Polen
International: Der 1. Mai in Polen
Am 1. Mai gab es in mehreren Städten Kundgebungen der Gewerkschaften, bei denen sich Delegationen aus den Betrieben beteiligten. Der zweitgrößte Gewerkschaftsverband OPZZ verbreitete auf diesen Kundgebungen reformistische Illusionen in die Europäische Union: dass diese Frieden und Wohlstand sichern würde - es jährte sich der Beitritt Polens zur EU zum 20. Mal.
Es sprachen Politikerinnen und Politiker der sozialdemokratischen "Linken", die für ihre Wahl ins Europaparlament warben, was man auch von den DGB-Kundgebungen in Deutschland kennt. Auf Fotos der größten Demonstration in Warschau sind auch Blöcke von Jugendlichen dabei, die eine antikapitalistische Ausstrahlung hatten.
Ein polnischer Marxist-Leninist schätzt dazu ein: "Sehr viele Gewerkschaften waren anwesend – darunter, soweit ich weiß, auch die Industriegewerkschaften. Sie wurde von Politikern der reformistischen, bürgerlichen parlamentarischen Linken mitorganisiert. Auch die Polnische Sozialistische Partei war dabei. Sie verfügt selbst über einen eigenen stellvertretenden Minister im Parlament, der ebenso reformistisch und karrieristisch ist, wie der Rest der linken Politiker im Parlament."
Über weitere Aktionen in Polen berichtet der Genosse: "Es gab drei kleine Märsche der „revolutionären“ sektiererischen Linken – kleine Märsche, an denen nur Mitglieder der betroffenen Organisationen und keine Gewerkschaften teilnehmen. Sie brachten legitime antikriegs- und antiimperialistische Parolen auf, aber leider ohne die Arbeiterklasse, die diese Parolen hören sollten"
Die revolutionäre Organisation Czerwoni organisierte eine eigene landesweite Demonstration in Danzig mit 100 Teilnehmern. An ihr beteiligten sich auch die polnischen Freunde der ICOR, das Karl Marx Institut. In einem Bericht von dieser Demonstration heißt es: "Wir haben sozialistische Parolen aufgestellt, den Sozialismus, den Antiimperialismus und den Antikapitalismus sowie den sozialistischen Feminismus gefördert – und das Gleiche geschah in den Reden. Leider waren bei uns keine Gewerkschaftsvertreter anwesend, was ich bedauere."