustrie mit 780 000 Beschäftigten bei der sofortigen Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich rein rechnerisch 130 000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Zugleich ist ein branchenweiter und international koordinierter Kampf eine Absage an alle Spalter, wie die AfD oder die faschistische Betriebsratsliste „Zentrum Automobil“ bei Daimler. Deren Demagogie von der „deutschen Autoindustrie“, die durch Umweltschutzauflagen zerstört werde, dient nur dem Zweck, die Konzernleitungen und deren Streben nach Maximalprofit aus der Schusslinie zu nehmen.
Der Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich kann zwar Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen. Aber die Arbeitsplatzvernichtung kann sie damit nicht aufhalten. Denn die ist im Kapitalismus eine Gesetzmäßigkeit. Der erbitterte Konkurrenzkampf zwischen den Monopolen zwingt diese zur ständigen Steigerung der Ausbeutung und Produktivität. Damit wirft der Kampf um die 30-Stunden-Woche letztlich auch die Frage auf, wer über den gesellschaftlichen Fortschritt verfügt!