Wahlkundgebung in Weilheim
Interessante Diskussionen trotz "Landunter" und ein spannender Stammtisch
Die Wahlkundgebung der Internationalistischen Liste / MLPD auf dem Weilheimer Marienplatz hätte sich kaum ungünstigere Bedingungen wählen können. Es schüttete wie im gesamten Voralpenland aus Kübeln. Das Weilheimer Tageblatt hatte unsere Kundgebung unter der Überschrift „Bauerndemo gegen Rechts“ angekündigt. Die meisten der angemeldeten Parteien blieben gleich zu Hause. So packte die CSU nach wenigen Minuten ein. Die AfD verkrümelte sich völlig isoliert unter ihrem Pavillon und gab nach einer Stunde ergebnislos auf. Grüne und SPD hielten zwar länger durch, blieben aber die ganze Zeit nur unter sich.
Wir stellten uns in die Mitte auf dem sonst an Samstagen viel bevölkerten Marienplatz. Nur wenige Passantinnen und Passanten – in den zwei Stunden etwa 40 bis 50 - überquerten den Platz, um schnell in eines der Geschäfte oder nach Hause zu flüchten. Es kamen wiederholt einige auf uns zu und interessierten sich, wer wir eigentlich sind und was wir vertreten. Unter dem Dach unseres Pavillons gab es laufend kleine Diskussionsgruppen mit vier bis sechs Leuten. Die Leute respektierten, dass wir uns für die kleinen Bauern und Arbeiter einsetzen und auch ein kleines Publikum ernst nahmen, anstatt nur auf schnellen Stimmenfang zu gehen, wie die bürgerlichen Monopolparteien.
Manche Diskussionen wurden zu einer kleinen Schulung. So in der Kritik an den bürgerlichen Parteien, dass wir angeblich in einer Wohlstandsgesellschaft leben würden, die sie erhalten wollten. Als ein Genosse das Mehrwertgesetz als Grundlage der kapitalistischen Ausbeutung darlegte, stieß das auf großes Interesse. Ebenso die Frage, was unter Imperialismus zu verstehen ist, und dass sowohl Russland als auch die führenden NATO-Staaten und die EU Imperialisten sind. Die Prinzipien der MLPD und des echten Sozialismus brachten einige zum Nachdenken darüber, ob ein Verrat am Sozialismus doch zu verhindern ist. Einige überlegten sich, ob sie am folgenden Sonntagvormittag nach dem Kirchenbesuch unseren Bauernstammtisch im „Dachsbräu“ besuchen sollten.
Am Samstagnachmittag besuchten wir von der Agrarplattform des Internationalistischen Bündnisses mehrere Höfe in der Region und hatten längere Gespräche mit Milchbauern. Die Stimmung bei den meisten schwankt zwischen Enttäuschung, Frustration und einer kämpferischen Trotzhaltung. Leider waren dann wenige zum Bauernstammtisch gekommen. Aber dafür hatte er Qualität. Geklärt wurde, warum die EU seit ihren Anfängen (als EWG) ein reaktionäres, aggressives Bündnis imperialistischer Länder ist. Dabei spielte die Agrarpolitik eine wichtige Rolle für die BRD, um auf „friedliche Weise“ weltweit Märkte zu erobern. Auch auf Kosten der Masse der Bauern hier und in vielen Ländern.
Heute geht Deutschland immer offener politisch und militärisch im Kampf um Einflusssphären vor. Der Ukrainekrieg und die Gefahr eines Dritten Weltkriegs treiben die Leute sehr um. Großes Interesse fand unsere Aktion „Rotfüchse kommen zu Hilfsarbeiten auf den Bauernhof“ mit bereits sehr guten Erfahrungen bei den Kindern und bei den Bäuerinnen und Bauern auf vier Höfen. Das sollte ausgeweitet werden und wurde als wertvolles pädagogisches Konzept bewertet, indem Kinder die körperliche Arbeit und den Umgang mit der Natur wertschätzen lernen.
Zum Schluss gab es einen Ausblick auf weitere Aktivitäten, weitere Stammtische und anderes, mit Vorstellungen des Buches „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ von Stefan Engel, Monika Gärtner-Engel und Gabi Fechtner. Viele gute Ideen wurden entwickelt: so die, 2025 kulturelle und politische Aktivitäten zum Gedenken an 500 Jahre Deutscher Bauernkrieg zu planen. Das Oberallgäu war neben Thüringen ein Zentrum der aufständischen Bauern. In Memmingen entstanden die berühmten „12 Artikel“, gewissermaßen ein erstes Kampfprogramm für eine demokratische Gesellschaft. Soviel wurde schon in unserer Diskussion deutlich. Das wird nicht nur ein nostalgischer Rückblick auf die Vergangenheit, sondern enthält auch etliche Lehren für den Befreiungskampf von Ausbeutung und Unterdrückung für uns heute.