Gedenken an Willi Dickhut

Gedenken an Willi Dickhut

Du hast Dein Leben lang gekämpft

Am 8. Mai jährte sich der Todestag des Vordenkers und Mitbegründers der MLPD, Willi Dickhut, zum 32. Mal. Anlässlich des Gedenktags wurden verschiedene Aktionen in Städten wie Gelsenkirchen, Essen, Solingen und anderen durchgeführt. Die Rote-Fahne-Redaktion dokumentiert zwei davon. Sie können andere anregen, selbst solche Aktivitäten zu unternehmen, um den Menschen Willi Dickhut und sein Werk zu verankern.

Von Korrespondenten
Du hast Dein Leben lang gekämpft
Gabi Fechtner bei ihrem Vortrag (rf-foto)

Beeindruckende Gedenkfeier in Solingen zum 120. Geburtstag von Willi Dickhut

Das Willi-Dickhut-Museum berichtet in einer Pressemitteilung: „Ungefähr 80 Teilnehmer aus dem Bergischen Land, dem Rheinland und aus dem Ruhrgebiet konnte Christoph Gärtner, Leiter des Willi-Dickhut-Museums, im proppenvollen Ratssaal des schönen Jugendstilrathauses in Solingen-Gräfrath begrüßen. Er bedankte sich ‚herzlich beim weltberühmten antifaschistischen ‚Zentrum für verfolgte Künste‘, dass es uns mit diesem schönen Ratssaal einen würdigen Rahmen für diese Feier kostenlos zur Verfügung gestellt hat‘. Schon vor Beginn konnten die Besucher im Ratssaal die Ausstellungstafeln zur NS-Zeit in Solingen und zum antifaschistischen Widerstand begutachten – darunter auch eine würdigende Tafel zu Willi Dickhut.

 

Kernstück der eineinhalbstündigen Veranstaltung war der mündliche Vortrag der Broschüre 'Willi Dickhut – ein ungewöhnlicher Arbeiterführer und revolutionärer Theoretiker – Vorbild für die Jugend', die auf jedem Stuhl auslag. Gabi Fechtner, Verfasserin der Broschüre und Parteivorsitzende der MLPD, ließ es sich nicht nehmen, zwei Abschnitte selbst vorzutragen. Jedes der sechs Kapitel wurde je im Anschluss durch Zeitzeugenberichte, Auszüge aus dem neuen Film über Willi Dickhut sowie Liedern von Mitgliedern der Kölner Band Gehörwäsche sowie dem Ruhrchor veranschaulicht.

 

Gleich zu Anfang wurde aus Kommentaren zum neuen Film über Willi zitiert: ‚Faszinierend, dass ihr immer noch Personenkult pflegt. Ich persönlich finde Ideen wichtiger‘. Treffende Antworten im Netz dazu waren: 'Was nützen Ideen, wenn es keine Menschen gibt, die dafür einstehen? 'und: 'Es braucht erstmal Menschen, damit Ideen überhaupt entstehen'. Einer der beiden Moderatoren der Veranstaltung des Willi-Dickhut-Museums, Jan aus Solingen, schlussfolgerte: 'Nicht Helden machen Geschichte, sondern nur eine Masse der Menschen. Aber die Geschichte bringt Menschen hervor, die Umwälzungen, Kämpfe und auch große Taten repräsentieren. Wenn diese die Menschheit vorantreiben, dann sind diese Menschen eben auch Vorbilder. Also macht euch selber ein Bild!'. Und das wurde möglich: In Einheit von Theorie und Praxis wurde durch die eindrucksvollen Texte der Broschüre, sowie durch die veranschaulichenden Berichte dazwischen ein vielschichtiges lebendiges Bild über die bedeutende revolutionäre Persönlichkeit von Willi Dickhut entwickelt.

 

Herbert aus Solingen erzählte von seinen Erfahrungen mit Willi in den 1970er-Jahren über die Erstellung von wirksamen Betriebszeitungen. Die über 80-jährige Monika aus Solingen schilderte, dass sie nach jahrzehntelanger Tabuisierung von Willi Dickhut in ihrem Umfeld erst vor zwei Jahren durch das Studium seiner Bücher den Weg zur MLPD gefunden habe. Ein Highlight war der Bericht über die Verbreitung und Wertschätzung von Willis Büchern im heutigen Russland unter jungen marxistisch-leninistischen Gruppen. Christoph aus Solingen erläuterte an drei Beispielen, wie Willi schon früh bürokratische Tendenzen kritisierte und Politik und Privatleben bei ihm eine selbstverständliche alltägliche Einheit waren.

 

Das vom Ruhrchor eindrucksvoll vorgetragene 'Bergische Heimatlied' in der Umdichtung von Willi Dickhut wurde als gutes Beispiel vorgestellt, wie Willi Dickhut mithilfe der dialektischen Methode neue Erscheinungen, wie die Umweltkrise in den 1970er- und 1980er-Jahre analysierte und zugleich schöpferisch lebendige Formen der Agitation und Propaganda dazu entwickelte, indem er ein idyllisches Heimatlied umdichtete - mit der Schlusszeile: 'Rettet unsere Heimat - das Bergische Land!'.

 

Abschließend wurde die Rolle von Willi Dickhut für seine Heimatstadt Solingen gewürdigt, als ‚zweifellos eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der revolutionären Arbeiterbewegung Solingens im letzten Jahrhundert‘. Jan erneuerte das Versprechen, in Solingen weiter für eine Willi-Dickhut-Straße zu kämpfen. Mit dem begeisterten Lied über Willi Dickhut 'Dein Leben lang gekämpft' endete das vielfältige Programm.

 

Eine anschließende Spendensammlung brachte 540 Euro - aufgeteilt je zu einem Drittel für die Arbeit des theoretischen Organs der MLPD, REVOLUTIONÄREN WEG, für das Willi-Dickhut-Museums und zum Dank an das 'Zentrum für verfolgte Künste'. Viele Besucher blieben anschließend noch da, um die Eindrücke bei Würstchen, einer vegetarischen Quiche sowie kalten und warmen Getränken zu verarbeiten.

Besuch im Willi-Dickhut-Museum

Bianca aus Düsseldorf berichtet: "Heute besuchte ich zum ersten Mal das Willi-Dickhut Museum. Die ganzen Fotos und Ausschnitte aus der Zeit des Nationalsozialismus zeigten, in was für einer schrecklichen Zeit Willi Dickhut lebte – aber auch, wie er es schaffte, trotzdem Widerstand zu leisten. Auch während seiner Gefangenschaft im KZ leistete er weiterhin Überzeugungsarbeit gegen den Hitler-Faschismus und kämpfte für die Befreiung der Arbeiterklasse.

 

Was ihm wohl am meisten dabei geholfen hat, ist nicht nur eine proletarische Denkweise zu entwickeln, sondern auch nach dieser zu leben. Aus diesem Grund schaffte er es, die Arbeiterklasse zusammenzuführen und sie für einen gemeinsamen Kampf zu mobilisieren. Bei meinem nächsten Besuch bringe ich wieder jemanden mit – so wie es Willi Dickhut auch immer getan hat."

 

Hier geht es zur Homepage des Willi-Dickhut-Museums