Stahl
Jetzt angreifen statt abwarten!
Der „Stahlkocher“, Zeitung von Kollegen für Kollegen im Stahlbereich, schreibt in seiner aktuellen Ausgabe:
ThyssenKrupp plant einen Kahlschlag im Stahlbereich: Die Positionskapazitäten von knapp 12 Million sollen auf 6,5 Tonnen reduziert werden. Die bekannt gewordenen Pläne zur Schließung von einem Hochofen und zwei Walzwerken in Duisburg wären dann nur der Anfang. Auf einer aktuellen Stunde beschwert sich der Vorstandsvorsitzende Bernhard Osburg, dass Führungskräfte mit Medien reden und dass sie nicht mehr mit 9 Millionen Tonnen planen. Das bestätigt die letzte Extra-Ausgabe des Stahlkocher: Der Vorstand bereitet einen Angriff auf die Stahlarbeiter vor!
Osburg schreit auf: „5000 Arbeitsplätze seien aus der Luft gegriffen!“. Ja – genau – es werden viel mehr – wir können ja rechnen. 13.000 von 27.000 Arbeitsplätzen sind bei tkSE in akuter Gefahr! Und deshalb warten wir jetzt auch nicht ab, bis Herr Osburg konkret wird! Die Betriebsratsführung bestätigte die Pläne, die Tonnage zu reduzieren, aber es sei noch nichts „konkret“. Ja, worauf sollen wir denn warten? Wieso wurde die Betriebsversammlung am 7. März abgesagt? Wir brauchen sie, um uns zu beraten – und nicht um zu hören, was Berater sagen oder um die fertigen Pläne zu erfahren! In den letzten beiden Wochen gab es die ersten Protestversammlungen von Kollegen in Duisburg, das ist jetzt der richtige Schritt. Wer abwartet oder auf alternative Konzepte hofft, dessen Arbeitsplätze sind am Ende weg!
Bei Reduzierung der Tonnage um die Hälfte liegt auf der Hand, dass wesentlich mehr Anlagen stillgelegt werden sollen.
Was wird aus HKM, Bochum oder Hohenlimburg?
Ein Kollege aus Hohenlimburg: „Wenn es wirklich auf 6,5 Millionen Tonnen runtergehen sollte, dann betrifft das ja alle – das wäre ja krass!“. Es ist davon auszugehen, dass neben Hamborn / Beeckerwerth auch in Bochum, bei HKM-Duisburg oder Hohenlimburg Schließungen drohen. In den Hohenlimburger Kaltwalzwerke sind Aufträge, insbesondere aus der Autoindustrie zurückgegangen und es gibt in den meisten Betrieben schon Kurzarbeit. Der ThyssenKrupp-Vorstand greift die ganze Konzernbelegschaft an. Die einzig richtige Antwort ist der gemeinsame, selbständige Streik aller Belegschaften!
Abwarten und hoffen, dass die Pläne vom Vorstand einen selbst nicht betreffen, oder selber angreifen? Die Hoffnung einiger Kollegen: „Wir sind bisher auch immer noch durchgekommen“, oder: „Vielleicht komme ich dann in den Sozialplan und die Jungen kommen anderswo runter!“. Als Arbeiter ist das für uns keine Lösung. Wir denken nicht nur egoistisch an uns, sondern an uns, unsere Kollegen und unsere Kinder – wir denken als Klasse.
Zudem werden viele Konzernbelegschaften angegriffen, sei es bei ArcelorMittal, bei Deutsche Edelstahlwerke, Ford oder VW. Der Rückfall der Konzerne in Deutschland im internationalen Konkurrenzkampf macht sie umso aggressiver.
Gemeinsam mit der Regierung wollen sie die Krisenlasten auf die Arbeiterfamilien und die breite Bevölkerung abwälzen. Ein Streik der Stahlarbeiter ist ein Zeichen aller Belegschaften für den Weg der Arbeiteroffensive!
Ein anderer Kollege sagt: „Aber im Moment geht es doch allen Unternehmen schlecht. Es gibt ja auch keine Aufträge.“. Ja, wir haben eine Wirtschaftskrise – das ist eine Gesetzmäßigkeit im Kapitalismus. Der Kapitalismus ist in der Krise! „Soziale Marktwirtschaft“ bedeutet für uns: Wenn der Konzern nicht die gewünschten Superprofite macht – werden wir entlassen und sollen auf Lohn verzichten. Läuft die Wirtschaft – und die Profite sprudeln – sollen wir Überstunden knüppeln und unsere Gesundheit opfern. Es wird immer deutlicher: Dieses System funktioniert nicht!
Jetzt müssen wir die Initiative ergreifen und Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Weil es kein gesetzliches Streikrecht gibt, müssen wir uns das Recht nehmen und selbständige Streiks organisieren. Daran muss jetzt in allen Betrieben und Abteilungen gearbeitet werden. Nur wer kämpft, kann gewinnen!
Der Stahlkocher schlägt vor:
- Die Vorstandspläne von ThyssenKrupp müssen vom Tisch, noch bevor sie bekannt gegeben werden!
- Kein einziger Arbeits- und Ausbildungsplatz darf kampflos aufgegeben werden. Offensiv für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
- Finger weg von der unbefristeten Übernahme aller Azubis entsprechend ihrer Ausbildung und Ausbau der Ausbildung auf 10 Prozent der Belegschaft!
- Umstellung der Stahlproduktion auf auf grünem Wasserstoff basierende Direktreduktion! Schaffung neuer Arbeitsplätze!
- Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!