Gelsenkirchen

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Schulschwänzer-Debatte ist diskriminierend und nicht zielführend

Anna Bartholomé (AUF Gelsenkirchen), beratendes Mitglied des Ausschusses für Bildung der Stadt Gelsenkirchen, kritisiert mit einem Leserbrief an die WAZ Gelsenkirchen die Verwendung des Begriffs "Schulschwänzer", denn anstatt nach den Gründen für Probleme zu fragen, würden so Kinder, Jugendliche und Eltern nur gedemütigt. Rote Fahne News veröffentlicht ihren Leserbrief.

Anna Bartholomé

Ich habe Kritik an Ihrem Artikel vom 13. Mai zu den so genannten „Schulschänzern“. Der Begriff wurde beim Letzten Bildungsausschuss in einer Anfrage aus der CDU genannt – und schon da verwehrte ich mich gegen seine Verwendung als diskriminierend und demütigend.

 

Jetzt werden Zahlen veröffentlicht über Kinder und Jugendliche in Gelsenkirchen, die nicht am verpflichtenden Schulunterricht teilnehmen. Strafmaßnahmen werden aufgelistet usw. Aber mit keinem Wort fragt der Artikel nach den Ursachen. Und die sind nun einmal sehr vielfältig: es kann sein, dass Kinder und Jugendliche krank sind, es kann sein, dass die Familien zu wenig aufgeklärt wurden über Sinn und Zweck der Schule u.v.m.

 

Aber gefragt werden muss doch auch nach dem Anteil unseres Schulwesens an der erschreckend hohen Zahl von Kindern und Jugendlichen, die nicht oder unregelmäßig am Unterricht teilnehmen und viel zu häufig die Schule ohne Schulabschluss verlassen. Das in Deutschland besonders anachronistische dreigliedrige Schulsysystem trägt vom ersten Schultag an Auslese und Konkurrenz unter die Kinder und ihre Familien. Zum Ende des vierten Schuljahrs scheint sich die Weichenstellung für das ganze weitere (schulische) Leben zu entscheiden...

 

Aber wie viele Kinder kommen – neben anderen Problemen wie dem krassen Mangel an Lehrkräften - in diesem selbst krisenhaften System unter die Räder? Sie verlieren die Freude am Lernen, erleben Frustrationen, Selbstzweifel – und fehlen dann eben mehr oder weniger oft. Da hilft doch kein Bußgeld!