Werkzeugmacher, Schauspieler, Bücherfreund

Werkzeugmacher, Schauspieler, Bücherfreund

Zum Tod von Peter Sodann

45 Mal spielte Peter Sodann den Dresdner Kommissar Bruno Ehrlicher im "Tatort". Mit ihm wurde er populärer als mit fast allen anderen Bausteinen seiner Lebensleistung - abgesehen vielleicht von der Bundespräsidenten-Kandidatur auf Vorschlag der Linkspartei im Jahr 2009.

Von gis
Zum Tod von Peter Sodann
Foto: Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>

Peter Sodann stammte aus Meißen, seine Mutter war Landarbeiterin, sein Vater arbeitete in den Siemens-Schuckertwerken. Mit 14 machte er eine Werkzeugmacherlehre. Zeitlebens hat er sich als Kommunist verstanden, wie sein Vater, und war stolz darauf. Bald erwachte seine Liebe zum Theater, die zuerst ohne Gegenliebe blieb: Bei seiner ersten Probevorstellung wurde er als unbegabt abgewiesen und studierte dann bis zum nächsten Anlauf erstmal Jura. Dann aber blieb er der Schauspielerei treu. Er spielte am Berliner Ensemble bei Helene Weigel sowie in Erfurt und Karl-Marx-Stadt. Ab 1980 hat er über 25 Jahre zunächst als Schauspieldirektor und dann als Intendant das Neue Theater in Halle geleitet. Tassilo Timm, Landesvorsitzender der MLPD Thüringen, kannte als Hallenser Peter Sodann: "Er war eine für die Stadt Halle prägende Persönlichkeit. Er hat sich nie verbiegen lassen, ist nicht dem modernen Antikommunismus erlegen wie so viele."

 

In der DDR war er als Mitglied des Leipziger Studentenkabaretts „Rat der Spötter“ schon 1960 in Ungnade gefallen. Er hatte einem Plüschhund eine Ausgabe „Neues Deutschland“ in den Hintern geschoben und mit dem Satz „Sehnse, nicht mal der Pfeffi kann das verdauen“ wieder herausgezogen. Der Ausschluss aus der SED ließ nicht lange auf sich warten, das Kabarett wurde wegen "konterrevolutionärer Umtriebe" aufgelöst, Sodann zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Nach neun Monaten wurde die Strafe in Bewährung umgewandelt.

 

2017 besorgte der Verlag Neuer Weg anlässlich 100 Jahre Oktoberrevolution eine Neuauflage des Romans "Wie der Stahl gehärtet wurde" von Nikolai Ostrowski. Dem Schauspieler und Bücherfreund Peter Sodann und Stefan Engel, dem Leiter des theoretischen Organs der MLPD, war dies jeweils ein Vorwort wert: Für beide ist es ein Lieblingsbuch und ein Buch, das ihren Lebensweg maßgeblich prägte. Peter Sodann hat sich mit dem Vorwort reichlich Zeit gelassen. Als VNW-Leiter Carsten Zimmer dann mal anrief und nachfragte, meinte Sodann: "Ach ihr Wessis, ihr seid immer so ungeduldig." Carsten blieb ganz cool: "Ich bin aber ein Ossi aus Ost-Berlin." Dann ging es auch ziemlich zügig. Elvira Dürr vom VNW berichtet, dass sie über seine Bibliothek alle Bücher von Arkadi Gaidar bekommen hat. Das war der Schatz, aus dem der VNW dann das Buch "Gaidar, Der Mann mit dem roten Stern" herausgegeben hat.

 

Frank Oettler, Sprecher der MLPD Halle, erinnert sich: "So war es ein großes Verdienst von ihm, dass er zahllose DDR-Bücher, die nach der Wiedervereinigung als 'Russenschwarten' in den Müll wandern sollten, gerettet hat. Im Mai 2012 eröffnete Peter Sodann in einem ehemaligen Kuhstall im sächsischen Staucha die 'DDR-Bibliothek' mit mehr als 500 000 Bücher, u.a. von Schriftstellern wie Willi Bredel und Anna Seghers. Peter Sodann war ein ehrlicher Demokrat. Er unterstützte die MLPD Halle bei der Kampagne "Gib Antikommunismus keine Chance!" und mit seiner Unterschrift unsere Wahlzulassung zur Bundestagswahl und auch meine eigene, als Direktkandidat der MLPD im Wahlkreis Halle." Bernd Blickle aus Dresden schreibt: "Wir waren mit ihm zusammen in Halle bei einer Umweltkonferenz gewesen und tauschten uns jetzt noch einmal darüber aus. Später begegneten wir ihm bei Aktivitäten von Dresden nazifrei. Tschüs, Peter Sodann."

 

Am 5. April ist Peter Sodann im Alter von 87 Jahren in Halle gestorben.