Greenwashing

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Frankreich verkauft Atomkraftwerke weiter als umweltfreundlich

Obwohl längst bewiesen ist, dass die Atomkraft und deren Risiken nicht beherrschbar sind, werden weltweit immer neue Kernkraftwerke gebaut - sogar direkt "vor unserer Haustür". Frankreich nimmt nach über 20 Jahren in diesem Sommer erstmals wieder ein neues Atomkraftwerk in Betrieb.

Von Ulrich Achenbach

Der staatliche Energiekonzern EDF teilte mit, die Atomaufsicht habe die letzten vorbereitenden Schritte für den Start des neuen Atomreaktors in Flamanville am Ärmelkanal genehmigt. Ein erstes Beladen des Kraftwerks mit Kernbrennstoff könne nun in den nächsten Wochen ins Auge gefasst werden. Der Anschluss des Druckwasserreaktors (EPR) an das nationale Stromnetz sei für den Sommer geplant. Doch damit noch nicht genug. Frankreich will seiner Bevölkerung verkaufen, dass die Kernkraft sicher und umweltfreundlich ist, weil durch den Betrieb eines Atomkraftwerkes kein CO2 freigesetzt wird.

 

Soweit es die Reaktoren betrifft, ist dies sogar richtig. Aber die Energie für Betrieb und Kühlung der Reaktoren stammt gewiss nicht aus Naturstrom - ganz zu schweigen vom jahrzehntelangen Bau der Anlagen. Die Entsorgung von ausgebrannten Brennstäben, also des Atommülls, scheint der französischen Regierung jedoch völlig "unbekannt" oder egal zu sein. Nach wie vor gibt es kein sicheres Endlager, auch nicht in Frankreich. Zwar wurde Frankreichs ältestes AKW in Fessenheim im Elsass 2020 abgeschaltet. Grundsätzlich aber ist der Bau von 14 oder möglicherweise noch mehr neuer Kraftwerke geplant. Außerdem soll die Laufzeit bestehender Kraftwerke von 40 auf 50 Jahre erhöht werden. Bei 32 der 56 französischen AKW ist das geplant.

 

Frankreich liegt hinter den USA immer noch auf Platz zwei der größten Produzenten von Atomstrom weltweit. Ein möglicher Supergau ist nie auszuschließen, auch bei modernster Technik nicht. Aber Hauptsache, die Atomlobby kann riesige Gewinne einfahren! Insbesondere aber werden Atomkraftwerke betrieben, weil sie für die Produktion von waffenfähigem Uran gebraucht werden.

 

Zwar möchte Frankreich außerdem erneuerbare Energien ausbauen, aber dabei geht es um gewinnträchtige Windkraftanlagen auf See. Die Nutzung von Erdwärme, Biomasse oder Solarenergie spielt dabei so gut wie keine Rolle. Hier beweist sich erneut, dass Umweltschutz nur dann praktiziert wird, wenn darunter nicht die Profite der Konzerne leiden. Greenwashing pur!