Hamburger Hafen

Hamburger Hafen

Die Docker melden sich erneut zu Wort

Die Hamburger Hafenarbeiter melden sich erneut zum geplanten Einstieg der weltgrößten Reederei MSC in den Hamburger Hafen zu Wort:

Die Docker melden sich erneut zu Wort
Streikende Hamburger Docker 2022

Anlass ist ein Brief von MSC an die Hamburger Bürgerschaft, in dem die Reederei ein rosiges Bild von der Zukunft des Hafens nach dem Einstieg von MSC malt (hier der Brief im Original):

Die Hafenarbeiter schreiben:

„An die Mitglieder des Haushaltsausschusses sowie der Ausschüsse für öffentliche Unternehmen, Wirtschaft, und Innovation,
wir, die Gemeinschaft der Hafenarbeiter, stehen dem jüngsten Vorstoß der MSC und ihren Plänen für den Hamburger Hafen entschieden kritisch gegenüber. Entgegen der glänzenden Darstellung durch die MSC, sehen wir in diesem Deal vor allem eine Bedrohung für unsere Arbeitsplätze, die Umwelt und die Souveränität unseres Hafens.


Erstens, die Versprechung, gemeinsam mit der Stadt Hamburg 450 Millionen Euro in den Hafen zu investieren, klingt zunächst verlockend. Doch in Wirklichkeit fürchten wir, dass diese Investition vorrangig den Interessen der MSC und nicht denen des Hafens oder seiner Arbeiter dient. Die Geschichte hat gezeigt, dass solche Großinvestitionen oft mit einem hohen Preis für die lokale Gemeinschaft und die Umwelt einhergehen.


Zweitens behauptet MSC, sie könne den Betrieb von Häfen verbessern und den TEU-Umschlag steigern. Was aber nicht erwähnt wird, sind die möglichen Kompromisse bei Arbeitsbedingungen und -sicherheit, die solch ein ungestümes Wachstum mit sich bringen könnte. Eine solche Expansion dient in erster Linie dem Profit und nicht dem Wohl der Gemeinschaft oder der nachhaltigen Entwicklung des Hafens.


Drittens, das Bekenntnis zur Digitalisierung und Innovation klingt fortschrittlich, doch wir befürchten, dass dies lediglich ein Deckmantel für die Rationalisierung von Arbeitsplätzen und die Einführung von Technologien ist, die letztlich menschliche Arbeiter überflüssig machen könnten. Die Geschichte der Arbeitnehmerrechte und des kollektiven Handelns könnte unter diesen sogenannten Fortschritten leiden.


Viertens spricht MSC von der Schaffung neuer Arbeitsplätze durch den Bau ihrer neuen Deutschlandzentrale. Doch fragen wir uns, zu welchen Bedingungen? Werden diese Jobs die gleichen Rechte und den gleichen Schutz bieten wie die bestehenden? Oder werden sie prekär, zeitlich befristet und schlechter bezahlt sein?


Fünftens, obwohl MSC behauptet, keine Kündigungen oder Rationalisierungsmaßnahmen zu planen, wissen wir, dass die Realität des Marktes und des globalen Handels schnell zu einem Wandel dieser Versprechungen führen kann. Was passiert, wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen ändern und MSC seine Zusagen nicht einhalten kann oder will?


Schließlich ist es unsere feste Überzeugung, dass der Hafen von Hamburg und seine Entwicklung in den Händen der Hamburgerinnen und Hamburger liegen sollte, nicht in denen eines globalen Konglomerats, dessen oberste Priorität der eigene Gewinn ist. Wir fordern die Bürgerschaft auf, gegen diesen Deal zu stimmen und stattdessen für eine nachhaltige, gerechte und lokal kontrollierte Entwicklung des Hafens zu kämpfen.
In Solidarität