Hamburger Hafen
"Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?" Passt besser zur Hamburger SPD als zu Adenauer
Ein Hamburger Hafenarbeiter schreibt:
Als Hafenarbeiter dieses geschäftigen, pulsierenden Hafens, der das Herzstück der Wirtschaft Hamburgs darstellt, stehen wir heute vor einer Zerreißprobe, die nicht nur unsere Arbeitsplätze, sondern die Seele unserer Stadt betrifft. Mit tiefer Besorgnis beobachten wir, wie die Worte und Versprechen von gestern im politischen Wind verwehen, gerade wenn es um den Teilverkauf der HHLA an die Schweizer Reederei MSC geht. Die Hamburger SPD scheint dabei eine alte Weisheit neu zu interpretieren: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?"
Dieses Zitat mag historisch Konrad Adenauer zugeschrieben werden, doch heute finden wir, dass es eher auf die Sozialdemokraten unserer Stadt zutrifft. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass gerade wir Hafenarbeiter uns in diesen Zeiten an ein anderes Zitat halten müssen: "Es kann uns doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden." Dieser Satz sollte eine Mahnung an alle sein, insbesondere an unsere politischen Führer.
Unsere Entschlossenheit und unser Protest gegen den Teilverkauf sind nicht aus einer Laune heraus entstanden. Sie sind das Ergebnis monatelanger Besorgnis und der Erkenntnis, dass die Versprechungen der Vergangenheit, den HHLA nicht in internationale Hände zu geben, heute nichts mehr wert zu sein scheinen. Mehr als 500 meiner Kolleginnen und Kollegen haben aus eigener Tasche Geld gespendet, um diese Botschaft durch eine Anzeige in der MOPO (Hamburger Morgenpost, Anm. d. Red.) an die Öffentlichkeit zu bringen. Dies ist unser Versuch, klüger zu agieren, uns zu informieren und zu engagieren – ein Zeichen unserer Verantwortung für unsere Arbeitsplätze, unsere Familien und unsere Stadt.
Die Reaktionen auf unsere Anzeige, die sowohl von der SPD als auch von den Grünen mit einer gewissen Unbeeindrucktheit aufgenommen wurde, zeigen eine tiefe Kluft zwischen den politischen Entscheidungen und den Menschen, die von diesen Entscheidungen am meisten betroffen sind. Während die politischen Führer von veränderten Rahmenbedingungen und der Notwendigkeit neuer Partnerschaften sprechen, sehen wir, die Hafenarbeiter, eine Bedrohung für unsere Existenz und die Vernachlässigung langfristiger Verpflichtungen gegenüber den Bürgern Hamburgs.
Es ist bedauerlich, dass die Versprechungen und Positionen von gestern, die einst als unumstößlich galten, heute als verhandelbar angesehen werden. Ja, es ist unbestreitbar, dass sich wirtschaftliche Bedingungen ändern. Aber sollte dies automatisch bedeuten, dass die Prinzipien der Transparenz, der lokalen Verantwortung und des Schutzes der Arbeitsplätze über Bord geworfen werden?
Wir, die Hafenarbeiter, stehen nicht gegen Veränderung oder Fortschritt. Im Gegenteil, es kann uns doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden und nach Lösungen zu suchen, die nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch sozial verantwortlich sind. Doch dieser Prozess erfordert Dialog, Transparenz und vor allem die Wahrung von Versprechen.
Was wir fordern, ist ein respektvoller Umgang mit den Menschen, die jeden Tag hart arbeiten, um den Hamburger Hafen am Laufen zu halten. Wir fordern, dass unsere Stimmen gehört werden und dass die Versprechen von gestern auch die Taten von heute prägen. Nur so können wir gemeinsam eine Zukunft gestalten, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial nachhaltig ist.
Abschließend richten wir einen Appell an die Hamburger SPD und alle politischen Entscheidungsträger: Vergessen Sie nicht die Menschen, die auf den Docks arbeiten, die Container verladen und die Schiffe sicher in den Hafen leiten. Unsere Arbeit prägt das Gesicht dieser Stadt. Es ist Zeit, dass unsere Stimmen nicht nur gehört, sondern auch respektiert werden. Denn am Ende des Tages sind es die Menschen, die einer Stadt ihr wahres Gesicht geben.