Willi Dickhut

Zum 120. Geburtstag von Willi Dickhut

Ein Leben für den Sozialismus - unbeugsam und weitsichtig

Am 29. April 2024 wäre Willi Dickhut 120 Jahre alt geworden. MLPD, REBELL, Internationalistisches Bündnis und Freunde in Deutschland und in aller Welt würdigen ihn an diesem und vielen weiteren Tagen, indem sie von dem unbeugsamen Kämpfer für den Sozialismus lernen und sein Lebenswerk fortsetzen.

Von gis
Ein Leben für den Sozialismus - unbeugsam und weitsichtig
Willi Dickhut

Dazu gehört, sein Leben und sein Werk breit zu propagieren, weit über den bisherigen Kreis hinaus, es vor allem unter den Arbeitern zu verankern. Denn Willi Dickhuts Leben straft den ganzen Antikommunismus Lügen. Er war über 65 Jahre lang unbeugsamer Kommunist - während des Hitlerfaschismus, in der Nachkriegszeit, nach dem Verrat des Sozialismus in der Sowjetunion und dann auch in China und beim notwendig gewordenen Neuaufbau einer revolutionären Partei neuen Typs, der MLPD. Das ist für die Arbeiter heute, für die Jugend und für jeden, der nach einem grundsätzlichen Ausweg aus dem kapitalistischen Krisenchaos sucht, Ermutigung und Vorbild.

 

Das Willi-Dickhut-Haus in Gelsenkirchen-Horst und die Gedenktafel davor sind ein Beitrag dazu, dass unter der Bevölkerung über Willi Dickhut gesprochen wird. Das Willi-Dickhut-Museum. Sein Gesamtwerk, das man in Einzelausgaben oder in einer Bücherbox erwerben und studieren kann. Der Kampf um eine Willi-Dickhut-Straße in Solingen. Und ganz besonders die Broschüre, die die MLPD-Vorsitzende Gabi Fechtner vor zwei Jahren geschrieben hat, und von der es einige Übersetzungen gibt, darunter eine russische. Ihr Titel: Willi Dickhut - Ein ungewöhnlicher Arbeiterführer und revolutionärer Theoretiker - Vorbild für die Jugend. Anlässlich des Geburtstags von Willi Dickhut verbreiten die Genossinnen und Genossen der MLPD die Broschüre vor Betrieben, in Wohngebieten und natürlich am 1. Mai.

  • Kind und Führer der Arbeiterklasse
  • Organisierter Kommunist, unversöhnlich gegen den Verrat am Sozialismus
  • Arbeitertheoretiker von internationaler Bedeutung
  • Durchdrungen von der dialektischen Methode
  • Weichensteller für die Partei neuen Typs
  • Unerschütterlicher Wille
 

In dieser Rote-Fahne-News-Reportage zum 120. Geburtstag sind aus jedem Lebensabschnitt von Willi Dickhut einige Stationen ausgewählt, die sein Leben auf der Grundlage der proletarischen Denk-, Arbeits- und Lebensweise veranschaulichen.

Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg

Der Vater von Willi Dickhut stammte aus Hagen, von wo er nach Schalksmühle im Sauerland übersiedelte und mit vier Pferden als Fuhrunternehmer arbeitete. In Schalksmühle wurde Willi Dickhut am 29. April 1904 geboren. Als er am 8. Mai 1992 starb, hatte er beinah ein Jahrhundert erlebt. Willi Dickhut liebte die Natur, war mit seinen Genossinnen und Genossen viel unterwegs. Und er war ein sehr kulturvoller Mensch. Seine Frau Luise erzählte von einem Urlaub, in dem Willi Dickhut auf ausgedehnten Spaziergängen fotografierte, die Landschaft, Pflanzen, Menschen. Die Leute im Dorf fragten, ob sie denn die Bilder auch mal sehen könnten. Da arbeitete Willi Dickhut mit größter Sorgfalt einen Diavortrag aus und zeigte ihn ein Jahr später im Wirtshaussaal. 100 Leute kamen und waren begeistert. (Rote Fahne vom 16. Mai 1992) Anfang der 1920er Jahre arbeitete Willi Dickhut als Schlosser in verschiedenen Solinger Betrieben, nahm an Arbeiterstreiks teil und organisierte sich gewerkschaftlich. Dann kam 1926 der bis dahin wichtigste Tag in seinem Leben: "Ich war einer der vielen Arbeiter, bei denen es nur eines geringen Anstoßes von außen bedurfte, um Mitglied der revolutionären Arbeiterpartei KPD zu werden." (So war's damals, Seite 11) Unter der faschistischen Hitlerdiktatur gehörte Willi Dickhut zu den unbeugsamen antifaschistischen Kämpfern im proletarischen Widerstand. Er organisierte die illegale Arbeit in Form des "Schießscheibenschemas", wo jeder nur zwei Verbindungsleute kannte, um unnötige Opfer zu vermeiden. Unter diesen Bedingungen verfasste Willi Dickhut 1942 bis 1945 Schulungsmaterial für seine Genossinnen und Genossen, durch das die antifaschistische Überzeugungsarbeit wichtige Argumente bekam und die Kampfmoral stärkte. Die MLPD hat dieses Schulungsmaterial später in zwei Bänden unter dem Titel "Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg" veröffentlicht. Es ist auch heute noch eine bedeutsame Hilfe, sich in komplizierten Situationen selbständig zu orientieren. In "So war's damals - Tatsachenbericht eines Solinger Arbeiters 1926 bis 1948" schildert Willi Dickhut den mutigen und komplizierten proletarischen Widerstand in Solingen und im Konzentrationslager.

 

Im April 1945 verhinderten Willi Dickhut und andere Solinger Antifaschisten, dass die von den Hitlerfaschisten befohlene Verteidigung der Stadt durchgeführt wurde. So wurden viele Menschenleben gerettet und die Stadt vor der Zerstörung bewahrt. "Die Massen der Antinazi-Bevölkerung wurden mobilisiert und zum Rathaus in Solingen-Wald, dem Sitz der Nazi-Parteiführung, dirigiert. Die Massen waren in aufgeregter Stimmung und immer deutlicher drang die Entschlossenheit durch, die Verteidigung Solingens mit allen Mitteln zu verhindern. Während in den Stadtteilen die Beseitigung der Panzersperren weiterging, forderten die Massen vor dem Rathaus immer stürmischer die Einstellung des Kampfes. ... Himmler ist weit, und die Amerikaner sind nahe! Unsere Zersetzungsarbeit unter den Soldaten, Polizisten und NSDAP-Mitgliedern wurde mit äußerster Anstrengung betrieben und - hatte Erfolg! Die Nacht der faschistischen Diktatur versank - es dämmerte der Morgen." (So war's damals, Seite 366ff)

Aktionseinheit auf kommunaler Ebene - kein "Solinger Karneval"

In Solingen entstand mit durch die weitsichtige Aktivität von Willi Dickhut 1952 eine Einheitsfront von SPD und KPD auf kommunaler Ebene. Die beiden Parteien zogen beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt an einem Strick. Gleichzeitig verhandelten auf Bundesebene Adenauer (CDU) und Ollenhauer (SPD) über eine Zusammenarbeit von Regierung und Opposition. "Die Solinger SPD hat für eine solche Politik der Winkelzüge kein Verständnis", schrieb Willi Dickhut in einem Flugblatt der KPD. "Sie will nach wie vor in ehrlicher, offener Zusammenarbeit mit den Kommunisten durch gemeinsame Aktionen die Interessen der werktätigen Bevölkerung gegen die Adenauer-Politik verteidigen. Aus der richtigen Erkenntnis heraus, daß nur durch gemeinsames Handeln aller aufrechten und friedliebenden Kräfte des deutschen Volks die große Not beseitigt, das Vaterland geeinigt und ein gerechter Friedensvertrag erreicht werden kann, lehnten Vorstand und Fraktion der Solinger SPD in einer gemeinsamen Konferenz mit der Bezirksleitung das Ansinnen Dobberts auf Bruch mit den Kommunisten ab und verteidigten einmütig und geschlossen die Politik der Aktionseinheit." Entschieden protestierten Willi Dickhut und andere Genossen jedoch auch gegen einen dummdreisten Artikel in der "Parlamentarischen Wochenschau" der KPD, der die erfolgreiche Einheitsfrontpolitik als "Solinger Karneval" diskreditierte. (Was geschah danach?, Seite 118)

