Öfen laufen wieder wie vor dem Knall
Giftmüllverbrennung in Leverkusen: Profite zählen, nicht die Leichen
Vor nicht einmal drei Jahren: Sieben Tote, 31 Schwerverletzte, eine Explosionswolke mit Giftstaub bis nach Dortmund – heute vergessen?! Tim Hartmann, CEO von Currenta (Ex-Bayer), Betreiber einer der größten Giftmüllverbrennungsanlagen in Europa, schwört: „Die Hochtemperaturverbrennung und die nachgeschaltete, effiziente Rauchgasreinigung in unseren Sonderabfallverbrennungsanlagen eliminieren alle organischen Stoffe. Effizient und sicher. … Unsere Abwehrmaßnahmen sind so vorgeplant, dass Notfälle schnell und gezielt beherrscht werden, um Schäden für Mensch und Umwelt zu verhindern bzw. zu minimieren.“¹ Das ist ein Meineid!
Seit Jahresanfang laufen die Öfen wieder wie vor dem Knall. Wie kam es dazu?
Flüssige giftige Abfälle können bei der Herstellung zahlreicher Produkte entstehen. Teils sind sie brennbar, teils nicht. Um die nicht brennbaren Gifte nicht mit Heizöl befeuern zu müssen - das sei „unwirtschaftlich“, sagt Currenta - mischt man sie in großen Tanks mit brennbaren Stoffen. Zehn große Tanks gab es 2021; drei flogen damals nacheinander in die Luft, weil eine Tankmischung von der Selbsterhitzung bis hin zu einer erdbebenähnlichen Explosion führte.
EU: „Giftmüllverbrennnung ist nachhaltig“
Der sogenannte „Rechtsakt der Taxonomie“ legt fest, was in der EU der Monopole als nachhaltig gilt. Seit dem 15. Juli 2022, ein Jahr nach der Katastrophe, gehört auch die Verbrennung von Giftmüll dazu! Die MLPD dagegen fordert: „Verbot der Mülldeponierung und -verbrennung! Verpflichtung zu umfassendem Recycling!“ Diese Forderung im Buch "Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!", das die MLPD als Ergänzungsband zum "Katastrophenalarm!" herausgegeben hat, steht aber im Widerspruch zum Grundgesetz des Kapitalismus: Erzielung von Höchstprofit. Monopole aus ganz Europa karren deshalb ihren giftigen Abfall nach Leverkusen. Ihn dort verbrennen zu lassen ist billiger als ihn selber zu recyceln.
Mit dem „Rechtsakt der Taxonomie“ malte die EU extrem umweltschädliche Technologien wie Atom- und Gaskraftwerke grün an und passte sie nahtlos in den "Green Deal" ein, mit dem sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als Ikone von Umwelt- und Klimaschutz aufplusterte. Jetzt, als Spitzenkandidatin der CDU zur Europawahl, rudert sie weiter zurück. Umweltpolitischen Rollback wie die geplante Verschiebung des Kohleausstiegs begründet sie auf dem CDU-Parteitag, dass sonst die deutschen Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig seien. Ein Offenbarungseid angesichts der begonnenen globalen Klima- und Umweltkatastrophe! In ihrem Europawahlkampf entlarvt die Internationalistische Liste/MLPD in ihrem Wahlprogramm die reaktionären Positionen und das Greenwashing: "Die Zeit drängt. Europa hat sich bereits um 2,3 Grad gegenüber dem Beginn der Industrialisierung erwärmt. Dürren, Waldbrände, Wetterextreme nehmen bisher ungekannte Ausmaße an. Die EU präsentiert sich ... als grüne Musterschülerin. Dabei verteilt sie grünlackierte Freibriefe an Gas- und Atomkraftwerke und reaktionäre Handelspartner. Dabei hat die EU den Import von schmutzigem Fracking-Gas verdreifacht."
