Kriminalstatistik

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Übelste tatsachenwidrige Hetze gegen Migranten und Flüchtlinge

41,1 % aller Krimineller seien Nichtdeutsche, sagte Innenministerin Faeser heute, und forderte: Man müsse "ohne Scheu" über die gestiegene Ausländerkriminalität - plus 3,7 % - sprechen; bei ausländischen Tätern bedeute das, dass sie Deutschland deutlich schneller verlassen müssten als bisher: "Wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen." Das ist Hochwasser auf die ausländerfeindlichen Mühlen von AfD und anderen finsteren Stammtischen!

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Übelste tatsachenwidrige Hetze gegen Migranten und Flüchtlinge
Die Kriminalstatistik sagt nur aus, wen die Polizei für verdächtig hält - nicht etwa, wer ein Verbrechen begangen hat oder auch nur, wie viele Verbrechen begangen wurden. (Bild: O H von Pexels)

Fakt dagegen ist: Als Straftaten registriert die Polizei keineswegs nur tatsächlich kriminelle Vergehen, sondern auch "unerlaubte Einreise" - hier ein Anstieg von 40,4 Prozent gegenüber 2022, und "unerlaubter Aufenthalt" - ein Plus von 28,6 Prozent gegenüber 2022! Einem solchen Vorwurf setzt sich zum Beispiel schon aus, wer aus einem überfüllten Flüchtlingslager in Italien nach einigen Tagen weiter zu Verwandten oder Bekannten in Deutschland fährt, um dort einstweilig unter zu kommen.

 

Aber auch dass Flüchtlinge oft unter Lebensgefahr nach Deutschland gekommen sind – das wird in der Statistik als kriminelle Handlung aufgelistet, gleichwertig mit Mord und Diebstahl – das ist ein verbrecherischer Skandal! Wenn man diese beiden Straftaten aus der Statistik raus rechnet, ergibt sich im Gegensatz zur öffentliche Hetze sogar ein Rückgang „krimineller Tatverdächtiger“!

Erfasst werden Tatverdächtige - nicht Täter

Und das ist das zweite grundlegende Fake dieser Statistik: Diese Polizeistatistik erfasst nicht, wie die Fälle im Gericht verhandelt werden und ob die Tatverdächtigen tatsächlich verurteilt werden. Sie gibt lediglich Aufschluss darüber, wie viele Anzeigen es gab – man kann also anzeigen, wen man will: Allein die Anzeige wandert in die Polizeistatistik, aber nicht, ob der Betreffende dann auch verurteilt wird! Ein Anstieg kann seine Ursache deshalb auch darin haben, dass mehr Menschen lediglich mehr Migranten - vielleicht völlig zu Unrecht - angezeigt haben.

 

Weiter: Unter die sogenannte "Ausländerkriminalität" fallen auch straffällige Touristen oder einreisende Banden vor allem aus der EU. Das ist etwas ganz anderes als mögliche Straftaten von in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund! Aber – um weiter hetzen zu können? – das unterscheidet die polizeiliche Statistik nicht!

 

„Wissenschaftlich belegt ist ein Zusammenhang zwischen Herkunft und Wahrscheinlichkeit der Straffälligkeit nicht. Allerdings ist belegt, dass Lebensverhältnisse wie Armut und Bildungszugang, Alter, Geschlecht und das Leben in größeren Städten Einfluss auf diese Wahrscheinlichkeit haben.“ ¹

 

Ferner: Bei rassistischer oder sexueller Gewalt gibt es eine große Grauzone. Viele dort verübte Taten werden nicht bei der Polizei angezeigt und tauchen deshalb nicht in der Statistik auf. Die polizeiliche Kriminalstatistik kann also keine zuverlässigen Aussagen machen, wie viele Straftaten es in Deutschland tatsächlich gibt. Sie sagt lediglich, wie viele angezeigt wurden. Ob ein Anstieg der Zahlen immer auch ein Indikator für einen Anstieg der jeweiligen Straftaten ist, bleibt also fraglich.

 

Der Kriminologe Tobias Singelnstein warnt in der "Zeit": "Die Zahlen der PKS sagen kaum etwas über die tatsächliche Kriminalitätsentwicklung in Deutschland aus. Es ist bizarr, wie sie Jahr für Jahr in der öffentlichen Debatte überinterpretiert wird." Diese “Satistik“ ist eher ein Bericht der Polizei über ihre Tätigkeit, die sie ausübt – oft initiiert von haltlosen Verdächtigungen; und versetzt mit bewussten Verfälschungen: Wenn „unerlaubte Einreise“ usw. als Straftat gewertet wird und ausländische Banden mit Flüchtlingen gleich gesetzt werden.