Bedeutsam bis heute: Betriebszeitungen und positive Gewerkschaftsarbeit

1955, im letzten Jahr vor dem Verbot der KPD, war Willi Dickhut als 1. Kreissekretär in Hagen eingesetzt. Er kümmerte sich schwerpunktmäßig um die Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, deren Bedeutung er schon im ersten Jahr seiner Parteimitgliedschaft erkannt hatte. Einige Genossen machten keine aktive Gewerkschaftsarbeit wegen der rechten Gewerkschaftsführer. Diese Genossen überzeugte Willi Dickhut geduldig: "Einmal übersehen solche Genossen, dass die Gewerkschaften mit ihren 6 Millionen Mitgliedern die stärkste Massenorganisation der Arbeiterklasse und zum anderen die Interessenvertreter der Arbeiter, Angestellten und Beamten sind." Größte Aufmerksamkeit schenkte Willi Dickhut den Betriebszeitungen. Natürlich schrieb er nicht nur eine Anleitung "Wie machen wir eine Betriebszeitung?", sondern war selbst an zig Ausgaben beteiligt, auch noch später im KABD und in der MLPD. Mit dem beginnenden Parteiaufbau 1969 waren die gesammelten Erfahrungen mit der Betriebszeitungsarbeit ein großer Schatz: "Eine Betriebszeitung ist eine scharfe Waffe, wenn sie wie eine Bombe im Betrieb einschlägt; sie ist eine stumpfe Waffe, wenn sie nicht beachtet wird." (Was geschah danach?, Seite 190ff)

Der Neuaufbau einer revolutionären Arbeiterpartei wurde notwendig

Seit seinem Aufenthalt in der damals sozialistischen Sowjetunion 1928/29 beschäftigte Willi Dickhut die Frage der Denkweise in der Arbeiterbewegung. Er zögerte zunächst, den zweiten Teil seines Tatsachenberichts in Angriff zu nehmen: "Obwohl ich bereits 1971 mit der Erstellung des Buchs 'Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion' begonnen und den objektiven Nachweis über die Verwandlung des Sozialismus in einen bürokratischen Kapitalismus erbracht hatte, tauchten bei der Beurteilung des subjektiven Faktors Bedenken auf. Es waren doch ehemalige Kommunisten, die den Sozialismus verraten hatten. Neulich fragte mich ein VVN-Kamerad: 'Wie ist so etwas nur möglich? Honecker war doch auch ein Widerstandskämpfer gegen den Faschismus und wurde verfolgt, und jetzt ist er so korrupt.' Daß sich bei Honecker und allen Bürokraten die Denkweise verändert hat - von der proletarischen Denkweise zur kleinbürgerlichen Denkweise - ist vielen unverständlich, und doch ist gerade dies der entscheidende Grund für ihren Verrat am Sozialismus." (Vorwort zu Was geschah danach?, Seite 9) SED und KPD gehörten zu den ehemals revolutionären Parteien, die die Thesen Chruschtschows übernahmen und ebenfalls revisionistisch entarteten. Im März 1956 konnte man sich an der Basis der KPD noch kein richtiges Bild über die Vorgänge machen. Klar war jedoch: Etwas Ungeheuerliches war im Gange. Willi Dickhut erklärte: "Was Chruschtschow hier angerichtet hat, können Millionen Kommunistinnen und Kommunisten in der ganzen Welt nicht wiedergutmachen." 1966 wurden Willi Dickhut und seine Frau Luise aus der KPD ausgeschlossen. Sie hatten sich geweigert, die Peking Rundschau abzubestellen! Über den Ausschluss wunderten sie sich nicht so sehr. Unüberbrückbar war der ideologisch-politische Widerspruch zwischen sozialistischer und revisionistischer Weltanschauung geworden. Eine sehr bittere Erfahrung war es, dass sie isoliert und geschnitten wurden. In den 1970er Jahren mussten Willi Dickhut und der KABD (Vorläuferorganisation der MLPD) eine Verleumdungskampagne der DKP-Führung enttarnen und nach allen Regeln der Kunst zurückweisen.

