Leserbrief
Zum Artikel "Dramatische Entwicklung der Atlantischen Umwälzung"
Zweifellos hat sich die AMOC in den letzten Jahren signifikant abgeschwächt und als Folge der Golfstrom. Wie sich dies auf das Klima in Europa auswirkt und deshalb ein Temperaturabfall entsteht, ist jedoch (wie die Untersuchung der Universität Utrecht) umstritten, weil die warme Meeresströmung nicht isoliert betrachtet werden darf.
In den letzten Jahren hat sich eine warme atmosphärische Strömung vom Äquator Richtung Europa herausgebildet, die zu hohen Temperaturen führte und auch das Meerwasser stärker erwärmte als der schwächelnde Golfstrom. Der Meteorologe Latif sagte im März 2023 sinngemäß, dass "die warme Luft gewinnt". Deshalb hat sich das Meerwasser im Nordatlantik in den letzten beiden Jahren so stark erwärmt wie nie zuvor und den Schmelzprozess des arktischen Meereises enorm beschleunigt. Einige Forscher rechnen bereits für dieses oder nächstes Jahr mit einem vollständigen Abschmelzen im Sommer (August, September).
Mit dem Abschmelzen des Meereises kann das bisherige Klimasystem auf der Nordhalbkugel kollabieren. Bisher wirkten die Winde rund um die Tiefdruckgebiete des arktischen Eises im wesentlichen entgegen dem Uhrzeigersinn, unterbrochen von den Wellenbewegungen der Jetstreams. Bei abgeschmolzenem Polareis können sich im Norden Hochdruckgebiete bilden, die im Uhrzeigersinn drehen und polare Luftmassen aus östlicher und nordöstlicher Richtung nach Europa transportieren. Dies kann dann zu Extremwetterlagen wie in diesem Winter in Schweden mit Temperaturen bis -40° führen, im Sommer zum gegenteiligen Extrem. Deshalb sollte diese Entwicklung noch wesentlich genauer untersucht werden. Meines Wissens hat das Potsdam-Institut dazu auch aktualisierte Untersuchungen.