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Explorer-Chaos bei Ford - was steckt dahinter?

Der „Scheinwerfer“, Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Ford Köln, Saarloius und angegliederten Betrieben, berichtet in seiner aktuellen Ausgabe:

Aus Kollegenzeitung „Scheinwerfer“

Verschieben, Stückzahl reduzieren, noch kein E-Modell in Valencia, doch kein neues Batteriewerk in der Türkei. Das sind keine „Ford-Management-Fehler“: Das ist kapitalistisches Krisenchaos!

 

Viele fragen sich: „Der Explorer ist sehr groß und teuer – wer wird ihn kaufen?“. Doch davon können wir uns nicht abhängig machen. Wir kennen das: Macht der Konzern mit dem Modell nicht genug Profite, werden Arbeitsplätze vernichtet. Wird gut verkauft, wird die Ausbeutung der Arbeiter angezogen und damit werden die Profite gesteigert. Schon jetzt in der Vorserienfertigung bemerken wir das. Ergonomie, wo? Schmerzende Hände nach 30 Autos? Antwort der Vorgesetzten: Schauen wir mal! Die Randstadt-Kolleginnen und -Kollegen sind nur bis Ende des Jahres geplant – dann werden sie laut Plan wieder arbeitslos und wir als Stammbelegschaft noch mehr ausgequetscht. Schon immer so gelaufen?! Wir müssen keine unergonomischen oder überladenen Arbeitsplätze akzeptieren. Auch bezüglich der Leiharbeiter: Bei Opel Rüsselsheim wurde letztes Jahr erfolgreich gegen die Entlassung der Leiharbeiter gekämpft und teilweise wurden Übernahmen erreicht. Dazu müssen wir uns austauschen und beraten – in den Pausen, im Vertrauenskörper usw. Das Mittel zur Durchsetzung unserer Interessen ist der Streik. „Streik juckt Ford nicht?“ Warum dann diese Hinhaltepolitik? Warum bezahlt Ford uns in der Fertigung eine Frei-Woche pro Monat? Die Geschäftsleitung will uns ruhig halten. „Abwarten, was Amerika sagt?“ Saarlouis zeigt, wohin das führt. Mit „Future“ hat das nichts zu tun! Egal, ob der Explorer für Ford ein Erfolg wird oder nicht: Wir müssen in jedem Fall für höhere Löhne, gegen gesteigerte Arbeitsplätze, für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen, also unsere Rechnung aufmachen.

Wechsel zum Explorer – ein Irrweg?

Mancher Kollege trauert noch dem Fiesta nach. Waren wir damit nicht auf der sicheren Seite? Bei der schlechten Ladeinfrastruktur, den hohen Preisen usw.? Selbst Martin Sander stellt inzwischen den kompletten Ausstieg aus den Verbrennern infrage.

 

Doch es ist ein Irrweg, der Verbrennertechnologie nachzutrauern. Sie trägt in Europa ein Fünftel zum klimaschädlichen CO₂-Ausstoß bei. Wir dürfen uns von den Verharmlosern oder Leugnern nichts vormachen lassen: Wir sind bereits in einer Klimakatastrophe als Teil der begonnenen globalen Umweltkatastrophe.

 

Die Umstellung auf E-Autos ist auf jeden Fall ein Fortschritt. Aber so, wie Autokonzerne und Regierung das machen, ist es inkonsequent und geht an den Menschen vorbei. Solange die Stromerzeugung nicht vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt ist, tragen auch E-Autos massiv zur Klimaerwärmung bei. Die Batterien benötigen seltene Rohstoffe, die bald aufgebraucht sind und umweltschädlich abgebaut werden. Warum wird nicht mit Vollgas die Technologie der Brennstoffzellen weiterentwickelt oder von Natrium-Ionen- und Wasserstoff-Zink-Batterien? Sie kommen ohne problematische Rohstoffe aus. Stattdessen fördert die Regierung mit 700 Millionen Euro die Lithiumbatteriefabrik von Northvolt in Schleswig-Holstein.

 

Auch führt der Individualverkehr immer weiter ins Chaos – 49 Millionen Autos gibt es in Deutschland. Staus, verstopfte Innenstädte, kaputte Brücken und Straßen. Was das kostet! Das wäre besser in den Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme investiert, für den auch viele zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht würden. Auch wir könnten unser Know-how dafür sinnvoll einsetzen. Wenn wir wirklich „Future“ wollen, müssen wir in andere Richtungen denken! Lasst uns für die Umstellung der Produktion auf nachhaltigen Umweltschutz kämpfen!

Unsere Forderungen könnten sein:

  • Umstellung der Produktion auf elektrische oder wasserstoffbetriebene familienfreundliche (Klein-)Wagen.
  • Neue Produkte für den Umweltschutz und ÖPNV-Ausbau: Schienenfahrzeuge, Elektrobusse, Ladestationen... .
  • Aufbau von Kreislaufwirtschaft und Recycling von Fahrzeugen.
  • Ausbau der erneuerbaren Energien.
  • Ergonomische und gesundheitsverträgliche Arbeitsplätze in der Fertigung und im Lager.
  • 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, um Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen.
  • Angesichts der Inflation: Lohnnachschlag von 500 Euro jetzt!

Weiter denken!

Aber wir müssen auch weiter denken: Eine Produktion in Einheit von Mensch und Umwelt ist im Kapitalismus nicht machbar. Seine Orientierung auf Maximalprofit zerstört zwangsläufig die natürliche Umwelt und damit auch uns Menschen. Es ist Zeit, für Arbeitsplätze und Umweltschutz auf Kosten der Profite zu kämpfen und für eine sozialistische Gesellschaft, in der Mensch und Natur im Mittelpunkt stehen.