Gegen Spaltung

Gegen Spaltung

"Für 500 Flüchtlinge wurde mehr Security eingesetzt als Fachpersonal"

Seit am 31. Mai durch einen islamistisch-faschistischen Attentäter in Mannheim ein Polizist ermordet wurde, wird von faschistoiden Hetzern, aber auch bürgerlichen Politikern und Parteien eine ultrareaktionäre Meinungsmanipulation gegen Flüchtlinge und Migranten betrieben. Als ob von Flüchtlingen aus Afghanistan und Syrien Gewalt und Terror gegen die deutsche Bevölkerung ausginge. Ein Leser und Korrespondent aus dem Schwarzwald setzt sich damit auseinander.

Korrespondenz aus dem Schwarzwald

Gabis Rede zum Mannheimer Polizistenmord hat mich aufgewühlt. Wenn ich diese Scheinheiligkeit sehe (Herr Steinmeier kann es besonders gut), weckt das in mir Wut. Der Mord ist mit Ergebnis der unmenschlichen Flüchtlingspolitik, an der er mitbeteiligt ist. Damit es auch alle mitbekommen, machte man ihn zum Dauerprogramm in den Nachrichten.

 

Zu Zeiten des Mauerfalls hatte ich mich ins kleinbürgerliche Leben zurückgezogen. Die Ankunft der Geflüchteten 2014/2015 politisierte mich wieder. An unserem Ort wurden sie in eine ehemalige Kaserne eingepfercht. So begann ich, mich wieder politisch einzumischen. Internationalist war ich ja weiter, durch meine Arbeit im Betrieb.

 

Was hier passierte, trieb mich gehörig um. Für diese 500 Menschen wurde mehr Security eingesetzt als Fachpersonal. Der Leiter dieser und einer anderen Unterkunft (1000 „Insassen“) war ein ehemaliger (altersausgemusterter) Postbeschäftigter. Er war zwar freundlich, aber völlig überfordert. Gerade mal maximal 30 Fachkräfte waren für deren Betreuung eingesetzt.

 

Erst kümmerte ich mich um einen Afghanen mit Familie. Als wir endlich miteinander klarkamen, wurde die Familie verlegt. Ich besuchte sie dort einmal, und erschrak: Die Halle war mit Zeltbahnen in Quadrate (vielleicht 36 m²/vier Personen) unterteilt. Da konnte man den Nachbarn flüstern hören. Meine zu der Zeit humanitäre Hilfsbereitschaft war überfordert.

 

In der Kaserne war ich weiter aktiv. Die demoralisierende Unterbringung ohne jede Intimsphäre zerstörte zusehends die Disziplin. Nicht wenige der Jungs waren bis hierher teils 1,5 bis 2 Jahre unterwegs und durch die Hölle gegangen. Jede Maßnahme war darauf ausgerichtet: Abgeschoben werdet ihr eh, also sind auch Sprachkurse zwecklos. Wir versuchten, das selbst zu organisieren. Vereinzelt gelang es mal, einen Kollegen in einer Firma unterzubringen. Oft scheiterte es letztendlich an der Sprache.

 

Oft dachte ich an Bert Brechts Gedicht vom reißenden Fluss:

 

Der reißende Fluß
wird gewalttätig genannt.
Aber das Flußbett,
das ihn einengt,
nennt keiner gewalttätig.

 

Nicht selten war die Perspektiv-Suche auch durch Irrwege geprägt. So mancher handelte mit Drogen. Da reichte einer in einem Vierer-Zimmer, den anderen Mittäterschaft zu unterstellen. Auch faschistische Islamisten wussten das, um „Kämpfer“ zu rekrutieren.

 

Und der bürgerliche Machtapparat? Die „Fachkräfte“, die dort arbeiten, wissen das auch. Ihr Auftrag ist allerdings ein anderer: Sie müssen Sündenböcke „produzieren“, um von den Verursachern der atomaren Weltkriegsgefahr sowie der begonnenen globalen Umweltkatastrophe abzulenken – den internationalen Konzernen.

 

  • Lassen wir uns nicht spalten – Hoch die internationale Solidarität!
  • Für die vereinigten sozialistischen Staaten weltweit!