Geschwister-Scholl-Schule

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Gesamtschule in Solingen: So erhielt der Erweiterungsbau den Namen "Jerzy Zweig"

Am 8. April ist auf "Rote Fahne News" ein Artikel über Jerzy Zweig erschienen. Eine ehemalige Schülerin der Geschwister-Scholl-Schule Solingen erinnert sich, wie der Erweiterungsbau der Schule seinen Namen erhielt.

Von einer Korrespondentin
Gesamtschule in Solingen: So erhielt der Erweiterungsbau den Namen "Jerzy Zweig"
Gedenktafel für Jerzy Zweig in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Solingen (Foto: privat)

Zum gestrigen Rote-Fahne-News-Artikel über den Tod von Jerzy Zweig, dem von den Kommunisten im KZ Buchenwald geretteten Kind im Koffer, möchte ich folgendes berichten: Wir haben 1997 einen Erweiterungsbau unserer Gesamtschule in Solingen nach Jerzy Zweig benannt - im direkten Widerstand gegen einen Solinger Faschisten. Den Bauauftrag für den Erweiterungsbau unserer Schule hatte die Stadt Solingen damals trotz vielfältiger Proteste an den stadtbekannten Faschisten, Alt-"Nazi" und Bauunternehmer Kissel vergeben. Er hatte Veranstaltungen mit dem Holocaust-Leugner Irving und mit der NPD durchgeführt.

 

Gegen die Auftragsvergabe gab es breite Proteste, unter anderem von unserer Schüler-AG "Weiße Rose", die gemäß dem Schulnamen "Geschwister-Scholl-Schule" an deren Widerstandsgruppe erinnerte.


Diese Gruppe hatten wir zusammen mit ca. 30 Schülern nach den faschistischen Brandanschlägen Anfang der 1990er-Jahre gegründet. Sie war vor allem nach dem Brandanschlag in Solingen aktiv geworden. Wir waren damals 15 Jahre alt und aktive Mitglieder des Jugendverbandes REBELL. Von den Genossen der MLPD bekamen wir Hintergrundinformationen über den Faschismus und wurden in vielen konkreten Fragen beraten. Wir organisierten Demonstrationen und Diskussionsveranstaltungen, Bildungsarbeit, Flüchtlingshilfe, Konzerte und Ausflüge - zum Teil gegen den Widerstand der Schulleitung, aber auch mit Unterstützung einiger Lehrer. So war ein breites antifaschistisches Bewusstsein gewachsen.


Gegen den Bauauftrag an Kissel protestierten auch Lehrer mit Unterschriftensammlungen, die Presse berichtete, der Oberbürgermeister schrieb uns Schülersprecherinnen und -sprechern ausführlich auf unseren Protestbrief und begründete, warum die Stadt aus rechtlichen Gründen nicht anders könne. Also baute Kissel.


Beim Richtfest war die Baustelle voller Aufkleber gegen Kissel. Wir hielten als Schülersprecher eine Rede gegen Kissel und widmeten als Protest gegen ihn und den Faschismus den Neubau dem Kind im Koffer, Jerzy Zweig.

 

Das erregte großes Aufsehen, viele bedankten sich. Kissel verließ den Saal bei seinem eigenen Richtfest! Später wurde sogar eine Gedenktafel an der Schule eingeweiht (siehe Foto). Die AG Weiße Rose gibt es bis heute, 2018 waren wir zur 25-Jahr-Feier in die Schule eingeladen. Jerzy Zweig lebt also auch in vielen Schülerinnen und Schülern dieser Schule weiter!