Gelsenkirchen
ZF-Belegschaft demonstriert Kampfbereitschaft
Gestern, am 14. März, legte die gesamte Frühschicht des ZF-Werks in Gelsenkirchen für drei Stunden die Arbeit nieder und demonstrierte auf der Hauptverkehrsader Kurt-Schumacher-Straße in Richtung Arena von Schalke 04 und wieder zurück. Die Mittagsschicht streikte ab 19 Uhr, die Nachtschicht legte ab 3 Uhr morgens die Arbeit nieder. Die Aktion auf der Kurt-Schumacher-Straße zeigte Wirkung: Fast zwei Stunden lang konnte niemand nach Gelsenkirchen-Buer und von dort zurück in die Innenstadt fahren.
Zu Beginn der Demonstration wurde das Schalker Vereinslied „Blau und Weiß“ angestimmt. Danach sangen alle das Bergmannslied „Glück auf, der Steiger kommt“. Das hat die Stimmung sehr gehoben. Die Auszubildenden marschierten mit, und diesmal waren auch die Meister und einige Ingenieure aus der Entwicklung dabei.
Inzwischen ist klar: ZF will das Werk in Gelsenkirchen schließen. Bisher wurde den Kolleginnen und Kollegen versprochen, dass die ZF-Zentrale prüfen will, ob in Gelsenkirchen etwas anderes produziert werden kann. Das stellt sich jetzt alles als Lug und Trug heraus. In den Redebeiträgen auf der Kundgebung wurde deutlich, dass die Kollegen bisher verarscht wurden. Das Management wollte sie ruhig halten, damit die Belegschaft noch Hoffnung hat, weiter produziert wird und ZF weiter Profite machen kann.
ZF schließt das Werk, obwohl es Gewinne macht. Aber das reicht dem Monopol ZF offensichtlich nicht: Es will Maximalprofit und lässt deshalb die Lenkungen jetzt in anderen Ländern produzieren. Was mit den Kolleginnen und Kollegen und ihren Familien in Gelsenkirchen passiert, ist ZF egal.
Auf der anschließenden Kundgebung sprach ein Kollege aus dem ZF-Werk Witten. Er überbrachte die Solidarität seiner Kolleginnen und Kollegen. Auch die Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) war anwesend und berichtete, dass das ZF-Managment sie abblitzen ließ.
Die IG-Metall-Ortsverwaltung bringt Streik für einen Sozialtarifvertrag in die Diskussion. Doch aufgepasst! Die Zulässigkeit des Streiks für einen Sozialtarifvertrag setzt voraus, dass die Stilllegungspläne von der Belegschaft akzeptiert werden. Das kann nicht der Weg der ZF-Kolleginnen und -Kollegen sein. Stattdessen steht der Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz auf der Tagesordnung.
Natürlich war auch die MLPD mit ihrer roten Fahne vor Ort. Genossinnen und Genossen verkauften das Rote Fahne Magazin. In den Diskussionen wurden die Erfahrungen der Bochumer Opel-Belegschaft diskutiert, die durch ihren selbständigen Streik die Schließung ihres Werkes um zehn Jahre hinauszögern konnte. Die Kollegen haben gesagt, sie wollen kämpfen: Sie brauchen die Arbeitsplätze. Einige Kollegen verteilten auch die Kollegenzeitung Selber lenken.
Es war das erste Mal, dass die IG Metall Gelsenkirchen auf einer Kundgebung ein offenes Mikrofon einsetzte und die Kollegen aufforderte, ihre Meinung zu sagen. Unter anderem meldete sich eine Kollegin zu Wort, die erzählte, dass schon ihr Großvater hier gearbeitet habe. Sie möchte hier an diesem Standort weiterarbeiten. Dafür gab es großen Applaus. Es sprach auch ein ehemaliger Betriebsrat, der jetzt Rentner ist und sich in der Linkspartei engagiert.
Ein Novum: Auch ein Vertreter der MLPD konnte sprechen. Er überbrachte die solidarischen Grüße der MLPD und erklärte, dass die MLPD voll hinter den Kolleginnen und Kollegen steht und sie weiterhin unterstützt, den Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz zu führen. Dafür gab es Beifall von den Kolleginnen und Kollegen.
Die kämpferische Stimmung und die Diskussionen machten deutlich, dass die Kolleginnen und Kollegen das letzte Wort haben. ZF soll sich nicht zu früh freuen! Noch hat es die Belegschaft in der Hand. Jetzt muss ein selbständiger Streik um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz geführt werden! Die Kolleginnen und Kollegen bei ZF sind kampferfahren. Die MLPD hat einen großen Schatz an Erfahrungen mit selbständigen Streiks. Sie wird den Kolleginnen und Kollegen bei ZF immer zur Seite stehen. Beim großen Bergarbeiterstreik 1997 und beim Opelstreik 2004 hat sich gezeigt, welches kämpferische Potenzial in dieser Verbindung steckt.