Zwei Richtungen

Zwei Richtungen

6.000 beim Stahl-Aktionstag heute in Duisburg

Über 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatte die Protestkundgebung der IG Metall am heutigen Dienstagvormittag. Es war ein Stahl-Arbeiteraktionstag vor der alten ThyssenKrupp-Verwaltung in Duisburg. Kämpferische Kolleginnen und Kollegen demonstrierten bereits selbständig mit kämpferischem Banner zur Kundgebung.

Von Landesleitung NRW der MLPD
6.000 beim Stahl-Aktionstag heute in Duisburg

Belegschaften kamen zusammen von ThyssenKrupp-SE, ThyssenKrupp-MS, Acelor Mittal, Rasselstein, sowie ThyssenKrupp-Logistik, Auszubildende aus den Lehrwerkstätten und Arbeiter und Angestellte aus Duisburg, Dortmund, Bochum, Hagen-Hohenlimburg, Gelsenkirchen, Finnentrop, Siegerland, Andernach-Neuwied. Allein von HKM sind über 1000 Kollegen gekommen. Das war ein großer Erfolg, weil ja verbreitet wird, es sei nicht der ganze Stahlbereich betroffen.

 

Nachdem vom Vorstandsvorsitzenden Lopez bereits die Reduzierung der Stahlproduktion bei ThyssenKrupp von derzeit knapp 12 Millionen Tonnen auf 6 Millionen Tonnen angekündigt und dies Ende letzter Woche mit dem Einstieg des Investment-Milliardärs Kretinsky fortgeführt und auf die Spitze getrieben wurde, bekräftigten die Kolleginnen und Kollegen, dass sie den Generalangriff auf die Konzernbelegschaft und auf die Arbeits- und Ausbildungsplätze nicht hinnehmen. Nach den kämpferischen Warnstreiks im Frühjahr, den großen antifaschistischen Demonstrationen und der Palästina-Solidarität, den Aktionstagen bei Bosch und in Schweinfurt, war heute ein wichtiger Schritt, dass Industriearbeiterinnen und -arbeiter aus großen Produktionsbetrieben sich einmischten. Delegationen aus verschiedenen Betrieben wie Vallourec, ZF-Witten, Opel Bochum, Ford-Köln, Daimler-Düsseldorf, Krankenschwestern aus Duisburger Kliniken ... nahmen teil und überbrachten ihre Solidarität.

 

Zwei Richtungen zogen sich durch den Aktionstag: Die, dass die Belegschaften standort- und konzernübergreifend die Zukunft kämpferisch in die eigene Hand nehmen, für den Kampf um Arbeitsplätze und Umweltschutz die eigene Rechnung aufmachen gegen das ganze kapitalistische Krisenchaos und die Vorstandspläne offensiv angreifen mit dem Übergang zu einem selbständigen Streik der Stahlarbeiter zusammen mit ihren Familien und der solidarischen Unterstützung aus der Bevölkerung. Auch wird deutlich, dass die kämpferischen Arbeiter keineswegs gewillt sind, Arbeitsplätze und Umweltschutz gegeneinander ausspielen zu lassen. In zahlreichen Gesprächen begegneten MLPD-Genossinnen und -Genossen, die das Buch "Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen - Was tun gegen die mutwillige Zerstörung von Mensch und Natur?" anboten, einer großen Offenheit für einen gesellschaftsverändernden Umweltkampf und für die Auseinandersetzung über den echten Sozialismus. Die Losung „Streik – bis die Vorstandpläne vom Tisch sind“ bekam in den Diskussionen viel Zuspruch. Die Mehrheit der Kollegen ist mit dem Bewusstsein dorthin gekommen, dass der Kampf um jeden Arbeitsplatz geführt werden muss. „Wer führt den Kampf, wer fängt an und machen denn überhaupt alle mit“ sind Fragen, die weiter geklärt werden müssen. Viele Kollegen waren sehr nachdenklich. Der Aktionstag stand im Zeichen eines Verarbeitungsprozesses mit reformistischen Illusionen oder der Auswertung verschiedener Kampferfahrungen im Ruhrgebiet. 

