Verschärfter Konkurrenzkampf zwischen Behälterglas-Monopolen
Nicht auf dem Rücken der Arbeiter! Kampf um jeden Arbeitsplatz!
Die „Karnaper Flaschenpost“, Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Verallia in Essen-Karnap, schreibt in ihrer Juni-Ausgabe:
Der Weltmarkt für Glasflaschen und -behälter für Lebensmittel wird von einer Handvoll Konzerne beherrscht, darunter Gerresheimer AG (Deutschland), Owens-Illinois (USA), Ardagh (EU), Verallia (Frankreich) und Piramal (Indien). Sie drängen verstärkt auf den asiatischen-pazifischen Markt, weil sie dort hohe Wachstumsraten erwarten. China, Indien und andere imperialistische Länder expandieren aber selbst. Das führt zu einem enorm verschärften Konkurrenzkampf.
Hinzu kommen technische Neuerungen, wie neue Wannen, die Kohlendioxid ausschließen und produktiver sind, sowie dünneres, aber doch stabiles Glas. Das Marktforschungsinstitut „IBIS-world“ schreibt am 17. März: „Da der inländische Glasmarkt gesättigt ist, bauen die Ardagh Group Germany GmbH, die Wiegand-Glas Holding GmbH, die O-I Germany GmbH & Co KG und die Verallia Deutschland AG ihre jeweiligen Marktanteile mittels Fusionen aus. Dies trägt zu einer Zunahme der Marktkonzentration bei.“
Das ist der Hintergrund für den Kauf eines Werks des spanischen Behälterglasherstellers Vidrala in Italien durch Verallia. Dafür wird Geld locker gemacht, während in Karnap die Arbeiter entlassen und mit Mindestabfindungen abgespeist werden sollen. Alles ist mit der Vernichtung von Arbeitsplätzen verbunden. Der Kampf um jeden Arbeitsplatz steht auf der Tagesordnung.
Selbst die größten Essener Zeitungen, WAZ und NRZ, berichteten am 31. Mai: „In der Mitarbeiter-Postille Flaschenpost, einem offenbar linken Blättchen, spricht man von bis zu 100 Arbeitsplätzen, die gefährdet sein könnten“.
Jede Unterordnung unserer Interessen unter den mörderischen Konkurrenzkampf zur Beherrschung des Weltmarkts führt in die Sackgasse. Unsere Interessen können nur auf Kosten der Profite und mit wirksamen Kampfmethoden wie Streik durchgesetzt werden. Nur so werden wir Hammer statt Amboss sein. Wir können uns nicht länger ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem leisten, das mit seinem Wahn nach Maximalprofiten unsere Zukunft vor die Wand fährt. Die Diskussion um eine andere Gesellschaftsordnung muss auf die Tagesordnung.
Die Flaschenpost schlägt folgendes Kampfprogramm und folgende Kampfmaßnahmen vor:
- Kampf um jeden Arbeitsplatz – es gibt keinen gerechten Sozialplan!
- Sofortige Einführung der fünften Schicht, um die Arbeit besser zu verteilen und zugleich Überlastung durch viele Krankheitsfälle usw. auszugleichen.
- Allseitige und ständige Information der Belegschaft über Hintergründe der Entlassungen und Pläne der Geschäftsleitung!
- Ausweitung der umweltgerechten Produktion von Glasbehältern für Lebensmittel!
- Für die Wahl kämpferischer Vertrauensleute – machen wir die IGBCE zur Kampforganisation!
Vom Kampf andere Belegschaften lernen!
Viele andere Belegschaften haben ihre Kampfaktionen mit Pausenversammlungen begonnen, um sich zu informieren und Forderungen zu diskutieren und zu organisieren. Das wurde zu Streikversammlungen ausgebaut. Bewährt haben sich Strukturen der Vertrauensleute, die in allen Abteilungen vertreten sind. Sie können einen Streik für das ganze Werk organisieren. Bei den Bergleuten im Ruhrgebiet 1997 oder bei Opel in Bochum 2004 wurde durch konsequente selbständige Streiks, die den Kapitalisten richtig weh getan haben und viel Solidarität erfuhren, über viele Jahre Massenentlassungen verhindert. Dort galt: Streikzeit ist Arbeitszeit, Entscheidungen über den Streik und die Forderungen wurden demokratisch bei stündlichen Streikversammlungen gefasst. Es wurde nicht darauf gewartet, dass die Betriebsratsspitze oder die Gewerkschaftsführer etwas machen. Eine Schwäche war noch, dass keine selbständige Streikleitung gewählt wurde. Aus diesen Erfahrungen können alle lernen!