Eine Nachlese

Eine Nachlese

Einige Besonderheiten des 1. Mai 2024

Korrespondentinnen und Korrespondenten aus 30 Orten in Deutschland schickten Berichte über den 1. Mai an "Rote Fahne News": Vielen Dank für die Korrespondenzen aus Berlin, Bielefeld, Bochum, Bremen, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Freiburg, Göppingen, Göttingen, Halle, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Heilbronn, Kassel, Köln, Krefeld, Lübeck, Mülheim, München, Münster, Oberhausen, Rostock, Salzgitter, Sindelfingen, Stuttgart, Ulm und Villingen-Schwenningen.

Von ako
Einige Besonderheiten des 1. Mai 2024
Demo am 1. Mai in Düsseldorf (rf-foto)

Dazu kamen Berichte aus aller Welt über zum Teil machtvolle Demonstrationen wie in Kolumbien sowie Aktivitäten und Erfahrungen von ICOR-Parteien.

Initiativen für die sozialistische Jugendbewegung

„Am Schluss sangen hunderte vor allem jugendliche Demonstranten die Internationale“, wird aus Halle berichtet. In Freiburg gab es eine kämpferische Stimmung mit vielen jungen Demonstranten. Göttingen stach heraus durch eine starke Beteiligung der Jugend. Fast ein Drittel waren Studierende. In der Demo gab es einen sozialistischen Jugendblock von rund 300 Jugendlichen. Er war gemeinsam getragen von Sozialistische Perspektive, Students for Palestine, Zivilgesellschaft für Gerechtigkeit, SDAJ sowie MLPD und REBELL. Prägend waren gemeinsame Parolen, wie „Frieden, Freiheit Sozialismus! Freedom for Palestine! One Solution – Revolution! Deutsche Waffen deutsches Geld – morden mit in aller Welt!“. Auch in Düsseldorf bildete sich ein Bündnis von Jugendorganisationen, die sich für eine sozialistische Perspektive einsetzen mit ROSA, SDS, SDAJ und REBELL. Sie moderierten ein gemeinsames offenes Mikrofon. Die stärkere Beteiligung von Jugendlichen, die  vertiefte Offenheit für Zusammenarbeit und Diskussion über den Sozialismus sind wichtige Schritte im Aufbau einer sozialistischen Jugendbewegung.

Selbstbewusstes Auftreten von Arbeitern

Die Hamburger Hafenarbeiter waren unübersehbar mit einem riesigen Transparent und Rauchtöpfen am Fischmarkt. In Duisburg demonstrierten Kollegen der IG Bau geschlossen, selbstbewusst und lautstark. Kollegen der Firma IHG, die an den Hochöfen von TKSE vor allem die schwere Drecksarbeit meist zudem unter sehr erschwerten Arbeitsbedingungen leisten müssen, traten erstmals als einheitlicher Block auf. In vielen Demos gab es dieses Jahr bewusster einheitliche kämpferische Arbeiterdelegationen. Das sind wichtige Schritte zur Entfaltung der politischen Gärung auch im internationalen Industrieproletariat.

Zwei Richtungen in der Gewerkschaftsführung

DGB- und IG-Metall-Funktionäre setzten dieses Jahr widersprüchliche Signale. In der Mehrheit wurde die Einheit der Arbeiter- und Umweltbewegung, die klare Kante gegen die AfD und in vielen Orten auch die Solidarität mit dem palästinensischem Volk betont. Hans Jürgen Urban vom IG-Metall-Vorstand gab einen Denkanstoß: „Für das Ziel 'alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen ein Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtetes Wesen ist.' (Marx-Engels-Werke Band 4, S. 385) […] Eine Gesellschaft jenseits der Zwänge des heutigen Finanzmarkt-Kapitalismus. Ein altes Ansinnen, gewiss. Aber zugleich das aktuellste, das ich kenne.“ Ein guter Anknüpfungspunkt für die Bewegung, dem Sozialismus zu neuem Ansehen zu verhelfen! Entsprechend war das Auftreten der MLPD in der Mehrheit der Orte kein Problem.

 

Eine Minderheit von IG-Metall- und/oder DGB-Funktionären betrieben eine verschärfte Abkehr vom überparteilichen und kämpferischen 1. Mai. So gab es teilweise Verbote, zu Palästina zu sprechen (Berlin, München), Fahnenverbote bis hin zur SPD (Marl) und Standverbote für die MLPD mindestens in Bremen, Dresden, Gelsenkirchen, Oberhausen, Salzgitter und Stuttgart.  Auch die Absagen der DGB-Demonstrationen in Hagen, Mülheim und Stuttgart passen in dieses Vorgehen.  Wer als hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär den 1. Mai ohne Fahnen, Demo, politische Stände und Diskussionen haben will, der hat möglicherweise den falschen Job.

 

Völlig zu Recht haben sich Stuttgarter verdi- und Daimler-Kollegen die Demo-Absage nicht gefallen lassen. Sie organisierten selbst eine Demonstration, der sich die Mehrheit der Maifeier begeistert anschloss.

MLPD - Präsente und gefragte Diskussionspartnerin

Die MLPD hat überall zum Gelingen des kämpferischen 1. Mai beigetragen und sich gegen die Stand-Verbote und andere Unterdrückung durchgesetzt. In Stuttgart auch mit der aktiven Unterstützung der selbstorganisierten Demonstration. 

 

Neu waren deutlich weniger Vorbehalte gegenüber dem Sozialismus als Alternative.  Eine wichtige Diskussion dabei war, wie die Einhaltung der Prinzipien im Sozialismus kontrolliert werden kann, wie ein echter Sozialismus aussehen muss.

 

Das große Interesse und der gute Verkauf unserer Literatur waren weitere Besonderheiten des diesjährigen 1. Mai. So war er auch ein gelungener Startschuss der Kampagne für den Verkauf des Gesamtbandes „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen! Was tun gegen die muwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“