Bedeutende theoretische Arbeit und Impulse für seine Nachfolger

Bevor eine neue marxistisch-leninistische Partei aufgebaut werden durfte und konnte, musste die revisionistische Entartung der alten KPD nachgewiesen werden. Alles Andere wäre eine unverantwortliche Spaltung der revolutionären Arbeiterbewegung gewesen. 1969 übernahm Willi Dickhut die Leitung des theoretischen Organs Revolutionärer Weg, das bis heute das ideologisch-politische Gerüst der MLPD ist, Garant für ihre Zielklarheit. Unter Leitung von Stefan Engel wird es stetig weiterentwickelt. Willi Dickhut scheute keine Mühe, den Prozess der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion allseitig nachzuweisen. 1971/72 erschien sein gleichnamiges Buch, wurde im Lauf der Zeit in zehn Sprachen übersetzt und international verbreitet. Willi Dickhut stand zeitlebens für die untrennbare dialektische Einheit von Theorie und Praxis. "Wer diese Einheit zerstört, Theorie und Praxis trennt, verzichtet auf die Revolution, ob er es wahrhaben will oder nicht." (Revolutionärer Weg 20, Seite 27) Beharrlich setzte Willi Dickhut sich dafür ein, dass in der MLPD jedes Mitglied theoretisch arbeitet. Und so ist die MLPD in jeder Gruppe geprägt von einem lebendigen kritisch-selbstkritischen Geist. Eine der wichtigsten Aufgaben der theoretischen Arbeit sah Willi Dickhut in der Analyse des staatsmonopolistischen Kapitalismus in der BRD. "Ich habe mich früher immer gefragt, warum macht er diese Analyse des staatsmonopolistischen Kapitalismus so ausführlich", so Stefan Engel beim Willi-Dickhut-Seminar 2002 in Gelsenkirchen. "Ich habe das erst später begriffen, als ich selbst eine Wirtschaftsanalyse machen musste." Mit der dialektischen Methode, von der Willi Dickhut durchdrungen war, erkannte er am Ende seines Lebens noch wichtige Veränderungen im imperialistischen Weltsystem, insbesondere die Internationalisierung der Produktion. Neue Aufgaben stellten sich für die theoretische Arbeit der MLPD, Willi Dickhut hat das Handwerkszeug dafür geprägt. "Die Impulse wurden von uns verarbeitet im Geist von Willi Dickhut. Sie bedeuten in einer konkreten Frage eine Kritik an der Politischen Ökonomie von Willi Dickhut (Verdrängung des doppelten Produktionsbegriffs, d. Verf.), bedeuten aber in ihrem ganzen Geist eine Weiterentwicklung seiner theoretischen Lebensleistung, auf der der Parteiaufbau der MLPD und ihre Praxis des Klassenkampfs beruhen." (Stefan Engel im Willi-Dickhut-Seminar 2002)

„Sozialismus am Ende?“ Im Gegenteil!

Am 6. Mai 1992, zwei Tage vor seinem Tod, sprachen Stefan Engel und der damalige Leiter der Zentralen Kontrollkommission der MLPD zum letzten Mal mit Willi Dickhut. Willi Dickhut wäre nicht Willi Dickhut gewesen, wenn er nicht selbst diese Stunde noch genutzt hätte, wesentliche Hinweise für Parteiaufbau und Klassenkampf zu geben. In dem Buch "Sozialismus am Ende?" werden viele neue Erkenntnisse über die Rolle der Denkweise erstmals konkret dargelegt. Darum, so Willi Dickhut, ist dieses Buch auch eine Herausforderung in der Partei. „Der entscheidende Faktor im Parteiaufbau ist die Denkweise. Wenn Lenin weitergelebt hätte, wäre er auch auf die Frage der Denkweise gekommen“, so Willi Dickhut in diesem letzten Gespräch. „Der Sozialismus ist nur zusammengebrochen, weil die Frage der Denkweise nicht berücksichtigt wurde. Heute ist alles viel komplizierter. Früher hat sich doch kein Mensch Gedanken über die Denkweise gemacht.“

 

Die Lehre von der Denkweise wurde von der MLPD ausgehend von dem Buch von Stefan Engel „Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung“, der Nummer 26 des theoretischen Organs Revolutionärer Weg, schöpferisch weiterentwickelt, zusammengefasst und auf die heutigen Fragen angewandt. Und heute sagen wir, der Sozialismus, der echte Sozialismus, muss auf der Grundlage der proletarischen Denkweise aufgebaut werden.