Kämpferische Ansprachen, aber auch Querfront-Einfluss
Ulm: Ostermarsch führt an fünf Rüstungsbetrieben vorbei
Erstmals führte der Ostermarsch (ca. 300 Menschen) vorbei an fünf Rüstungsbetrieben der Ulmer Weststadt: Thales, AIM, Hensoldt, Airbus und MBDA. Es gab Zwischenstopps, mit Infos zu den Unternehmen - eine gute Sache!
Bei der Schlusskundgebung auf dem Geschwister-Scholl-Platz zitierte ein Redner aus einem Antikriegsflugblatt der Ulmer Widerstandsgruppe Weiße Rose. Der Vertreter der antimilitaristischen Informationsstelle Tübingen stellte die derzeitige Rüstungsspirale in den Zusammenhang mit dem Hegemoniestreben der verschiedenen Großmächte, mit der Gefahr eines dritten Weltkriegs. Eine Vertreterin der Unterstützergruppe für den inhaftierten Wikileaks-Gründer Julian Assange kritisierte die Unterdrückung der Wahrheit und die schäbige, opportunistische Rolle mancher Medien und Journalisten bei der Kriegsberichterstattung.
In diesen und weiteren Ansprachen vermischten sich richtige und kämpferische Aussagen mit opportunistischen, illusionären und kleinbürgerlich-pazifistischen Vorstellungen wie der Appell für Rüstungskonversion. So wurde die Profitwirtschaft nur am Rande und verschwommen tangiert, weit entfernt davon, die kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten hinter der Kriegsgefahr zu sehen.
Ähnlich wie beim letzten Klimastreik (wir berichteten) hatten sich nicht wenige Querdenker, Freitagsspaziergänger und Anhänger der Partei Die Basis unter den Ostermarsch gemischt. Ihre Schilder mahnten ganz allgemein die Gefahren und die Folgen von Rüstung und Krieg an und knüpften emotional am Wunsch nach Frieden an. Wo es konkreter wurde, spielte Russland die Opferrolle und der Westen die des Täters. Anderes Beispiel: Der Träger eines Schilds „Global-Faschisten stiften die Kriege an" stellte sich im Gespräch als Corona- und Klimaleugner heraus, der mit Faschisten auch die Ampel-Regierung meinte. Oder: Eine wohl ehrlich friedensbewegte Frau warb im Gespräch für den österreichischen Sender Servus-TV, sah hinter dem Weltwirtschaftsforum und dem Great Reset die treibenden Kräfte der Krisen und beklagte die Spaltung ganzer Familien wegen der vergangenen Coronapolitik. Dem Eindruck nach waren es noch mehr, deren Weltsicht von mehr oder weniger zusammenhängenden, rechten, als Protest getarnten Verschwörungserzählungen geprägt war. Die Ostermarsch-Initiatoren zumindest in Ulm erkennen die Gefahren der Querfront-Politik entweder nicht oder sie ignorieren sie.