Neue Erscheinungen der globalen Umweltkatastrophe
Die Weltmeere haben Fieber!
Im Mai und im Juni erschienen in der Süddeutschen Zeitung (SZ) lesenswerte Artikel der Soziologin Tina Baier zu massenhaftem Seeigelsterben, einer Braunalgenplage und einer gleichzeitigen globalen Korallenbleiche.
In einem Kommentar am 23. Juni versteigt sie sich darauf bezugnehmend zu der Behauptung: „Die Natur spielt verrückt, sie ist aus dem Gleichgewicht geraten. Warum? Weiß keiner. Aber was zu tun wäre: Weiß jeder.“ Sie räumt ein, dass die Phänomene „wahrscheinlich“ mit dem „Klimawandel und Artensterben“ zusammenhängen. Mit ihrer kleinbürgerlichen positivistischen und pragmatischen Denk- und Arbeitsweise ist sie nicht in der Lage, die neuen Erscheinungen in bisherige Erkenntnisse einzuordnen, die Situation richtig zu qualifizieren. Vor allem begreift sie nicht die Ursachen und wer die Verursacher sind.
Der Redakteurin kann geholfen werden! Im Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ beweisen die Autoren, dass die Ursache der Umweltkrise in der Gesetzmäßigkeit der Ökonomie des Imperialismus liegt, einen qualitativen Sprung zur globalen Umweltkatastrophe vollzogen hat und die Menschheit in eine latente Existenzkrise stürzt. [1] Es ist die Gier der internationalen Übermonopole nach Maximalprofit, die alle Naturgesetze missachtet und mit fortschreitendem Raubbau die Natur zerstört. Für Tina Baier gibt es eine solche Gesetzmäßigkeiten nicht, für sie spielt einfach die Natur verrückt, mehr oder weniger ganz zufällig. Und wie kann man wissen, was zu tun ist, wenn man angeblich gar nicht versteht, warum das alles passiert. Das ist so, als stochert man mit der Stange im Nebel herum, völlig hilf- und planlos.
Rekordtemperaturen beschleunigen Korallensterben
Richtig stellt sie fest, dass in allen großen Ozeanen der Welt die Korallen fast gleichzeitig bleichen und aussterben. Ursache für sie ist eine „rätselhafte Erwärmung des Meerwassers“. Was ist so „rätselhaft“? Korallen sind Nesseltiere, die mit Algen in einer Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen leben. Schon lange ist bekannt, dass die Steinkorallen bei hohen Temperaturen die farbigen Algen abstoßen und bleichen. Im oben genannten Buch weisen die Autoren gestützt auf viele wissenschaftliche Studien nach, dass durch die Entwicklung der Klimakrise zur Weltklimakatastrophe vor allem seit 2015 eine sprunghafte Erwärmung der Weltmeere stattfand. Diese bleibt aufgrund der thermischen Trägheit, selbst wenn die Treibhausgase drastisch gesenkt würden, viele Jahrhunderte irreversibel. Neben der Verschmutzung, Versauerung der Meere, Raubbau an Fischen und Küstenbaumaßnahmen zählt die Erwärmung zum Hauptfaktor des Korallenverlustes. Bis 2050 könnten alle Korallenriffe der Welt verschwunden sein („Nationalgeographic“). Bei der im Nordatlantik bisher höchsten Oberflächenwassertemperatur 2023 trug laut Klimaforscher Mojib Latif die Abschwächung der Nordost-Passatwinde und der Westwinde zusätzlich zur Erhitzung bei, da ihr Kühleffekt geringer ausfiel.
Massensterben von Seeigeln wird zur weltweiten Pandemie
Im Mai berichtet die SZ: „Ein Parasit vernichtet immer mehr Seeigel-Bestände. Binnen zweier Tage macht er aus gesunden Tieren Skelette. ... Der Ausbruch stellt eine unmittelbare Bedrohung für Korallenriffe dar: Seeigel fressen Algen, die sonst Korallen überwuchern und abtöten würden.“ Seit 2022 verbreiten sich bestimmte Arten von Wimperntierchen über Wasserwege und lösen ein Massensterben bei bestimmten Seeigel-Arten weltweit aus, bisher vor allem in der Karibik und im Roten Meer. Warum das so ist, ist bisher nicht genau erklärbar. Die Ursache muss darin gesucht werden, dass sich alle wesentlichen Parameter zur Beurteilung des Zustands der Meere weiter verschärft haben. Das bedeutet eine neue Qualität der Entwicklung hin zum Verlust notwendiger Funktionen der Weltmeere für die gesamte Biosphäre.
Gefährliche Algenplage breitet sich aus
Saragassum-Braunalgen kommen im Atlantischen Ozean natürlich vor. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für Schildkröten, Krabben und Fische. Die sz schreibt Ende Mai: „An den Stränden von Cancún oder Jamaika türmen sich die Algen über Nacht zu hohen Haufen, versperren den Zugang zum Meer und verwandeln den schönsten Traumstrand in einen nach faulen Eiern stinkenden Ort“. Sie ersticken Riffe und Mangroven, blockieren Nistplätze und sind eine unüberwindbare Barriere für junge geschlüpfte Schildkröten, die schnell ins Wasser krabbeln müssen. Die verrotteten Algen setzen Nährstoffe frei, die Korallenriffe schädigen und das Saragassum-Wachstum wieder ankurbeln. Im vergangenen Jahrzehnt entwickelte sich ausgehend von Westafrika bis nach Südamerika der „Große Atlantische Saragassum-Gürtel“, die größte Algenblüte der Welt, 9.000 Kilometer lang. Wesentliche Faktoren sind die Erwärmung und Verschmutzung der Meere mit Düngern und anderen Nährstoffen. Nach einer Studie der University of the West Indies machen die Algen jetzt jeden Sommer mit den Strömungen des zentralen tropischen Atlantik eine 1.700 Kilometer lange Reise von Südamerika in die Karibik und weiter bis hinein in den Golf von Mexiko. Eine Triebkraft der explodierenden Algenvermehrung sind küstennahe Abholzungsgebiete in Süd- und Mittelamerika, die erodieren und nährstoffreiche Sedimente in den Ozean einbringen und die immer stärkere landwirtschaftliche Nutzung der Amazonaseinzugsgebiete. Der dringende Stopp und die Umkehrung dieser Entwicklung ist geboten und noch möglich.
Hoffnungslosigkeit („Die Menschen haben die Kontrolle verloren“) und Ängste à la Tina Baier sind allerdings ein schlechter Ratgeber und kein Ausweg. Zwar sind bereits irreversible Prozesse eingetreten und die globale Umweltkatastrophe hat begonnen, das Buch macht trotzdem wissenschaftlich begründeten revolutionären Optimismus, dass und wie das vollständige Ausreifen der begonnenen Umweltkatastrophe verhindert werden kann.