Stahl

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Den offensiven Weg des Streiks gehen – statt mit „roten Linien“ in die Niederlage!

Der „Stahlkocher“, Zeitung von Kollegen für Kollegen im Stahlbereich, schreibt in seiner aktuellen Ausgabe:

Aus Kollegenzeitung „Stahlkocher“

Der Protest- und Streiktag am 30. April mit über 6000 Teilnehmern zeigte die Kraft von uns Arbeitern, wenn wir die Brocken hinschmeißen - und das von allen tkSE-Standorten, aber auch der Töchter, wie Hohenlimburg oder Gelsenkirchen, und anderen Betrieben, wie ArcelorMittal, genauso wie von über 1000 Kollegen von HKM in Duisburg.

 

Es gab auch Solidarität aus anderen Betrieben, wie von Ford in Köln, dem Klinikum Duisburg, von Opel Bochum oder Daimler Düsseldorf, der Bevölkerung, von verschiedenen Politikern und Parteien, wie MLPD, SPD oder DKP, um nur einige zu nennen. Aus den Toren strömten Tausende zur Kundgebung, Kollegen aus dem Kaltwalzwerk 1 demonstrierten selbstbewusst mit einem Banner für „Selbständigen Streik“, „Ein Abstieg reicht – Kampf um jeden Arbeitsplatz“. Das ist der richtige Weg, den Kampf um jeden Arbeitsplatz zu führen.

 

Ein selbständiger Streik in allen Abteilungen, den einzelnen Werksteilen und an allen Standorten, der muss jetzt systematisch vorbereitet und organisiert werden.

 

Es wird viel über Rheinhausen geredet, das ist auch notwendig. Der Streik in Rheinhausen war ein Zeichen und Vorbild für alle Arbeiter, offensiv zu kämpfen, systematisch vorbereitet und von der Betriebsgruppe der MLPD maßgeblich organisiert. Das Werk konnte zwar nicht erhalten werden, aber dieser Streik wurde zum Signal der Arbeiteroffensive. Mit einem Rheinhausen 2.0 können wir den Kampf um Arbeitsplätze und Umweltschutz führen und als Arbeiter in die Offensive kommen.

 

Wir wollen leben, haben Familie und Verpflichtungen. Deshalb muss unser Kampf um jeden Arbeitsplatz mit der Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich verbunden werden – mit dem Umbau der Stahlindustrie auf wirklich grünen Stahl! Für Osburg & Co ist „grüner“ Stahl aber zu teuer und entpuppt sich das Projekt „Transformation“ so als „Greenwashing“. Im Gegenteil fördert der Vorstand damit mutwillig das Ausreifen der bereits begonnenen Umweltkatastrophe. Der Kampf um Arbeitsplätze und grünen Stahl auf Kosten der Profite gehören für uns zusammen! Wir akzeptieren diese kapitalistische Profitlogik nicht und denken über den Kapitalismus hinaus!

 

So kämpferisch und wütend die Stimmung auch war, ist der weitere Weg noch nicht geklärt. Geht es uns wirklich nur darum, mitzureden, wie ein „industrielles Konzept“ aussehen soll? Reicht die Forderung von Tekin Nasikkol, die roten Linien nicht zu überschreiten, eine FairOwner-Vereinbarung abzuschließen und den Betriebsrat und die IG-Metall-Führung doch bitte einzubeziehen? Diese Art von „Mitbestimmung“ heißt doch nur, dass über das Wie der Arbeitsplatzvernichtung diskutiert wird, nicht über das Ob. Das führt uns in die Niederlage. Und zur „Belohnung“ dürfen einige Betriebsrats- und IG-Metall-Funktionäre sich am Aufsichtsratstisch vollfressen.

 

Von der Bühne sprachen bürgerliche Politiker, dass man so nicht mit den Stahlarbeitern umgeht. Da haben Sie recht! Aber ihre Appelle an den Vorstand führen nicht dazu, dass Kretinsky und Lopez einsichtig werden. Genauso gut könnten wir auf den Weihnachtsmann hoffen. Das soll uns von einem Streik ablenken und die Hoffnung schmieden, dass es mit einem Sozialtarifvertrag funktionieren könnte. Das ist nur die Plastikattrappe des „Stahlhammers“, für den echten – da kommt es auf die Belegschaft an!

 

Am 23. Mai, um 11 Uhr, ist der nächste Aktionstag der IG Metall in Essen zur Aufsichtsratssitzung. Machen wir daraus nicht einfach einen „üblichen“ Aktionstag, das wird Russwurm nicht beeindrucken.

 

Der Stahlkocher schlägt vor, am 23. Mai einen 24-Stunden-Streik zu organisieren! Beteiligt euch an den Protesten und Kundgebungen zur Aufsichtsratssitzung in Essen.

 

Showveranstaltungen gab es jetzt genug – jetzt muss es heißen: Alle Öfen stehen still, bis die Vorstandspläne vom Tisch sind!