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Microsoft: Total "Recall" - Totale Überwachung

Microsoft plant mit seiner neuen integrierten KI, dem “Microsoft Copilot”, die vollständige Dokumentation der Aktivitäten seiner Benutzer. Alle 5 Sekunden soll die KI-Funktion “Recall” auf Windows 11 Bildschirmfotos von allen Monitoren abspeichern. Verkauft wird das - wie immer - als Feature für den Komfort des Benutzers.

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Microsoft: Total "Recall" - Totale Überwachung
Das digitale Übermonopol Microsoft, seit den 90'ern führender Entwickler von Betriebssystemen für Arbeitsplatz- und Endverbraucher-PCs, hatte noch nie den Ruf, mit den Daten seiner Kunden gewissenhaft umzugehen. (Bild: Salvatore De Lellis)

Der vorgebliche Zweck dieser Funktion ist so banal, wie es nur werden kann: Weißt Du noch, dieser eine Tweet? Letztens, vor zwei oder drei Tagen. Da ging’s um irgendwas mit Polizeigewalt. Auf welchem Account war der noch? Mit solchen Fragen will Dich Microsoft in Zukunft nicht mehr alleine lassen. Die KI “Microsoft Copilot” soll sie Dir beantworten können. Die KI erstellt und durchsucht dafür Tausende Bildschirmfotos. Alle 5 Sekunden wird der Bildschirm vollständig abfotografiert und dauerhaft gespeichert.

 

Darüber hinaus durchsucht die KI auch Dokumente und selbst Video-Meetings, an denen man teilgenommen hat. Ausgenommen sind DRM-Inhalte (DRM = Digital Rights Management, das heißt zum Beispiel Filme, die man über Netflix anschaut). Also Entwarnung: Die Vermarktungsrechte der Film- und Musikindustrie werden gewahrt!

Microsofts Versprechen

Microsoft will damit beruhigen, dass die Bildschirmfotos nur auf der lokalen Festplatte gespeichert werden. Dadurch benötigt "Recall" nebenher sehr viel Festplattenspeicher. Die KI interpretiert diese Bilder und damit werden sie letztlich - ob lokal gespeichert oder nicht - Teil der Datenbanken der KI. Angeblich erfolgt auch diese Interpretation noch lokal. Das wäre einer der Gründe für die heftigen Hardware-Ansprüche. So funktioniert "Recall" (wenigstens) nur auf den neuen Copilot+ PCs mit Qualcomm Snapdragon X ARM-Prozessoren.

 

Zumindest kann das “Feature” für einen zu definierenden Zeitraum ausgesetzt werden. Abgeschaltet werden kann es nicht.

Vielzahl der Risiken

Ob die lokale Speicherung der Daten für den Moment einen gewissen Schutz bedeutet, ist eine Frage des Vertrauens; Benutzer können nicht überprüfen, ob Microsoft die Inhalte nicht doch überträgt.

 

Die Erfahrung im Umgang mit solchen Funktionen zeigt allerdings, dass es dabei nicht bleiben wird - früher oder später werden die Bildschirmfotos in der Cloud landen, vorgeblich zur Verbesserung des Service und um den Festplattenspeicher des Benutzers zu “entlasten”. Wer das nicht will, wird dann zahlen müssen.

 

Verschlüsselung der Daten gibt es jetzt schon nur in der Pro-Version von Windows 11. Das ist nicht neu: Schon bei Windows 10 hat Microsoft die Privatsphäre der Nutzer zur zahlungspflichtigen Zusatzfunktion erklärt, so dass die Übertragung bestimmter Nutzerdaten nicht in der Basisversion deaktiviert werden konnte.

 

Das heißt: Gerät der PC in falsche Hände - ob er nun gestohlen oder von Staatsorganen beschlagnahmt wird - können die Bildschirmfotos einfach betrachtet und kopiert werden. Auch für Hacker ist das ein lohnendes Ziel, denn dass Passwörter und sonstige Zugangsdaten mit den Bildschirmfotos abgelichtet werden ist eine rein statistische Frage. Auch die Inhalte verschlüsselter Chats und E-Mails werden klar lesbar und durchsuchbar auf den Bildschirmfotos landen:

 

Alles, was Du siehst, sieht auch “Recall”.