Freiburg
Zum Abschied von Christian Streich: Sein Leben gehört nicht nur dem SC und dem Fußball
Nach zwölf Jahren erfolgreicher Arbeit als Cheftrainer des SC Freiburg beendet Christian Streich zum Ende der Bundesligasaison seine überaus erfolgreiche Karriere. Diesen Abschied bedauern nicht nur die Freiburger Fans, sondern auch Anhänger eines Fußballs, der nicht zum bloßen Mittel schnöder Profitmacherei verkommen ist. Christian Streich war und ist ein Vorbild für Geradlinigkeit und Ehrlichkeit, dessen Blickwinkel sich nie nur auf das Spielfeld einengen ließ.
Eigenschaften, die man im Profifußball leider zu selten antrifft. So zeigte er klare Kante gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit schon zu einer Zeit, in der die Bevölkerung noch nicht massenhaft gegen Faschismus und Rechtsentwicklung auf die Straße ging.
Als 2016 die Freiburger Studentin Maria L. von einem afghanischen Täter brutal ermordet wurde, positionierte sich Streich so: „Und jetzt ist der Bub, der was ganz Schlimmes gemacht hat, aus Afghanistan. Und dann sind es die Afghanen oder die Ausländer.“ Und er zeigte Parallelen zur Zeit des Faschismus auf, in der die Nazis die Juden zum Sündenbock für alles machten. Zuletzt im Januar forderte er klar zum Protest gegen die AfD auf: „Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden. Es ist fünf Minuten vor zwölf. Jeder in diesem Land ist dazu aufgerufen, aufzustehen und im Familienkreis, in der Arbeit oder sonst wo, sich ganz klar zu positionieren.“
Streich steht auch für klare Kante gegen die überbordende Kommerzialisierung des Fußballs. Als der Brasilianer Neymar für die unglaubliche Rekordsumme von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris St. Germain wechselte, warnte er: „Der Gott des Geldes wird immer größer und irgendwann verschlingt es alles. Das ist eine enorme Gefahr.“
Seit 1995 war er in verschiedenen Trainerpositionen für den Verein tätig. Während Fußballclubs wie der FC Schalke oder der HSV in der gleichen Zeit 17 Trainerwechsel verzeichneten – Streich ist geblieben. Und er hat wesentlich dazu beigetragen, dass aus dem SC Freiburg mit relativ bescheidenen finanziellen Mitteln eine Mannschaft geworden ist, die national und international in den oberen Rängen mithalten kann. Als derzeit siebter in der Bundesliga ist für die nächste Saison in der Europa-League noch alles drin.
Bei allen Erfolgen ist er immer bescheiden auf dem Teppich geblieben: „Ich bin Trainer vom SC Freiburg – und sonst gar nichts. Das ist für mich anspruchsvoll genug.“ Mit der Beendigung seiner Trainerlaufbahn verliert der Fußball eine bemerkenswerte Persönlickeit – und nicht nur der.