PrideMonth

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Juni 2024: Heute geht der diesjährige "Pride Month" zu Ende

Neben den internationalen „Pride Marches“ dem „Christopher Street Day“ (CSD), der an verschiedenen Orten mittlerweile zu unterschiedlichen Terminen begangen wird, feiert die LGBT-Bewegung den Juni jeden Jahres als „Pride Month“. In ihrem berechtigten Kampf gegen Diskriminierung hat die Bewegung viel erreicht, sieht sich heute aber auch mit neuen Problemen konfrontiert.

Von fu
Juni 2024: Heute geht der diesjährige "Pride Month" zu Ende
In der Geschichte der LGBT-Bewegung spielte aktiver Widerstand eine Schlüsselrolle. (Bild: Anna Shvets)

Die LGBT-Bewegung ist ihren Zielen nach eine Bürgerrechtsbewegung, in der sich die von Diskriminierung und Kriminalisierung Betroffenen selbst organisierten. Ihr Ziel bleibt Gleichbehandlung und Gleichberechtigung sowie gesellschaftliche Anerkennung. Die sexuelle Orientierung sollte keine Rolle im gesellschaftlichen Leben eines Menschen spielen.

 

In dem Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“, II. Teil der Serie „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise“, wird festgestellt: „Die Marxisten-Lenininsten stehen auf der Seite aller Ausgebeuteten und Unterdrückten, was den Kampf um sexuelle Selbstbestimmung, gegen sexuelle Ausbeutung und Pornographie einschließt.“¹

„Stonewall was a riot“

Der Christopher Street Day erinnert an einen entscheidenden Moment der Bewegung: Gegen 1 Uhr 20 am Morgen des 28. Juni 1969 startete die Polizei eine Razzia im „Stonewall Inn“ in der Christopher Street in New York. Das Lokal war ein Treffpunkt für Homosexuelle, Bisexuelle, Transsexuelle und Drag Queens. Nicht-heterosexuelle Handlungen waren in den USA nach wie vor kriminalisiert, Schikanen und Gewalt durch die Polizei üblich. Die Polizei nahm willkürliche Verhaftungen vor.

 

Es geschah etwas, was sich in dieser Qualität noch nicht ereignet hatte: Die Betroffenen leisteten aktiven Widerstand, bei dem sich eine größere Ansammlung von Personen aus der Nachbarschaft beteiligte. Die Polizei war gezwungen, sich in das "Stonewall Inn" zurück zu ziehen und verbarrikadierte sich dort. Erst gegen 4 Uhr konnte die Polizei mit weiteren Kräften die Christopher Street räumen. In den folgenden fünf Tagen setzte sich der Widerstand fort und es kam zu mehreren Demonstrationen und aufstandsähnlichen Situationen, die als „Stonewall riot“ bekannt wurden.

Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus

268 Seiten, 17,50 €

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Dieser Widerstand war der Ausgangspunkt der modernen LGBT-Bewegung. Sie ging seither in die Offensive gegen Unterdrückung und Diskriminierung und erkämpfte sich mit ihren Märschen die Straße. Aus diesem Kampf gegen die Kriminalisierung stammt die Losung des „Pride“, des Stolzes. Dabei geht es nicht darum, pauschal auf seine sexuelle Identität stolz zu sein: Dieser Stolz ist die Ablehnung der erlebten Scham und Verächtlichmachung. Viele Akteure der Bewegung beschäftigten sich auch mit der gesellschaftlichen Alternative des Sozialismus, weil sie darin eine Grundlage für eine tatsächliche Gleichberechtigung erkannten.

 

Auch, dass nicht etwa parlamentarische Debatten der Grund für die Entkriminalisierung und langsam fortschreitende Gleichberechtigung Homosexueller, Bisexueller und Transsexueller waren, ist durchaus noch im kollektiven Bewusstsein der Bewegung: „Stonewall was a riot!“ war ein verbreiteter Slogan, der sich gegen eine Zähmung der Bewegung richtete und insbesondere während der Debatte um die "Ehe für Alle" auf auf den CSDs zu hören und zu lesen war.

 

Obwohl die Ereignisse von 1969 kein Aufstand im eigentlichen Sinne waren, war es doch der aktive Widerstand, der die LGBT-Bewegung im engeren Sinne geschaffen hatte, und was sie seither erreichte, erreichte sie vor allen Dingen, weil sie kämpferisch war. Dennoch war die Bewegung immer noch stark kleinbürgerlich geprägt, was sie empfänglich für idealistische und individualistische Ideen machte. Auch haben die CSD-Demos zuweilen ein sexistisches Erscheinungsbild, was ihre Akzeptanz durch die Massen erschwert.

Einflüsse der postmodernistischen Identitätspolitik

Genau so wie vor einer Unterschätzung und Unterbewertung muss man sich aber auch davor hüten, die Bedeutung der (eigenen) sexuellen Identität überzubewerten. In den letzten 15 Jahren verbreiteten bestimmte Kreise idealistische und exzessiv individualistische Positionen. Während in der LGBT-Bewegung trotz der Unterschiede zwischen Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen der gemeinsame Kampf gegen die gemeinsam erlebte Unterdrückung im Vordergrund steht, stellen diese Leute Unterschiede und die Einzigartigkeit eines jeden in den Vordergrund.

 

Das wirkt objektiv spalterisch und führt zu großer Verwirrung. Eine unterstellt unbegrenzten Anzahl von Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen ist ein Ausdruck dieser Denkweise; jedem seine eigene, kleine Orientierung. Die meisten, wenn nicht alle diese "Identitäten" sind grobe Überzeichnungen, die objektiv und in ihrer Lebenspraxis kaum von den hergebrachten sexuellen Orientierungen unterschieden werden können. So stellt man subjektivistisch die eigene Empfindung über die objektive Realität. Gerade auf Jugendliche, die sich in dem Prozess der Selbstfindung befinden, wirken solche Ideen leider oft verfänglich. Das ist aber kein Ausdruck der Bewegung, sondern vielmehr ein auf sie einwirkender, lähmender Einfluss.

 

Das oben erwähnte Buch qualifiziert dazu: „Die subjektivistisch-idealistische Selbstbeschäftigung mit der eigenen Identität soll davon ablenken, dass Menschen ihr Bewusstsein in der Realität der Klassengesellschaft bilden, soll den Kampf – statt gegen die Diktatur der Monopole und für eine sozialistische Alternative – in »ungefährliche« Bahnen kanalisieren.“²

 

Solidarität mit der LGBT-Bewegung erfordert, mit einer bewusstseinsbildenden Arbeit die solidarische Auseinandersetzung gegen diese schädigenden Einflüsse zu führen. Gleichzeitig müssen wir die berechtigten Anliegen unterstützen und Erfolge würdigen. Die objektiv weiterhin besondere Diskriminierung homosexueller, bisexueller und transsexueller Menschen müssen wir beachten und ihre öffentliche Wahrnehmung fördern.