Bochum

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SPD im Europawahlkampf

Neulich beim Plakatieren: Kaum war der Kofferraum auf und die ersten Plakate herausgeholt, stand ein Mann mit Hund neben uns. „Welche Abspaltung seid ihr denn?“, fragt er.

Korrespondenz
SPD im Europawahlkampf
Stark und mit Aussage: Die Wahlplakate der Internationalistischen Liste/MLPD (rf-grafik)

Wir klärten ihn auf, dass es hier nicht um irgendeine Abspaltung geht, sondern um Plakate der Internationalistischen Liste / MLPD und dass die MLPD schon seit über 40 Jahren besteht. Nach kurzer Diskussion nahm er interessiert die Wahlzeitung und sagte: „Mit Marxismus-Leninismus weiß ich nicht, aber gut, dass sich junge Leute so engagieren.“

 

Beim Aufhängen des Plakats „Verbot der AfD“ an einer vierspurigen Straße wurden wir zunächst aus einem Auto angepöbelt. Dann kam auf der Gegenspur ein Kombi angefahren, Scheibe runter, Daumen hoch und der Zuruf: „Genau richtig! Genau richtig!“

 

Im Wohngebiet lieferten wir uns einen Battle mit dem SPD-Plakatiertrupp. Beim Treffen an der Kreuzung sagte einer: „Wir haben aber die besseren Plakate!“ Wir: „Wieso? Außer zwei Köpfen ist bei euch doch gar kein Inhalt drauf!“ Er: „Ja, das ist clever, so können wir flexibel auf jedes Thema reagieren.“ Wir: „Typisch SPD, sich bloß nicht festlegen.“

 

Generell glänzen die Plakate der bürgerlichen Parteien nicht gerade durch klare Aussagen. Die gesuchten „inhaltlichen“ Plakate der SPD tragen Slogans wie: „Für Maß, Mitte und Frieden“. Wer hat nochmal die „Zeitenwende“ und damit die massive Aufrüstung der Bundeswehr samt immensen Waffenlieferungen an die Ukraine verkündet und durchgesetzt? Ach ja – der SPD-Kanzler Olaf Scholz.

 

Tatsächlich gibt sich die SPD im Europawahlkampf auch sozial, spricht sich gegen die Kürzung des Bürgergelds und für die Erhöhung des Mindestlohns aus. Teils hat sie auf den neueren Großplakaten auch Losungen wie "Rechtsruck stoppen" und versucht, sich wieder mehr ein fortschrittliches Image zu geben. Die  Formulierung vom Rechtsruck hatte die MLPD 2016 geprägt. Welche Partei war seitdem immer mit an der Regierung. Ach ja, die SPD ... Tritt sie jetzt gegen sich selbst an? So viel zum Wahrheitsgehalt dieser „inhaltlichen“ Plakate.