Sindelfingen

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Ola und Olaf auf der Betriebsversammlung von Mercedes-Benz

Auf der Betriebsversammlung von Mercedes in Sindelfingen am 5. März wurde Bundeskanzler Olaf Scholz vom Betriebsratsvorsitzenden Ergun Lümali als „special guest“ angekündigt. Auch Mercedes-Chef Ola Källenius sprach zu den rund 5000 Kolleginnen und Kollegen in der Halle.

Korrespondenz

Allerdings wurden die Bänder erst 15 Minuten vor Beginn angehalten, weshalb selbst die „schnellsten“ Produktionsarbeiter aus Sicherheitsgründen wegen Überfüllung nicht mehr reingelassen wurden. So sprachen Kanzler und Vorstandsvorsitzender zum Großteil vor Angestellten.

 

Hauptthema war die Umstellung auf die Elektromobilität. Dieser Schritt sei unumkehrbar; aber das Tempo bestimme der „Markt“; sprich die Kunden, die sich die Luxuskarossen leisten können. Kein Wort, dass zum Beispiel mit der Stärkung des öffentlichen Verkehrssystems das Ausreifen der globalen Klima- und Umweltkatastrophe verhindert werden muss;  oder die Kritik an dem Raubbau von Rohstoffen für die E-Antriebe. 

 

Insgesamt war die „große Tierschau“ bei der Betriebsversammlung ein gut inszenierter Werbeauftritt für Regierung und Monopole. Diese haben es auch nötig. Denn sie verlieren immer mehr den Rückhalt unter der Bevölkerung und vor allem unter Arbeitern.

 

Der Betriebsratsvorsitzende, der für die SPD bei der Kommunalwahl im Juni kandidiert, war voller Stolz, dass sich die Gäste soviel Zeit für das Werk Sindelfingen nahmen. Aber viele Produktionsarbeiter fragten sich: was bringt uns dieser Besuch denn? Die Diskussionen, Besichtigung der Factory 56 und das Probefahren war wie in einem Drehbuch geplant und von Security gut abgeschirmt. Proteste und direkte Diskussionen mit den Arbeitern sollten nicht stattfinden. So wurde im Vorfeld verbreitet, man dürfe den Kanzler nicht auspfeifen, solle ihn mit Respekt behandeln und wer sich politisch äußere, müsse mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Kein Zeichen von Stärke!

 

Nachdem die „Großen Tiere“ die Versammlung nach ihren Reden verlassen hatten, wurden in ca. zehn Diskussionsbeiträgen die wirklich heißen Themen angesprochen; leider nur mehr vor einigen hundert Zuhörern: Arbeitsbedingungen und Leiharbeit in der Produktion und in den Büros, Militarisierung der Gesellschaft und Gefahr eines Dritten Weltkriegs, Kampf der Rechtsentwicklung und Aktionen am Tag gegen Rassismus am 21. März. Die Betriebsversammlung machte deutlich: wirkliche Veränderungen müssen von unten entwickelt und durchgesetzt werden!