Die Explosion – kein Ausrutscher
Tränenreich erklärte Currenta damals: „Der Unfall in unserem Entsorgungszentrum in Leverkusen hat uns alle zutiefst erschüttert. Es ist furchtbar, was hier passiert ist.“² Furchtbar – aber vor allem für die Profite von Currenta, denn über ein Jahr stand die Anlage still! (Übrigens ohne dass die Chemieproduktion irgendwo zusammen gebrochen wäre.) Die Denkweise der Chefs blieb die gleiche: Profit – Not Lives Matter!
Zum Beweis hier vier von vielen weiteren Beispielen:
- Die zerborstenen Tanks und Gebäude, riesige Mengen von giftigem Löschwasser mussten „entsorgt“ werden. Currenta-Mitarbeiter durften den Bereich nur mit Ganzkörper-Schutzanzug und Sauerstoffatmungsgerät betreten. CEO Tim Hartmann und Vize Hans Gennen ließen diese lebensgefährlichen Aufräumarbeiten aber von einem Subunternehmer „Ali“ durchführen. Der holte nur für diese Arbeit ein paar Dutzend Arbeiter aus Bulgarien, die sich weder auf deutsch noch auf englisch mit Currenta-Kollegen verständigen konnten – und sie bekamen nur eine billige Covid-Maske! Nach vier Wochen wurden sie wieder entlassen und nach Bulgarien zurückgeschickt.
- Schon 34 Stunden nach dem Brand ließ Currenta 10.000 Tonnen dieser Löschwasser-Giftbrühe in den Rhein einleiten – ohne Genehmigung, geheim; darunter war u.a. das in Deutschland verbotene tödliche Insektengift Clothianidin in einer Menge weit über dem erlaubten Grenzwert. Monatelang schwor Currenta, man habe ehrlich keine Ahnung, woher das Insektengift komme – erst im Dezember gab Currenta dem WDR zu, dass das Gift aus dem explodierten Tank stammt.
- Ebenfalls im Dezember 2021 musste Currenta zugeben, dass aus einem der Giftwassertanks fünf Monate lang täglich jeweils zehn Tonnen Giftbrühe direkt in den Rhein abgelassen wurden. Am Anfang sprach Currenta von 180 Tonnen - gelogen; ein paar Tage später waren es dann schon 1300. Und überhaupt: Ein Gifttank hat ein Abflussrohr direkt in den 1 km entfernten Rhein – wozu? Und das soll mit nur einer undichten Klappe gesichert gewesen sein – entweder hoch kriminell oder äußerst fahrlässig.
- Die Seveso-Richtlinie sieht einen angemessenen Sicherheitsabstand zum Wohngebiet vor. Aber die Giftmüllverbrennung liegt in nur 50 Meter Entfernung von dem Stadtteil Bürrig – was weder Behörden und erst Recht nicht Currenta interessiert.
Bestrafung: Bisher nichts
Wegen aller dieser Verbrechen hätten Tim Hartmann und Hans Gennen längst hinter Gitter gehört. Aber vor den zahlreichen Gutachten von Currenta & Co kapitulierte die Staatsanwaltschaft in Köln. Sie übergaben vor einem halben Jahr alles an Kollegen in Dortmund, die von neuem anfingen - ein Ergebnis ist nicht abzusehen. Die MLPD dagegen fordert in den Leitlinien für ein erweitertes Kampfprogramm der Sofort- und Schutzmaßnahmen gegen die globale Umweltkatastrophe: „Schnelle Aufklärung und rigorose Bestrafung von Umweltverbrechen!“³
Aktiver Widerstand!
Schon vor über einem Jahr schlossen sich 860 Bürriger Bürger in einer Facebook-Gruppe zusammen. Hier ließen sie ihrer Wut über Currenta und deren Verachtung gegenüber ihren Sorgen freien Lauf – aber ohne größere Erfolge; Currenta ignorierte sie. Vor kurzem hat sich eine neue Initiative „Stopp der Giftmüllverbrennung!“ gebildet, die aktiven Widerstand organisieren will. Wer sie unterstützen will, kann bei der Europawahl der Internationalistischen Liste/MLPD die Stimme geben – und bei solchen Projekten mitarbeiten!