Er hat Buchenwald überlebt

Er hat Buchenwald überlebt

Stefan Jerzy Zweig - das "Kind im Koffer" verstorben

Bereits am 6. Februar dieses Jahres ist Stefan Jerzy Zweig, ein Überlebender des faschistischen Holocaust, verstorben. Er kam als Zweijähriger in einem Koffer ins Konzentrationslager Buchenwald. Kinder hatten in den faschistischen KZs für die Nazi-Peiniger keinen Wert, da sie nicht arbeiten konnten. Vor allem mit Hilfe der Kommunisten überlebten im KZ Buchenwald 900 Kinder.

Von tt
Die Kommunisten spielten im KZ Buchenwald eine herausragende Rolle im antifaschistischen Widerstand. Sie organisierten sich in einem internationalen illegalen Lagerkomitee und versuchten so weit wie möglich, die Lage der Häftlinge zu verbessern, ihre Moral zu heben durch Bildungsarbeit, Nahrung zu sammeln für besonders ausgehungerte Häftlinge usw. Dazu entwickelten sie eine Bündnisarbeit mit anderen Häftlingsgruppen über weltanschauliche Grenzen hinweg. Waffen wurden illegal gesammelt und im entscheidenden Moment am 11. April 1945 wurde unter dem Eindruck der heranrückenden US-Armee die militärische Selbstbefreiung organisiert. Diese historischen Tatsachen werden heute durch den bürgerlichen Antifaschismus geringgeschätzt bis verleumdet.
 
So behauptete der ehemalige Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, Stefan Jerzy Zweig sei nur gerettet worden, weil die Kommunisten einen "Opfertausch" organisiert und einen anderen Häftling in den Tod nach Auschwitz geschickt hätten. Das ist doppelt infam. Erstens trieben nicht die Kommunisten, sondern die faschistischen Henker die Häftlinge in den Tod, entweder durch Arbeit oder vor allem in den letzten Wochen vor der Befreiung auch direkt durch Todestransporte. Zweitens ist inzwischen historisch bewiesen, dass der 16-jährige Häftling Willy Blum freiwillig auf den Transport ging, um seinen jüngeren Bruder nicht alleine zu lassen und so das Leben von Stefan Jerzy Zweig gerettet werden konnte.
 
Gegen diese Behauptung durch Volkhard Knigge, zog Stefan Jerzy Zweig sogar vor Gericht. Knigge, eingefleischter Antikommunist, behauptete vor Gericht, "die Legenden müssen ein Ende nehmen". "Ich bin keine Legende!", rief Zweig daraufhin völlig zu Recht im Gerichtsprozess dazwischen. Er war das vermutlich erste und letzte Kind im KZ Buchenwald und verteidigte bis zu seinem Tod die Rolle der Kommunisten, die ihm das Leben retteten.
 
Berühmt wurde Zweig dadurch, dass seine Geschichte im Roman "Nackt unter Wölfen" von Bruno Apitz verarbeitet wurde. Der Jugendverband REBELL übte seine Geschichte ("das Kind im Koffer") in einem Theaterstück ein, um sich mit der antifaschistischen Geschichte auseinanderzusetzen und daraus zu lernen.
 
Zweig verarbeitete seine Erfahrungen im Buch "Tränen alleine genügen nicht", was für die Jugendarbeit empfohlen, aber derzeit nur antiquarisch erhältlich ist. Ebenso empfehlenswert ist der Film "Nackt unter Wölfen" (Achtung: die alte DEFA-Verfilmung, nicht die "Neuverfilmung") und das Buch von Bruno Apitz.
 
Die MLPD und ihr Jugendverband REBELL werden Jerzy Zweigs Andenken hochhalten. So unter anderem am 14. April, dem diesjährigen Tag des Gedenkens an die Selbstbefreiung der Häftlinge im KZ Buchenwald, an dem sich die MLPD wie in jedem Jahr mit einem eigenständigen Auftreten beteiligen wird.