Betriebsversammlung bei MAN in Nürnberg

Betriebsversammlung bei MAN in Nürnberg

Eine Wohngemeinschaft mit dem Konzern?

Die Zeit großer Krisen wirft ihren Schatten auf die Beschäftigten der Automobilindustrie. VW will die Synergie-Effekte im Nutzfahrzeugbereich heben und die Entwicklung von bisher vier eigenständigen Marken (MAN, Navistar, Scania und VW Lateinamerika) in einer Traton R&D-GmbH zusammenfassen.

Korrespondenz

In einem Eckpunktepapier wurde festgehalten, dass 8.000 der ca. 11.000 Beschäftigten der Forschung und Entwicklung spätestens bis Ende 2025 in diese neue GmbH überführt werden. Die Kolleginnen und Kollegen haben tausend Fragen, bekommen aber keine befriedigende Antwort. Der Betriebsratsvorsitzende Markus Wansch vergleicht diese erneute Umstrukturierung des MAN-Konzerns ernsthaft mit dem Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft, wo jeder ein Zimmer bekomme und es um das Wohl aller gehe.

 

Unser WG-Zimmer, um im Bild zu bleiben, wird von Jahr zu Jahr kleiner, während MAN 2023 eine Rekordrendite einfuhr. Bereits mit dem Zukunftstarifvertrag, welcher noch bis Ende 2026 gilt, wurde die Belegschaft auf 3.100 Beschäftigte in Nürnberg reduziert. Wie alle Beschäftigten mussten wir 2023 große Reallohnverluste hinnehmen, während die Ausbeutung und die Arbeitshetze massiv gesteigert wurden. Also nix WG!

 

Weiter wird erklärt: Alle tarifvertraglichen Regelungen würden bleiben. Es gibt nicht einen Cent weniger; sogar die Altersteilzeit bleibt. Die GmbH bleibt im Arbeitgeberverband und es gilt der Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Es gibt weiterhin eine Kantine, einen Werksarzt, einen Betriebsrat. Über den KBR bei Traton könne dieser durchgängig mitbestimmen. … In genau das gleiche Horn bläst auch der MAN-Vorstand, vor allem Dr. Frederik Zohm. Je mehr wir uns transformieren, desto mehr Zukunft gibt es. Er lobt die letzte Umstrukturierung, mit der bereits 1 Milliarde € eingespart worden sei. Fragt sich nur, wer die Steine trägt und wer die Früchte erntet.

 

Eine Kollegin fragt, wenn alles gleich bleibt, warum sollen wir dann neue Arbeitsverträge unterschreiben? Die Antwort "wegen dem Direktionsrecht", bleibt unbefriedigend. Eine weitere Kollegin zählt eine Reihe der tausend offenen Fragen der Beschäftigten in der Entwicklung auf und fordert, dass es noch nicht zu spät ist, schließlich seien auch andere Aufspaltungen mit dem Protest der Belegschaften verhindert oder rückgängig gemacht worden. Aufspaltungen seien nicht zum Nutzen der Beschäftigten. Die Streiks, wie diesen Frühling kämen hier ganz gelegen. Die Antworten: Es sei noch nicht alles unter Dach und Fach, und der BR wird nix, was nicht passt, unterschreiben. Antwort des Vorstands: Mit einem Zustimmungskatalog und der Vereinbarung zum Gemeinschaftsbetrieb könne alles fair gestaltet werden. Es hört sich gut an, aber Fairness, das kennen wir noch von 2020. Damals wollte der Konzern 9.500 Stellen streichen. Nach Protesten wurden immer noch 3.500 Arbeitsplätze vernichtet.

 

Weitere Probleme werden angesprochen, wie sechs Absageschichten aufgrund von Lieferketten- und Softwareproblemen. Damit rutschen viele Kollegen wieder massiv in die Minusstunden. Wahrscheinlich sollen sie dann, wenn es draußen wieder schön ist, spätestens im Sommer, alles mit Überstunden reinholen.