Russische Soldatenfrauen

Russische Soldatenfrauen

Unsere Männer müssen begreifen, wo ihr eigentlicher Feind sitzt

Seit einigen Monaten hat sich eine Bewegung von Soldatenfrauen in Russland unter dem Namen „Weg nach Hause“ formiert. Immer lauter wird die Forderung nach einem generellen Ende der Kämpfe in der Ukraine. 60.000 Menschen sind auf dem "Telegramm"-Kanal lose und unter den Augen des Staatsapparats verbunden.

Von lg

Jeden Samstag legten Frauen gemeinsam am Grabmal des unbekannten Soldaten an der Kremlmauer im Protest Blumen nieder. Der russische Staat stufte sie Ende Mai als Auslandsagenten ein, womit eine Kriminalisierung vorbereitet wird. Den Männern der mutigen Frauen wurde an der Front damit gedroht, in den Sturmangriff an die vorderste Front geschickt zu werden, wenn sie ihre Frau nicht zum Schweigen bringen. Verschiedenen Frauen wurde wiederum mit Sozialleistungen oder Sonderurlaub für ihre Männer geschmeichelt. So wird versucht, die Protestbewegung auf diesem Weg zum Schweigen zu bringen.

 

Tatsächlich sind die Samstagsaktionen so erst einmal eingeschlafen. Anstatt dessen veranstalten die Frauen jetzt samstags „Kochtopfparaden“: Alleine zu Hause vor der Handykamera klopfen Frauen und Kinder mit Kochlöffeln auf ihrem Kochgeschirr und machen sich damit in der Öffentlichkeit bemerkbar.

 

Doch nun regte sich erneut Protest. Ca. ein Dutzend Frauen protestierten trotz des Demonstrationsverbots mutig vor dem Verteidigungsministerium. Sie forderten, dass ihre seit September 2022 im Einsatz befindlichen Männer nach Hause dürfen. Verteidigungsminister Andrei Remowitsch Beloussow reagierte kaltschnäuzig: Die Frauen hätten kein Recht, sich Bürgerinnen Russlands zu nennen und ihre Männer müssten bis zum Ende der „Spezialoperation“ in der Ukraine bleiben. Doch die rüde Vorgehensweise des russischen Staatsapparats ist ein zweischneidiges Schwert. Die Frankfurter Rundschau berichtet: „Irina gehört zu den Frauen, die den Abzug aller russischen Truppen aus der Ukraine fordern. Vielleicht endet alles ja wie 1917 mit einem Protestmarsch der Frontsoldaten auf Moskau, sagt sie. ‚Aber dafür müssten unsere Männer zuerst begreifen, wo ihr eigentlicher Feind sitzt.‘ Zumindest Irina hat sich radikalisiert". (FR, 5.6.24) Dieser Verweis auf das revolutionäre Jahr 1917 mit der Februar- und Oktoberrevolution ist wahrlich richtig gewählt!