Eckart von Klaeden
Verkehrte Welt: Mercedes-Benz macht sich Sorgen um Klimaschutz
„Angesichts internationaler Krisen gerät der Klimaschutz fast in Vergessenheit“ [1]. Wie gut, dass ein Vertreter der Automonopole, den Hauptverantwortern der begonnenen globalen Klima- und Umweltkatastrophe, sich jetzt zu Wort meldet: „Klimaschutz darf nicht zu kurz kommen“.
Verkehrte Welt, könnte man meinen. Im Interview von Mercedes-Cheflobbyist und Lautsprecher Eckart von Klaeden mit der Stuttgarter Zeitung vom 19. April wird aber klar, was den Konzern gerade umtreibt. Er gibt zu, dass der um acht Prozent im 1. Quartal 2024 eingebrochene Absatz von Autos mit Elektroantrieb vom Vorstand so nicht erwartet worden war. Zu den Gründen will er sich aber nicht klar äußern. Schließlich müsste sich Mercedes-Benz an die eigene Nase fassen, mit seine Luxusstrategie. Die Käuferschichten, die sich solch teure E-Auto leisten können „und die diese idealerweise an der eigenen Wallbox mit selbst produziertem Photovoltaikstrom laden können, sind versorgt.“ [2]
Auf die Frage, ob die von FDP, CDU und AfD immer lauter geforderte Verschiebung des für 2035 vorgesehenen Verbrennerverbots bei der von der EU für 2026 geplanten Überprüfung durchkomme, winkt Klaeden ab: „Bereits heute eine Verschiebung zu beschließen wäre dagegen das falsche Signal – an Kunden ebenso wie an alle anderen Beteiligten.“ Der Grund: Mercedes-Benz hat viel Geld für die Umstellung auf die E-Mobilität investiert, das sich bei den Profiten auszahlen soll. Allerdings nicht wegen der Umwelt, sondern um den Rückfall gegenüber Tesla und den chinesischen Autokonzernen aufzuholen und bei den E-Premiumlimousinen wieder Nummer eins zu werden.
Die Ansage von Konzernchef Ola Källenius, dass der Verbrennermotor noch weit in die 2030er-Jahre hinein produziert werden soll, sei kein Wechsel der Strategie. Aber: „Der Leitgedanke der gesamten Regulierung sollte sein, die Klimaschutzziele zu erreichen, zugleich unsere Wettbewerbsfähigkeit beizubehalten und die Akzeptanz der Elektromobilität durch Investitionen weiter zu fördern.“ Dies heißt aber nichts anderes als Unterordnung des Umweltschutzes unter die Profitinteressen der Monopole.
Also genau das Prinzip, mit dem die Herrschenden die Menschheit mutwillig an den Rand der Existenz gebracht haben. Im Imperialismus geht die E-Mobilität mit rücksichtslosem Raubbau an den Naturreserven einher und behindert die notwendige Verlagerung des Autoverkehrs auf die Schiene. Konkret verlangt Klaeden die Rücknahme der Strafzahlungen ab dem nächsten Jahr, wenn der Anteil der Verbrenner bei der Neuwagenflotte zu hoch ist. Und natürlich staatliche Subventionen für die Förderung des E-Autoabsatzes, finanziert aus unseren Steuergeldern. Darin besteht die Sorge von Mercedes, dass „das Pendel (in der Diskussion) zu sehr in die andere Richtung ausschlägt und der Klimaschutz zu kurz kommt.“ Nein danke, wir haben verstanden!