Dortmund

Dortmund

Fußball-EM: Deutsche Mannschaft im Viertelfinale – völlig losgelöst?

Zweifellos hat die Mannschaft unter Trainer Julian Nagelsmann das Spiel gegen Dänemark nicht zufällig gewonnen, aber etwas Glück war auch dabei. Die Serie des Ausscheidens in der Vorrunde wie zuletzt bei der Fußball-WM in Katar wurde beendet.

Von cw/Gelsenkirchen
Fußball-EM: Deutsche Mannschaft im Viertelfinale – völlig losgelöst?
Einer der riesigen "EM-Bälle", die aktuell in den Austragungsstädten stehen (foto: gemeinfrei)

Glückwunsch dazu. Aber „völlig losgeslöst von der Erde“ - wie am Ende des Abends im Stadion erklang – waren die Ereignisse sicher nicht.

 

Das zu Recht nicht gegebene Abseitstor der dänischen Mannschaft wurde erst durch die erstaunlich präzise und „auf der Erde“ entwickelte Technik erfassbar. Diese Technik steht zweifellos im Dienst gerechter Schiedsrichter-Entscheidungen. Entschieden wurde das kampfbetonte und wechselvolle Spiel auf hohem Niveau letztlich durch den Traumpass von Nico Schlotterbeck auf Jamal Musiala und dessen brilliantem Abschluss in der 68. Minute. Sicher war das deutsche Spiel nicht fehlerlos - aber immerhin: Bisher (Stand 29.6.2024) ließ die Mannschaft erst ein Tor  durch eine gegnerische Mannschaft zu und hat die meisten Tore (zehn, Spanien neun)  geschossen.

 

Ebenfalls nicht „losgelöst von der Erde“ war das massive Gewitter in der ersten Halbzeit des spannenden Spiels. Das führte zu einer längeren Spielunterbrechung und zur Schließung der Public-Viewing Veranstaltungen in Dortmund. Danach beruhigte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes: Eine solche Schwergewitterlage käme nur "ein- bis zweimal im Jahr in Deutschland vor". Das ist angesichts der Unwetter-Ereignisse allein in der vergangenen Woche in Deutschland wohl ein schlechter Witz! Sitzt dieser Wetterfrosch noch auf der Leiter im Einmachglas?

 

Gleichzeitig mit dem Achtelfinale der Fußball-EM – ebenfalls auf der gleichen Erde und „nicht losgelöst“ von ihr - fand in  Essen der AfD-Parteitag und der hunderttausendfache Protest dagegen statt. Chef-Faschist-Höcke erklärt, dass ihn die Spiele der de utschen Nationalmannschaft schon lange nicht mehr interessieren. Und Maximilian Krah spricht dem Team ab, überhaupt noch eine Nationalmannschaft zu sein. Blanker bornierter Rassismus. Gerade die internationale Zusammensetzung der Teams macht diese Meisterschaften so spannend und lebendig. Ohne ihre migrantischen Spieler, ohne Rüdiger, Musiala, Gündogan ... wäre die deutsche Mannschaft halb so interessant. Ilkay Gündogans Großvater kam als Bergmann aus der Türkei ins Ruhrgebiet. Sollten wir wohl nachträglich auch noch ehemals polnische Bergarbeiter oder ihre Söhne aus der Weltmeister-Elf von Bern 1954 tilgen? 

 

Nun gut, der Flug der deutschen EM-Mannschaft geht weiter – wenn auch nicht losgelöst von der Erde. Dafür wird Trainer Nagelsmann sicher sorgen. Er erklärte direkt im Interview nach dem Spiel, wo er Schwachstellen gesehen hat und man nachbessern muss. Ein Blick auf den nächsten Gegner – Spanien oder Georgien – verdeutlicht: Für den Weiterflug ist eine Steigerung erforderlich.