Filmtipp

Filmtipp

"Morgen ist auch noch ein Tag"

Diese Tragikomödie ist zu einem Kassenschlager in Italien geworden und passt genau in die wieder aufgeflammte Diskussion im Land über häusliche Gewalt – und Gegenwehr.

Von Anna Bartholomé

Der in schwarz-weiß gedrehte Film spielt im Nachkriegsitalien, als 1946 bei einer Wahl entschieden wird, ob nach der Niederlage des Faschismus wieder eine Monarchie oder eine Republik entstehen soll – und Frauen erstmals das Wahlrecht haben.

 

Die Geschichte spielt in einem armen Arbeiterviertel. Delia schlägt sich mit kleinen Nebenjobs durchs Leben – fast täglich geschlagen vom Ehemann. Sie sei vom Leben ihrer Großmütter inspiriert worden, berichtet die Regisseurin und hinreißende Hauptdarstellerin Paola Cortellesi. Nachbarinnen und Kinder kriegen alles mit, leiden mit und wagen doch nicht zu opponieren.

 

Der Film bleibt auf Distanz, die Prügelszenen wirken wie surreale Tänze, mit schmalzigen Liebesliedern untermalt. Anarchistische Ausbruchsversuche und immer neue Überraschungen hält die Komödie bereit. Schließlich entwickelt sich am Tag der Wahlen – einer weiblichen Massenveranstaltung - eine ganz behutsame Solidarisierung zwischen Tochter und Mutter. Das entlässt die Zuschauerinnen und Zuschauer allem Elend zum Trotz beschwingt und hoffnungsfroh.