„Wir-fahren-zusammen“-Konferenz in Köln
Wer stopft das „Strategieloch“?
Parallel zur Strategiekonferenz der kämpferischen Umweltbewegung in Potsdam fand vom 19. bis 21. April die „Wir-fahren-zusammen“-Konferenz“ in Köln statt.
Eine interessante Sache, denkt man - denn bei „Wir fahren zusammen“ arbeiten vor allem einige Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter von ver.di mit der Fridays-for-Future-Bewegung (FFF) zusammen. Johannes Bosse, Aktivist und Organisator der Konferenz, beklagte im Vorfeld: „Die Klimabewegung ist in einem Strategieloch, man weiß nicht so recht, was man tun soll“. Wenn man sich doch selbst in einem "Strategieloch" befindet, wieso macht man dann eine Konkurrenzdiskussion zu der schon lange bekannten Strategiekonferenz in Potsdam? Die Tatsache, dass die Veranstaltung in Köln sehr kurzfristig angesetzt wurde, wirft die Frage auf: War oder ist den Veranstaltern die politisch eigenständige, finanziell unabhängige und unter Beteiligung der MLPD durchgeführte Konferenz in Potsdam ein Dorn im Auge? Sollte bewusst eine Konkurrenzveranstaltung installiert werden?
Die finanzielle Unabhängigkeit der Konferenz in Köln muss man dagegen sehr in Frage stellen. Organisiert wurde sie nämlich von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, FFF-Deutschland und dem zu 100 Prozent stiftungsfinanzierten „Movement Hub“. Dieser finanziert damit nach eigenen Angaben „soziale Bewegungen“ unter anderem mit Geldern der Robert-Bosch Stiftung. Ja, richtig: dem Auto-Zulieferer-Monopol mit Sitz in Stuttgart.
Eine Pressemitteilung der Veranstalter ist nicht auffindbar. Berichte finden sich bei der trotzkistischen SAV und im Neuen Deutschland. Demnach trafen sich „rund 300 Verkehrswendeaktivist*innen“. Also weniger als die 500 in Potsdam! Das Neue Deutschland berichtet, dass „wohlwollend diskutiert wurde (…), man könnte sich doch auch mal der Industrie zuwenden (…) Viele Teilnehmer*innen der Konferenz vermuteten allerdings, dass (…) es (...) in den Betrieben weniger Offenheit dafür gibt. Anstöße in einzelnen Unternehmen etwa der Autoindustrie würden manche aber schon wagen wollen.“
Wenn man über die Haltung der Arbeiterschaft höchstens "Vermutungen" hat - hat man echt was verpasst in Köln! Kämpferische Industriearbeiter aus der Automobilindustrie, dem Bergbau, der Chemieindustrie usw. gab es bei der Strategiekonferenz in Berlin in Hülle und Fülle. Von wegen „wenig Offenheit“ für die Umweltfrage: kompetete Kritik am „Greenwashing“ der Automonopole, Kampfforderungen für eine umweltschonende Produktion, Erfahrungen von den Auseinandersetzungen in den Belegschaften, dass der Kampf um Arbeitsplätze und Umweltschutz kein Gegensatz sind – all das gab es bei der Konferenz in Berlin.
Was kam beim Füllen des eigenen "Strategielochs" in Köln heraus? Der dramatischen Umweltentwicklung nur mit dem Kampf um die "Verkehrswende" begegnen zu wollen und als nächste Aufgaben „die Ende des Jahres anstehenden Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst, die Bundestagswahl im nächsten Jahr und die Ende 2025 beginnende nächste Tarifrunde im Öffentlichen Dienst.“¹ ins Auge zu fassen, wird der Situation nicht gerecht.
In Potsdam wurde kritisch darüber diskutiert, die begonnene globale Umweltkatastrophe nicht zu unterschätzen. Der Kapitalismus nimmt keine Rücksicht auf Mensch und Natur. Notwendig ist ein gesellschaftsverändernder Kampf und eine offene Diskussion, wie die Gesellschaft der Zukunft aussehen soll, in der die Einheit von Mensch und Natur Leitlinie der Produktion und des gesellschaftlichen Lebens ist. Für die MLPD ist das der echte Sozialismus. Auch darüber wurde in Berlin lebhaft, konsensbildend und kontrovers von Arbeiter- und Umweltbewegung diskutiert und Beschlüsse gefasst, wie weiter zusammen gearbeitet und gekämpft wird.
Wer mitmachen will, wendet sich an: www.umweltstrategiekonferenz.org