 

Die andere Richtung der Reformisten folgte der Devise, auf "faire Verhandlungen" zu setzen, zu beschwichtigen, mit neuen vagen Versprechungen daherzukommen und die Illusion zu verbreiten, dass die Interessen der Belegschaft die gleichen wären, wie die des Stahlvorstands. Eines Stahlvorstands, der zum Generalangriff gegen die Belegschaft geblasen hat, der weit über 10.000 Arbeitsplätze vernichten will, der soll plötzlich "fair verhandeln"? Das Krokodil wird Vegetarier? Dafür war auf der Bühne eine ganze Riege von SPD- und CDU-Politikern versammelt. Für ihre Beiträge rührte sich kaum eine Hand zum Applaus.

 

Tekin Nasikkol, Gesamtbetriebsratschef von TKSE bemühte sich, eine wachsende wütende und kämpferischen Stimmungslage in der Belegschaft aufzugreifen: „Wer mit der Brechstange droht, wird den Stahlhammer spüren“. Solch kämpferischen Worte stießen auf Zustimmung! Er billigte dem schwerreichen neuen Investor aber zu, vielleicht doch Interesse an der Produktion zu haben und an den Arbeitsplätzen. Nein, dieser Herr interessiert sich wie die anderen Monopolvertreter nur für Maximalprofit und dafür, möglichst lang Subventionen vom Staat zu kassieren.

 

ThyssenkruppSteel (tkse) ist nicht irgendein großes Unternehmen, sondern ein internationales Monopol. Ein solches ist ein großer komplexer Verbund und Bestandteil des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals. Das zeigen schon die komplizierten Verflechtungen mit anderen Großkonzernen, wie E.on, RAG-Stiftung und so weiter. Auch an der Personalstruktur der Führungsebene kann man das sehen. Da sitzen Leute wie der BDI-Vorsitzende Siegfried Russwurm als Vorsitzender im Aufsichtstrat. Da haben Bergbaukonzerne, Autokonzerne und nicht zuletzt internationale Großbanken ein gewichtiges Mitspracherecht über die Konzernstrategie. Ihr Generalangriff auf die Belegschaft geschieht auf dem Hintergrund eines gnadenlosen Konkurrenzkampfs, in dem Thyssenkrupp schwer zurückgefallen ist.

 

Die Arbeiterplattform des Internationalistischen Bündnisses führte zwei offenen Mikros durch, an denen Kolleginnen und Kollegen zu Wort kamen, um den weiteren Weg des Kampfes zu beraten. Die MLPD stand selbstverständlich wie immer fest an der Seite der Kolleginnen und Kollegen, beteiligte sich solidarisch und mobilisierte auch im Vorfeld zur breiten Teilnahme und Unterstützung. Gabi Fechtner, Vorsitzende der MLPD überbrachte am offenen Mikrofon die solidarischen Grüße der Betriebsgruppen der MLPD zu diesem Streik- und Aktionstag. Sie brachte aber auch die entfaltete Auseinandersetzung um die zwei Richtungen offen zu Sprache und argumentierte für den eigenständigen Weg und selbständigen Kampf der Belegschaft. Arbeiterkämpfe waren und sind erfolgreich, wenn sie von der Basis vorbereitet und selbständig geführt werden. Die Solidarität der Bevölkerung ist solchen Kämpfen gewiss. Ansetzend an den jahrzehntelangen Erfahrungen der Stahlkolleginnen und -kollegen betonte sie, dass es nicht darum gehen kann, um die Art und Weise des Arbeitsplatzabbaus mit zu reden und zu verhandeln, sondern konsequent den Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz aufzunehmen und zu führen auf Kosten der Profite. Sie hob auch den Blick, dass es auch nicht nur um die Arbeitsplätze geht. Im Kampf gegen die akute Weltkriegsgefahr, gegen die begonnene Umweltkatastrophe müssen sich die Arbeiterinnen und Arbeiter, insbesondere aus den internationalen Großkonzernen, an die Spitze stellen und Kurs nehmen auf den echten Sozialismus, als einzige gesellschaftliche Perspektive für das Überleben der Menschheit.