Afghanistan

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Fünfte öffentliche Hinrichtung durch die Taliban

Wir dokumentieren einen Artikel von der Homepage der Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (RAWA). Vielen Dank an einen Korrespondenten aus Hagen für die Übersetzung.

Von RAWA
Fünfte öffentliche Hinrichtung durch die Taliban
Taliban in Afghanistan (foto: RAWA)

Die Taliban veranstalten eine weitere öffentliche Hinrichtung, während Tausende in einem Stadion im Norden Afghanistans zusehen


Vor kurzem führten die Taliban vor Tausenden Zuschauern in einem Sportstadion im Norden Afghanistans eine öffentliche Hinrichtung eines Mannes durch, der wegen Mordes verurteilt worden war. Dies ist das dritte Todesurteil dieser Art in den letzten fünf Tagen.

 

Die Hinrichtung fand bei starkem Schneefall in der Stadt Shibirghan, der Hauptstadt der nördlichen Provinz Jawzjan, statt, wo der Bruder des Ermordeten einem Zeugen zufolge fünfmal mit einem Gewehr auf den Sträfling schoss. Die Sicherheit rund um das Stadion sei streng, sagte der Zeuge, der anonym bleiben wollte, da er nicht befugt war, mit den Medien zu sprechen.

 

Es war auch die fünfte öffentliche Hinrichtung seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August 2021, als sich die US- und NATO-Truppen nach zwei Jahrzehnten Krieg in den letzten Wochen ihres Abzugs aus dem Land befanden.

 

Trotz anfänglicher Versprechen einer gemäßigteren Herrschaft begannen die Taliban kurz nach ihrer Machtübernahme damit, schwere Strafen in der Öffentlichkeit zu verhängen – Hinrichtungen, Auspeitschungen und Steinigungen. Die Strafen ähneln denen während ihrer vorherigen Herrschaft in Afghanistan Ende der 1990er-Jahre.

Vertreter der Taliban-Regierung standen für eine Stellungnahme nicht sofort zur Verfügung.

 

UN-Sprecher Stephane Dujarric sagte: „Der öffentliche Charakter der Hinrichtung ist äußerst abscheulich, und wir sind weiterhin gegen die Anwendung der Todesstrafe.“

 

Das Oberste Gericht der Taliban sagte in einer Erklärung, dass das Todesurteil vom Montag nach Zustimmung von drei der höchsten Gerichte des Landes und dem obersten Führer der Taliban, Hibatullah Akhundzada, vollstreckt wurde. Der hingerichtete Mann, identifiziert als Nazar Mohammad aus dem Distrikt Bilcheragh in der Provinz Faryab, sei wegen Mordes an Khal Mohammad, ebenfalls aus Faryab, verurteilt worden, hieß es. Der Mord ereignete sich in Jawzjan.

 

Außerdem richteten die Taliban in der südöstlichen Provinz Ghazni zwei Männer hin, die wegen Messerstichen auf ihre Opfer verurteilt worden waren. Angehörige der Opfer feuerten Schüsse auf die beiden Männer, ebenfalls in einem Sportstadion, vor Tausenden Zuschauern.

 

In separaten Erklärungen des Obersten Gerichtshofs heißt es, dass ein Mann und eine Frau, die wegen Ehebruchs verurteilt worden waren, ebenfalls in diesem Zeitraum in der nördlichen Provinz Balkh mit jeweils 35 Peitschenhieben ausgepeitscht wurden. Zwei weitere Personen wurden in der östlichen Provinz Laghman mit je 30 Peitschenhieben belegt, weil sie angeblich unmoralische Handlungen begangen hatten.

 

Die Vereinten Nationen haben die Taliban für die Durchführung öffentlicher Hinrichtungen, Auspeitschungen und Steinigungen seit ihrer Machtergreifung scharf kritisiert und die Machthaber des Landes aufgefordert, solche Praktiken einzustellen.