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Öffentliche Betriebsversammlung der Autovision – Bei den Zeitarbeitern ist Druck auf dem Kessel!

Am 30. Juni sollen im Werk von VW Nutzfahrzeuge Hannover alle 1500 befristeten Kollegen der Autovision „abgemeldet“ werden, also ihren Arbeitsplatz verlieren! Weil es seit Wochen unter den Kollegen rumort, das ein Thema an den Bändern und im Vertrauenskörper ist und auch die Kritik vieler Stammkollegen daran wächst, riefen der Betriebsrat und die IG Metall zu einer Betriebsversammlung außerhalb des Werksgeländes auf. Es sollte ein Zeichen gesetzt werden, dass ohne die befristeten Kollegen in vielen Abteilungen die Produktion steht.

Korrespondenz
Öffentliche Betriebsversammlung der Autovision – Bei den Zeitarbeitern ist Druck auf dem Kessel!
Die Demo beim Start auf dem Werksparkplatz (rf-foto)

Mit 500 bis 700 Kolleginnen und Kollegen war ein Großteil dem Aufruf gefolgt. Sie zogen vom Haupttor durch den Stadtteil bis zum Stadtteilzentrum am Marktplatz, wo die Versammlung stattfand. Auch einige Stammwerker beteiligten sich.

 

Es war ein eindrucksvoller Demozug. Schade war, dass die Demo auf dem Bürgersteig stattfand, statt sich die Straße zu nehmen. Kurz vor dem Ziel blockierte eine Gruppe von Kollegen selbstbewusst und fröhlich zeitweise die Ampelkreuzung. Auf ihrem selbstgemalten Transparent konnten Autofahrer und Passanten die Kritik an der Autovision lesen „Ausgenutzt, unterdrückt, Sklaverei …“. Sie ließen es sich auch nicht nehmen, zu Beginn der Versammlung mit ihrem Transparent vorne auf die Bühne zu gehen.

 

Ein zweites Transparent betonte die Stärke der Metaller, wenn sie zusammenhalten, und forderte die Übernahme aller Leiharbeiter und die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.

 

Die MLPD beteiligte sich als einzige Partei an der Demo. Wir luden die Kolleginnen und Kollegen zum 1. Mai ein, boten das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ von Stefan Engel, Monika Gärtner-Engel und Gabi Fechtner und das Rote Fahne Magazin „Sozialismus – aber echt?!“ an.

 

Da gar nicht alle Kollegen in den Saal passten, wurde die Versammlung nach draußen übertragen – viel Gelegenheit für nachdenkliche und lebhafte Diskussionen. Es gab eine große Offenheit für den Sozialismus, aber wenig Vorstellung darüber oder Skepsis, dass er funktioniert. Ein junger Kollege: „Ist Sozialismus nicht, was jetzt kommt, was die AfD immer sagt?“. „Nein, Sozialismus ist, wenn die Arbeiter die Macht haben und die Produktion nach den Bedürfnissen der Gesellschaft und nicht nach Maximalprofit organisiert wird.“ „Ach so, also genau das Gegenteil von der AfD. Hört sich gut an! Aber ich glaube nicht, dass wir das erreichen werden.“

 

Die Reden der Betriebsratsvorsitzenden Thomas Otte von der Autovision, Stavros Christidis von VWN, sowie vom ersten Bevollmächtigten der IG Metall, Sascha Dudzik waren bemüht, den Unmut und die kämpferische Stimmung der Kollegen aufzufangen. Sie kritisierten aber weder das System Leiharbeit, noch griffen sie den VW-Konzern an. Dieser hat immerhin im letzten Jahr 17,9 Milliarden Euro Gewinne aus der Ausbeutung der Arbeiter gezogen. VW lässt auch jetzt noch zu Samstagsschichten antreten, obwohl ab Juli so wenig Arbeit da sein soll, dass man auf 1500 Kollegen verzichten kann. Wie passt das zusammen? Gescheiterte Luftschlösser, das Werk mit dem Elektrobus ID Buzz auszulasten, sind weder „Managementfehler“ noch Fehler der Politik, sondern Teil des weltweiten Konkurrenzkampfs vor dem Hintergrund der Weltwirtschafts- und Finanzkrise und der Strukturkrise der Umstellung auf E-Mobilität.

 

Kämpferische Worte, wie: „Wir werden nicht kampflos aufgeben“ bekamen Beifall, aber einige Kollegen waren skeptisch, ob es nicht bereits zu spät sei.

 

Stavros Christidis verknüpfte unverbindliche Hoffnungen - „wir versuchen eventuell noch Gespräche mit Wolfsburg und Kassel zu führen“ - perfide mit der eindringlichen Warnung, die Kollegen möchten sich doch bitte nur an Aktionen der IG Metall beteiligen und nicht „anderen nachlaufen“. Damit soll jede eigenständige, kämpferische Initiative, gar ein selbständiger Kampf um jeden Arbeitsplatz, im Keim erstickt werden. Das war die unausgesprochene Drohung, wer sich mit der kämpferischen Automobilarbeiterbewegung oder der Arbeiterpartei MLPD einlässt, ist selbst schuld, wenn er seinen Arbeitsplatz verliert. Das zeigt bei einigen Kollegen Wirkung, womit die Kollegen fertig werden müssen.

 

In der Aussprache meldeten sich viele selbstbewusst und kritisch zu Wort und brachten das Podium teils in Erklärungsnotstand: „Warum sollen wir nächsten Samstag noch arbeiten, wenn am 30. Juni Schluss ist? Warum wurden vor vier Wochen in Wolfsburg neue Arbeiter eingestellt und wir werden in die Arbeitslosigkeit geschickt?“. Fazit bei vielen war: Es muss weitergehen. Einige überlegten, wie es wäre, eine Woche zu streiken … .