Metall-Tarifrunde 2024
Kapitalisten provozieren – Kampfbereitschaft erhöhen!
Ab September laufen die Verhandlungen um Löhne und Gehälter in der Metall- und Elektroindustrie an. Sie werfen ihre Schatten voraus. Harald Marquardt, Verhandlungsführer des Unternehmerverbands Südwestmetall in Baden-Württemberg: „Auch wenn das einen Aufschrei gibt: Die richtige Zahl in der Lohnentwicklung wäre eine Null.“
Die Nullrunde begründet Marquardt mit der offiziellen Inflationsrate von 2,4 Prozent und zieht daraus den Schluss: „Wenn die IG Metall Lohnsteigerungen mit Einbußen der Beschäftigten begründet, hat sie keine Argumente“, sagt Marquardt. [1] Für wie dumm hält er die Metaller? „Wo leben die denn? Was nützt mir eine offizielle Inflationsrate von 2,4 Prozent, wenn die Lebensmittel seit 2020 um 32 Prozent gestiegen sind? Das lenkt doch davon ab, dass die Preistreiberei und damit der Kaufkraftverlust jetzt nur langsamer steigt,“ so ein IG-Metall-Vertrauensmann bei Daimler in Düsseldorf.*
Gestern hat nun der IG-Metall-Vorstand eine Forderungsempfehlung zur Diskussion in den Betrieben und regionalen Tarifkommissionen abgegeben. Der Vorschlag lautet: eine Entgelterhöhung von 7 Prozent, 170 Euro mehr für Auszubildende und eine nicht genannte „soziale Komponente“.
Damit liegt der Vorschlag weit hinter den Diskussionen in den Betrieben zurück. In vielen Betrieben erwarten die Kolleginnen und Kollegen mindestens eine „zweistellige“ Lohnerhöhung. Aber auch die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist im Gespräch. Angesichts der angekündigten Arbeitsplatzvernichtung diskutierten Bosch-Vertrauensleute, dass es eigentlich richtig sei, die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung in dieser Tarifrunde aufzustellen. Angesichts des Kaufkraftverlustes und der bereits durchgeführten bzw. angekündigten Vernichtung zehntausender Arbeitsplätze unterstützt die MLPD die Forderung nach einer kräftigen Entgelterhöhung von 10-15 Prozent und die Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf mahnt, bei allem Verständnis für die Anliegen der Beschäftigten komme es darauf an, den Standort zu stärken. [2] Die alte Leier! Um die Wettbewerbsfähigkeit der Metall- und Elektromonopole zu steigern, sollen wir Kolleginnen und Kollegen mal wieder auf unsere Klasseninteressen verzichten. Vergessen, dass wir von den Kapitalisten ausgebeutet werden und deshalb die Interessen der Kapitalisten und unsere grundverschieden sind.
Wir Arbeiter und Angestellte sind im Kapitalismus gezwungen, beständig den Kampf für Lohnerhöhungen, gegen Arbeitsplatzvernichtung und gegen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen zu führen. Ihn offensiv zu führen, heißt deshalb auch, die Frage nach einem Gesellschaftssystem jenseits des Kapitalismus aufzuwerfen. Warum sollen die Menschen, die den Reichtum im Austausch mit der Natur erarbeiten, ständig von Existenzängsten bedroht sein? Auch die IG Metall muss sich öffnen für diese Diskussion über eine sozialistische Gesellschaft, in der die Arbeiterklasse die Macht und die Führung hat und die Ausbeutung des Menschen und der Natur durch den Menschen abgeschafft ist.
Eine offensiv geführte Tarifrunde hat auch politische Bedeutung. Die Arbeiterklasse, voran das Industrieproletariat, muss sich ihrer Verantwortung für den antifaschistischen Kampf bewusst werden, gerade jetzt nach der Europawahl - ihrer Verantwortung im Friedenskampf, im Kampf um die Rettung der Menschheit angesichts der begonnenen globalen Umweltkatastrophe. Nicht nur die AfD agiert arbeiter- und volksfeindlich. Auch die Bundesregierung muss deswegen angegriffen werden. So weist Bundesfinanzminister Christian Lindner jeden Gedanken daran, dass der Mindestlohn erhöht werden muss, weit von sich. Nein zur Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten auf die Massen!
Etwas von der Kraft der Arbeiterklasse wird in vielen Betrieben diskutiert. Bei einem großen Automobilzulieferer wurde auf der Vertrauensleutesitzung die Frage aufgeworfen: „Warum streiken wir nicht? Für drei Tage dicht machen – die werden ganz anders reden!“
Die Antwort auf die Provokation der Monopolverbände kann nur heißen, jetzt schon die Vorbereitung auf den vollen Einsatz der gewerkschatlichen Kampfkraft zur Durchsetzung der Forderungen vorbereiten. Bis zum 21. Juni, dem Treffen der Tarifkommissionen sind jetzt die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben aufgefordert, konkrete Beschlüsse, Entschließungen über die Forderungen nach einer kräftigen Lohnerhöhung und Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen zu fassen. Am 8. Juli will der IG Metall-Vorstand die endgültigen Forderungen beschließen.