Vor 80 Jahren

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Landung alliierter Truppen in der Normandie am 6. Juni 1944

Als „großartigste Aktion dieses Krieges“ kennzeichnete der Marxist-Leninist Willi Dickhut 1944 die Invasion US-amerikanischer, britischer und kanadischer Truppen an der nordfranzösischen Atlantikküste. In seinem in der Illegalität angefertigten Anleitungsmaterial für den antifaschistischen Widerstandskampf der KPD hieß es vorausschauend: „Der Beginn der Invasion ist gleichzeitig der Beginn des militärischen und politischen Zusammenbruchs Hitler-Deutschlands.“ (1)

Landung alliierter Truppen in der Normandie am 6. Juni 1944
Landung alliierter Truppen in Omaha Beach (Foto von Robert Capa9)

Bei der „D-Day“ genannten  Militäroperation landeten 156 000 Kämpfer in Booten an fünf Strandabschnitten in der Normandie bzw. wurden mit Fallschirmen im Hinterland abgesetzt. Ihnen standen etwa 50 000 Besatzungssoldaten der faschistischen deutschen Wehrmacht entgegen, die in ihren Befestigungsanlagen den Angriff erwartet hatten.

 

Mit der Invasion wurde von der Anti-Hitler-Koalition, in der die Sowjetunion, die USA und Großbritannien im Zweiten Weltkrieg als Verbündete zusammengeschlossen waren, endlich eine Zweite Front in Europa eröffnet. Bereits kurz nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 und der Bildung des antifaschistischen Militärbündnisses hatte Stalin eine entsprechende Forderung erhoben. Auch in den USA und Großbritannien gab es von den dortigen kommunistischen Parteien geführte Bewegungen für die Eröffnung einer Zweiten Front.

 

Der Vernichtungskrieg Hitlers gegen die sozialistische Sowjetunion war von der Basis seiner Siege über Polen und Frankreich und der Besetzung fast des gesamten europäischen Kontinents ausgegangen. Die Sowjetunion musste die Hauptlast des Krieges tragen und ihr war es Ende 1941 gelungen, in der Schlacht vor Moskau der faschistischen Militärmaschinerie die erste Niederlage in diesem Weltkrieg zuzufügen. Unter großen Anstrengungen und Opfern drängte sie die Invasoren zurück und bewirkte Anfang 1943 mit dem Sieg in der Schlacht von Stalingrad eine endgültige Wende des Kriegsverlaufs.

 

Doch die Verbündeten zögerten ihr direktes Eingreifen auf dem europäischen Schlachtfeld immer wieder hinaus. Die Landung in der Normandie wurde nun für sie zur Notwendigkeit. Die Rote Armee führte 1944 eine Sommeroffensive durch und machte deutlich, dass sie die Hauptkraft der Befreiung der Völker vom imperialistischen Faschismus darstellte und die Nachkriegsordnung dementsprechend in eine sozialistische Richtung beeinflussen würde.

 

Um ihre eigenen wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen zu wahren, mussten die USA und Großbritannien aktiv werden. „In den ersten Invasionswochen wurde der französische General Koenig als Chef der ,inneren Kräfte' Frankreichs ins Hauptquartier Eisenhowers berufen. Damit wurde die französische Widerstandsbewegung in die strategischen Planungen der alliierten Operationen einbezogen“, schrieb Willi Dickhut zum weiteren Verlauf. (2) Der amerikanische Oberbefehlshaber, der 1953 US-Präsident wurde, förderte zielgerichtet die bürgerlichen Kräfte und ermöglichte es nach der Zurückdrängung der deutschen Truppen, dass der französische General de Gaulle an der Spitze der Befreier in Paris einmarschierte.

 

In der bürgerlichen Darstellung der Ereignisse wird heute – so wie in der amerikanischen Gedenkstätte am Landungsabschnitt Omaha Beach – die Invasion als entscheidende Befreiungstat vom Faschismus gefeiert. Militärisch gesehen war sie tatsächlich großartig, politisch stellte sie jedoch eine späte Sicherung des US-Einflusses auf die Weltkriegsergebnisse dar.