Pressemitteilung des Roma Center e.V. Göttingen

Pressemitteilung des Roma Center e.V. Göttingen

Gestern Welt-Roma-Tag - heute Stigmatisierung von Roma in Göttingen

Das Roma Center e.V. Göttingen protestiert gegen eine polizeiliche Aktion der Stadt gegen Menschen - vorwiegend Roma, die in einer Schrottimmobilie leben müssen.

Am 8. April war der Welt-Roma-Tag, ein Tag, an dem weltweit Roma auf die Straße gehen, um für gleiche Rechte zu kämpfen. Wenige Stunden später wurden Roma ein weiteres Mal in Göttingen öffentlich stigmatisiert. Am Morgen des 9. April hat ein Großaufgebot der Polizei die Stadt Göttingen bei einer sogenannten „Ortsbegehung“ in der Groner Landstraße 9, unterstützt. In dieser „prekären Wohnimmobilie“ wohnen vor allem sozial deklassierte Menschen, darunter sehr viele Roma.


Laut Stadt fand die Maßnahme statt, um „Unterstützungsbedarfe“ zu ermitteln, unangemeldete Bewohnerinnen und Bewohner ggf. ohne Aufenthaltsstatus sowie Kinder, die heute nicht zur Schule gegangen sind, und geklaute Fahrräder aufzuspüren.


Die Groner Landstraße gehörte bereits zu Beginn der Corona-Pandemie zu den beiden Orten in Göttingen, in denen Roma massiv öffentlich stigmatisiert und dem Hass des Mobs in den „sozialen Medien“ ausgeliefert wurden. Die damalige Maßnahme wurde vor wenigen Monaten vom Verwaltungsgericht Göttingen als rechtswidrig eingestuft.


Die heutige Maßnahme stigmatisiert die Bewohnerinnen und Bewohner, traumatisiert die Kinder durch den massiven Einsatz von Polizei. In der Groner 9 leben viele Roma aus Rumänien, ein Land das regelmäßig von europäischen Institutionen wegen Polizeigewalt verurteilt wird.


Zum 8. April hat die Politik auf Bundesebene zu ihren Events anlässlich des Welt-Roma-Tags eingeladen. Heute werden Roma wieder drangsaliert. Diese Doppelmoral ist langsam sehr durchsichtig und man verliert den Glauben daran, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Lage von Roma ernst gemeint sind.
Wenn es tatsächlich darum geht, die sozial marginalisierten Menschen in der Groner Landstraße 9 zu unterstützen, und das würden wir sehr begrüßen – warum traumatisiert man sie dann ein weiteres Mal mit einer solchen Maßnahme?