ThyssenKrupp
Betriebsratssprechstunde oder selbstständiger Streik?
Montag fanden bei tkSE Duisburg Hamborn/Beeckerwerth zwei Sprechstunden des Betriebsrates für die Kollegen aus den Walzwerken statt. Es sollen über 30 weitere in den nächsten Wochen folgen. Das nutzten ca. 300 Kolleginnen und Kollegen, um die Anlagen still zu setzen und für eine bis zwei Stunden zu streiken.
In Beeckerwerth waren Kollegen aus dem Kalt- und Warmwalzwerk 2 gekommen und diskutierten, wie man wirksam gegen diese Pläne vorgehen kann. Vom geschäftsführenden Betriebsrat, Sebastian Balzer, wurden Lopez, Vorstandsvorsitzender und Russwurm als Chef des BDI für ihre Pläne angegriffen. Gleichzeitig wurde aber die Illusion verbreitet, dass jetzt der Kampf um eine finanzielle Ausstattung von 4 Milliarden Euro für Stahl geführt werden müsse. Dafür sollen die Kollegen aktiver werden und Aktionen breit unterstützen und mitmachen. Sebastian Balzer verband die Forderung, um die Arbeitsplätze zu kämpfen, damit, dass man nicht alle retten könne. Dafür müsste die Arbeitsplatzvernichtung aber zumindest „sozialverträglich“ gestaltet werden. Das wurde von anderen Kollegen kritisiert, weil damit seit Jahren die Belegschaft ausgedünnt wird und die Arbeitsplätze der Jugend fehlen.
Jetzt muss konsequent um jeden Arbeitsplatz gekämpft werden. Die Sprechstunden sind eine Methode, das Selbstbewusstsein zu stärken und zu diskutieren. Ein Redner hob aber hervor, dass die Kollegen jetzt die Initiative für einen selbstständigen Streik ergreifen müssen. Bis die Vorstandspläne vom Tisch sind! Dafür gab es viel Zustimmung.
Den „Plan“ des Stahlvorstands, der nächste Woche in der Aufsichtsratssitzung vorgestellt werden soll, können wir nicht akzeptieren. Er wird das Aus für Anlagen, u.a. für HKM und Walzwerke bedeuten. Es wurde darüber abgestimmt, dass sich nächste Woche wieder vor der Kaue getroffen wird, um die nächsten Schritte zu beraten.
„Sollen wir nicht nach Essen fahren?“, fragte ein Kollege. Ein anderer meinte: „Besser die Anlagen stillsetzen und die Tore blockieren. Sollen die von Essen doch zu uns kommen“. Spürbar war, dass die Kampfbereitschaft wächst, aber dass auch noch einiges geklärt werden muss.
Auch in Hamborn, wo sich die Kollegen vom Kalt- und Warmwalzwerk 1 und der Gießwalzanlage trafen, herrschte eine kämpferische Stimmung. Kollegen hörten nachdenklich und ernst zu. Einige forderten, dass wir weitergehen müssen, als nur Betriebsratsinfos zu machen. Alle sind herausgefordert, das zu ihrer Sache zu machen, anstatt auf Kollegen zu schimpfen, die den „Ernst noch nicht begriffen hätten“, wie der Betriebsrat Dirk Riedel meinte. Vielen fehlt seit Jahren das Vertrauen in die Gewerkschafts- und Betriebsratsführung und die faulen Kompromisse der Vergangenheit. Ein Redner rief dazu auf, dass in den Abteilungen mit jedem Kollegen über einen selbstständigen Streik diskutiert werden muss. Dazu darf der Betriebsrat nicht aufrufen, auch die IG Metall nicht. Aber die Gewerkschaftsmitglieder und die Vertrauensleute können das aktiv in die Hand nehmen. So hat schon bei der Betriebsversammlung eine Woche zuvor Karsten Kaus von der IG Metall gesagt: „Jetzt muss die Belegschaft handeln!“ Die ersten Schritte sind gemacht und werden jetzt weiter breit im Betrieb diskutiert!