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Bürgenstock und Zimmerwald: Zwei Friedenskonferenzen gegensätzlicher Art

Im Schweizer Luxusort Bürgenstock tagte am 15. und 16. Juni mit Vertretern von 93 Staaten die Ukraine-Konferenz, ursprünglich als angebliche „Friedenskonferenz“ ausgerufen. In Wahrheit kam sie auf Bitte von Wolodymyr Selenskyj zustande.

Von wr

Siehe auch hier: "Dreisprung" in den Weltkrieg

 

Kein Land erklärte, die Produktion von Atomwaffen einzustellen und das Arsenal zu verringern. Die scheinheilige Versicherung, sich für die „Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit aller Staaten“ einzusetzen, forderte allein Russland zum Abzug aus dem Donbas und der Ukraine auf. Von einem Rückzug von NATO-Einheiten aus den baltischen Ländern und an der ukrainischen Grenze war natürlich nicht die Rede. Eine Folgekonferenz wurde erst gar nicht vereinbart und Friedensverhandlungen wurden zu einem „Fernziel“ erklärt.

 

Knapp hundert Jahre zuvor und knapp hundert Kilometer von Bürgenstock entfernt tagte eine andere Friedenskonferenz im damaligen schweizer Bauerndorf Zimmerwald. Im August 1915, knapp ein Jahr nach dem Beginnn des Ersten imperialistischen Weltkriegs, trafen sich 37 Delegierte aus elf europäischen Ländern. Sie repräsentierten den Rest noch zerplitterter Linker, die sich von den sozialdemokratischen Parteien getrennt hatten, nachdem deren Führer die revolutionären Positionen verraten und  zur Burgfriedenspolitik mit den herrschenden Imperialisten in ihren Ländern übergelaufen waren.

 

Der russische Revolutionär Lenin prägte dieses Treffen zusammem mit einer Minderheit unter den Zimmerwalder Linken. Seine Kernthese war die Verpflichtung, in jedem Land die Burgfriedenspolitik zu durchbrechen und den Klassenkampf auf die Niederlage ihrer Kriegstreiber hin zu führen und den Weg der sozialistischen Revolution einzuschlagen. Diese eindeutige Aussage  wurde durch die opportunistische Mehrheit noch verwässert. Darin drückte sich auch die Schwäche der Zimmerwalder Konferenz aus. Sie vollzog noch keinen entschiedenen Bruch mit dem Opportunismus.

 

Dessen Vertreter appellierten an die Aussöhnung mit den sozialdemokratischen Führern, um angeblich dadurch aus der Isolierung zu kommen und eine größere Einheit gegen den Krieg zu erzielen. Lenin verurteilte diese kleinbürgerliche Politik des Zentrismus, die im offenen weltanschaulichen Kampf zwischen der proletarischen und der  imperialistischen Ideologie versucht, eine angebliche Mittelstellung einzunehmen. Damit deckten sie aber mit linken Phrasen die imperialistischen Kriegstreiber.

 

Lenin sah sich auf der Zimmerwalder Konferenz  in einer Minderheit, bezeichnete sie jedoch als „einen erster Schritt“ in der Entwicklung der internationalen Bewegung gegen den Krieg (Lenin Werke Band 21, Seite 369 - 395).  Der Verlauf der Geschichte mit der Beendigung des Ersten Weltkriegs durch die siegreiche Oktoberrevolution in Russland und die Novemberrevolution in Deutschland gab Lenin recht.