Solingen

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Vier Tote: bulgarische Familie durch Brandanschlag ermordet

Sie wohnte im Dachgeschoss: Die Eltern waren 28 und 29 Jahre jung, ihre Kinder drei Jahre und fünf Monate. Sie alle starben am frühen Montag Morgen in den Flammen eines Brandanschlags. Weitere Menschen wurden schwer verletzt, als sie sich in Panik aus den Fenstern stürzten.

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Vier Tote: bulgarische Familie durch Brandanschlag ermordet
Vier Menschen starben bei dem Brandanschlag in Solingen, neun überlebten teils schwer verletzt. (Symbolbild | Foto: Alexander Zvir via Pexels)

Fluchtweg abgeschnitten

Mittlerweile ist klar: Der Brand wurde absichtlich gelegt, und zwar in dem hölzernen Treppenhaus des Altbaus. So war den Menschen in dem Gebäude der Fluchtweg abgeschnitten. Das alleine zeigt die Bösartigkeit dieses Anschlags – hier wurde der Tod von Menschen nicht billigend in Kauf genommen. Er war offensichtlich das Ziel. Durch einen Kamineffekt breitete sich das Feuer mit ungeheurer Geschwindigkeit aus, erreichte nach spätestens 5 Minuten den Dachstuhl, wo die junge bulgarische Familie eingeschlossen wurde. „Eine Flucht durch das Treppenhaus war allerdings keinem der Bewohner mehr möglich.“ so Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt am Mittwoch in Wuppertal.

 

Auch ihre Nachbarn waren von den Flammen eingeschlossen – ihnen blieb aber der Sprung aus den Fenstern, um sich zu retten. „Die Mieter aus der dritten Etage erlitten ebenfalls sehr schwere Verletzungen durch das Feuer und durch einen Sprung auf die Straße“, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Drei Schwerverletzte. Weitere fünf Personen aus dem ersten und zweiten Geschoss haben nach Angaben des Staatsanwalts „weniger intensive Verletzungen“ durch Feuer und Flucht erlitten. Insgesamt sollen neun Menschen den Flammen entkommen sein.

Anschlag trägt faschistische Handschrift

Weil „deutliche Reste eines Brandbeschleunigers nachgewiesen“ wurden, geht die Staatsanwaltschaft jetzt von einem Verbrechen aus. Eine eingerichtete Mordkommission (MK Grün) ermittelt wegen Mordes und versuchten Mordes. Angeblich liegen keine Anhaltspunkte vor,  die auf ein "fremdenfeindliches Motiv" deuten.

 

Das ist nach den Erfahrungen mit dem mörderischen Brandanschlag von Solingen 1993, nach den NSU-Morden, nach Hanau und Halle ganz und gar nicht wahrscheinlich. Ein gezielt gelegter Brand in einem von Migranten bewohnten Haus, in Nacht und Nebel - das trägt eine faschistische Handschrift! Dass die deutschen Ermittlungsbehörden einen politischen Hintergrund ausschließen, ist eine Verharmlosung der faschistischen Gefahr. Die MLPD fordert eine lückenlose Aufklärung dieses Verbrechens und volle Wachsamkeit gegen jeden Vertuschungsversuch!

 

Heute findet um 17 Uhr eine Trauerkundgebung in Solingen-Höhscheid vor dem Haus Grünewalder Straße 69 statt. Zu den Aufrufenden gehören der Türkische Volksverein Solingen und Umgebung e.V., die Armin T. Wegner Gesellschaft, der Solinger Appell, sowie weitere Antifaschisten aus dem Bergischen Land.