Angriff der Infineon-Konzernspitze auf die Belegschaft

Angriff der Infineon-Konzernspitze auf die Belegschaft

Profitgier lässt grüßen!

Der größte deutsche Chiphersteller, Infineon, glänzte in der Vergangenheit medial: Milliarden an Subventionen aus europäischen, Bundes-, Landes- und kommunalen Töpfen. Die Einweihung des Baus seiner vier Fabrikhallen in Dresden im Mai 2023 mit Handshaking all over. Jetzt macht sich die Konzernspitze mit einem weltweiten, konzernweiten Gewinnsteigerungsprogramm und mit krassen Plänen berühmt.

Korrespondenz

Diese Pläne wurden den Konzernbelegschaften am 8. Mai in einer weltweiten Online-Belegschaftsversammlung angekündigt.

Gewinnsteigerungsprogramm: Es zählt nur Marge.

Im letzten Geschäftsjahr fuhr der Infineon-Konzern mit 3137 Millionen Euro Gewinn nach Steuern, das ist eine Steigerung gegenüber dem Geschäftsjahr 2021 / 2022 von 44 Prozent plus und einer Gewinnmarge von 28 Prozent, die fettesten Profite der Firmengeschichte ein. Im laufenden Geschäftsjahr sank die Gewinnmarge auf aktuell ca. 20 Prozent. Dabei handelt es sich um die Folgen der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, von Rückschlägen bei Aufträgen – auch getrieben durch die Strukturkrise der E-Mobilität, von rückläufigen Verkäufen bei E-Autos und anderen mehr.

 

Der internationale Konkurrenzkampf macht auch vor strategischen Schlüsselindustrien der Imperialisten und ihren Plänen keine Ausnahme. Der Kampf um bisher sicher geglaubte Weltmarktpositionen – besonders bei Leistungshalbleitern – wird schärfer. Nicht nur die deutschen und europäischen Imperialisten wollen ihre Halbleiterfabriken ausbauen und erweitern. Im Streben nach Maximalprofiten und Weltmachtgelüsten treten neben amerikanischen besonders chinesische Konzerne auf den Plan. Infineon will zukünftig in einer „höheren Liga“ mitspielen. Darauf, sowie auf das Aufholen verlorenen Terrains und auf die Steigerung der Profitmarge ist das aktuelle Programm der Konzernspitze ausgerichtet. Ihre Pläne und Programme werfen viele Fragen auf. Eins wird schnell klar: Es sind nicht unsere Pläne! Wir sollen bluten!

 

Was fällt dir ein, beim Begriff „Best Cost Countries“?

Der Konzernvorstand kündigte mehrere Maßnahmen an, die zur Überprüfung anstehen.

 

Fest steht für die Konzernbosse jedoch schon:

  1. Eine Offensive zur Verlagerung möglichst vieler Produktions-, Verwaltungs-, Forschungs- und Entwicklungsbereiche, die nicht ihrer maximalprofitträchtigen Marge entsprechen. Diese sollen in von ihnen „Best Cost Countries“ genannte Länder verlagert werden. So soll der Konzern dann angeblich langfristig im internationalen Konkurrenzkampf besser bestehen können. Eine der vielen, empörten, Onlinefragen aus der Belegschaft war auch die, welche Länder darunter zu verstehen wären. Die Vorstandsmanager erläuterten, dass dies für die USA-Fabriken besonders Mexiko, für die „teuren europäischen“ Fabriken Portugal und für die osteuropäischen Länder und für den asiatischen Bereich Thailand, Indonesien und China wären. Die Frage darf und muss gestellt werden: Was sind „Best Cost Countries“? Da sind dann die Löhne und Gehälter entsprechend tiefer. Es gibt weder Tarifbindung noch sonstige Arbeiterrechte. Gewerkschaften werden unterjocht und verfolgt, wie bei dem Faschisten Orban in Ungarn. Und man darf davon ausgehen, dass Umweltschutzauflagen für die Konzerne dort kein Thema sind. Das ist besonders vor dem Hintergrund interessant, dass bei der Chipfertigung besonders viele natürliche Ressourcen, wie zum Beispiel Wasser, benötigt werden – und dass dabei riesige Mengen Abwasser anfallen.
  2. „Kahlschlag“: IG Metall Regensburg ist schockiert. Die aktuellste Speerspitze des Konzernangriffs richtet sich auf die Infineon-Belegschaft in Regensburg. Dort arbeiten rund 2500 Kolleginnen und Kollegen, darunter ca. 200 Leiharbeiter. Einen Tag vor der Weltbelegschaftsversammlung wurde die Belegschaft darüber informiert, dass außer den 200 Leiharbeitern mindestens weitere 500 Kollegen „abgebaut“ werden sollen. Angeblich ohne betriebsbedingte Kündigungen. Die IG Metall Regensburg spricht von „überraschender Kahlschlagspolitik“. Die geplante Verlagerung des Bereichs „Wafertest“ aus den Werken Regensburg, Dresden und Austin wird weitere Hunderte Arbeitsplätze kosten. Über die geplanten Attacken auf die Villacher Belegschaft ist noch nichts bekannt. In den Dresdner Nachrichten wurde die Nachricht lanciert, dass Infineon zu seinen zugesagten 1000 neuen Stellen mit dem Neuaufbau des Modul 4 steht. Klar doch, sind doch daran auch über 1000 Millionen Euro Subventionen gebunden. Schon jetzt wirbt die Konzernspitze für Umzüge der von Arbeitslosigkeit bedrohten Kolleginnen und Kollegen von Regensburg nach Dresden. Dann sprechen sie auch noch davon: „Wir reichen den Kollegen solidarisch die Hand“. Von der viel gepriesenen „Sozialpartnerschaft“ ist bei diesen Angriffen der Konzernspitze auf die Belegschaften gegenüber Betriebsräten und Gewerkschaften nichts mehr übrig geblieben – mal ganz davon abgesehen, dass es sie nie gab!. Ihr Coup, so sagen es viele, hat alle „kalt erwischt“ und weitgehend überrascht.

 

Vor einem Monat fand in Dresden die erste bundesweite Halbleiterkonferenz der IG Metall statt. Schneller, als viele gedacht haben, ist jetzt die praktische Solidarität aller Gewerkschafter der Chipfabriken, nicht nur aus dem Infineon-Konzern, gegen diese Pläne auf Kosten der Konzernbelegschaft notwendig. Kampf um den Erhalt jedes Arbeits- und Ausbildungsplatzes! Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und für einheitliche Tarifverträge in der ganzen Chipindustrie Deutschlands!