Ukrainekrieg
Papst fordert „Mut der weißen Flagge“
Papst Franziskus hat in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehsender RSI erklärt, die Regierungen müssten im Ukrainekrieg den Mut zu Verhandlungen haben. Sofort wurden darauf hin Vorwürfe von Kriegshetzern wie Strack-Zimmermann und anderen laut.
Wer der Kriegshetze der Imperialisten widerspricht, den schützen weder Titel noch Verdienste!
So schrieb Nils Metzger für ZDF heute, der Papst „legt der Ukraine das Aufgeben nahe“. Gegen die Richtigstellung des Vatikansprechers Matteo Bruni behauptete er: „Allgemein wird darunter aber ein Aufgeben, eine Kapitulation verstanden, in der man sich den Konditionen des Siegers unterwirft.“ Beides stimmt nicht.
Erstens: Papst Franziskus sprach von Verhandlung, nicht Kapitulation
Es sind vor allen die folgenden Worte, die Kriegstreiber aller Länder in Rage brachten: „Aber ich glaube, dass der Stärkste derjenige ist, der die Situation betrachtet, an die Menschen denkt und den Mut der weißen Flagge hat und verhandelt.“¹
Für wen das noch nicht klar genug war, dem sagte er in dem selben Interview später zum Nahostkrieg: „Verhandeln ist niemals eine Kapitulation.“ Das vollständige Interview soll am 20. März ausgestrahlt werden.
Zweitens: Die weiße Flagge steht nicht für Kapitulation
Die Bedeutung der weißen Flagge im Krieg ist nicht die der Kapitulation, sondern der Verhandlung. Im Kriegsrecht heißt sie „Parlamentärsflagge“ – sie kennzeichnet den „Parlamentär“ und das ist derjenige, den eine kriegführende Regierung oder ein Befehlshaber entsendet, um Verhandlungen zu führen. Niemand, der eine weiße Flagge zeigt, darf angegriffen werden.
„Als Parlamentär gilt, wer von einem der Kriegführenden bevollmächtigt ist, mit dem anderen in Unterhandlungen zu treten, und sich mit der weissen Fahne zeigt. Er hat Anspruch auf Unverletzlichkeit, ebenso der ihn begleitende Trompeter, Hornist oder Trommler, Fahnenträger und Dolmetscher.“
Art. 32, Kapitel III, Sektion II, Abkommen betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs (1907, auch „Haager Landkriegskonvention“ genannt)
Papst äußerte sich stets neutral zwischen den imperialistischen Kriegsparteien
Der Papst hatte immer wieder die Notwendigkeit einer Verhandlungslösung betont und dabei einen ungewöhnlich differenzierten Standpunkt eingenommen. Kurz nach Beginn der russischen Invasion äußerte er, möglicherweise habe das "Bellen der NATO vor Russlands Tür" auch einen Beitrag zum Ausbruch des Krieges geleistet.
Zuletzt hatte er in seiner Weihnachtsbotschaft im Dezember 2023 erklärt, an der Seite des unter dem Krieg leidenden ukrainischen Volks zu stehen und die Aufrüstung angegriffen: „Die Menschen die keine Waffen, sondern Brot haben wollen, die sich abmühen, um über die Runden zu kommen und um Frieden bitten, wissen nicht, wie viel öffentliches Geld für Rüstung ausgegeben wird.“ Sicher kann man sich mit den bürgerlich-pazifistischen Auffassungen des Papstes auseinandersetzen, allerdings hat er zu keiner Zeit, wie jetzt oft kolportiert, Partei für Russland ergriffen.