Italien
Melonis Versuche, den Antifaschismus zu zensieren
Der 25. April ist in Italien Nationalfeiertag. Das ganze Land gedenkt der Opfer des Faschismus und der antifaschistischen Kämpferinnen und Kämpfer, der Aufstände und des Partisanenkampfs, die zu seinem Sturz beigetragen haben.
Der Schriftsteller und Publizist Antonio Scurati war beauftragt, im Vorfeld des 25. April 2024 eine Rede in einer Sendung des staatlichen Fernsehsenders RAI zu halten. Scurati ist Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Mailand. Er schreibt für überregionale Zeitungen in Italien und Spanien. Seine Romane wurden in viele Sprachen übersetzt, und er erhielt dafür Preise. Mit seinen Romanen zum Aufkommen des Faschismus wurde er international bekannt. Alle drei landeten auf Bestsellerlisten.
Nun wurde dem Mann kurzfristig die Sendung abgesagt. Der Grund ist ganz offensichtlich politische Zensur. RAI hat inzwischen den Spitznamen "Telemoni". Die mutige Moderatorin der Sendung verlas dann selbst die Rede. Am nächsten Morgen verlas dann eine ebenfalls mutige Journalistin in den Frühnachrichten eine Protesterklärung der Gewerkschaft der Journalisten.
Was steht in der Rede? Dass der Generalsekretär der sozialistischen Partei am 10. Juni 1924 von Auftragskillern aus dem engsten Kreis Mussolinis ermordet wurde. Er hatte im Parlament offen gegen die Errichtung des Faschismus Stellung genommen. In der Rede wird ebenfalls die Beteiligung der italienischen Faschisten an den zahlreichen sehr barbarischen Massakern der deutschen Faschisten in Italien aufgezeigt. Er weist nach, dass Melonie nie mit dem Faschismus gebrochen hat, einzelne Verbrechen als Feigenblatt zugegeben hat. Nicht umsonst weigert sie sich, das Wort „Antifaschismus“ auszusprechen. Sie lässt Antifaschisten und Antifaschistinnen mit allen propagandistischen, juristischen und polizeilichen Methoden verfolgen.
Scurati sagt zur ARD: „Sie wälzt die Schuld für Gemetzel und Massaker auf die deutschen Nazis ab, obwohl die Faschisten von Salo Komplizen und Kollaborateure waren.“
Allerdings können die Faschisten der italienischen Regierung ihre Gleichschaltung nicht ungestört durchziehen. Es gibt breiten Widerstand und auch internationale Proteste. Bekannte Künstler sprechen den Text der zensierten Rede im Internet nach. Bürgermeister aus dem ganzen Land haben angekündigt, ihn am 25. April öffentlich vortragen zu lassen.