Demonstration zum 8. März in Dhaka/Bangladesch
Kämpferischer Internationaler Frauentag am anderen Ende der Welt
Heute haben wir uns mit einer Delegation der MLPD an der Demonstration zum 8. März in Dhaka/Bangladesch beteiligt.
Wir sind hier auf Einladung des Socialist Women's Forum, die zum Internationalen Kampftag für die Befreiung der Frau eine große Demonstration und ein theoretisches Seminar organisieren. Neben unserer Delegation nehmen auch Frauen aus Sri Lanka, Indien und Nepal teil.
Die Demonstration beginnt kämpferisch und führt zum Kundgebungsplatz. Dort begrüßen uns riesige Bilder von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao. Außerdem sind ein Bild der deutschen Kommunistin Clara Zetkin, die den Internationalen Frauentag ins Leben rief, sowie von Vorkämpferinnen der nationalen und Frauenbefreiungsbewegung in Bangladesch zu sehen.
An einem großen Denkmal legen wir gemeinsam mit den Frauen aus Bangladesch und den internationalen Teilnehmerinnen zunächst einen Blumenkranz zum Gedenken an alle Märtyrerinnen und Märtyrer nieder, die für die Befreiung der Frau gestorben sind.
Nach Liedern und einem Tanz eröffnet die Präsidentin des Socialist Women's Forum die Kundgebung. Den Anfang machen gestandene Arbeiterinnen, die hier selbst zu Wort kommen: Die Textilarbeiterinnen, die hart und erfolgreich für einen Mindestlohn gekämpft haben und in deren Kampf vier Arbeiterinnen von der Polizei erschossen wurden. Aber sie sind nicht zurückgewichen; die Angst war auf der Seite der Polizei und der internationalen Textil- und Bekleidungskonzerne. Sie haben wichtige Erfolge, wie einen Mindestlohn, erkämpft. Die Teeplantagenarbeiterinnen, die in den "Tea Gardens" arbeiten und gerade mal 1,5 US-Dollar pro Tag verdienen - und das auch nur, wenn sie dafür 23 kg Tee abliefern - sprachen als nächstes. Sie haben sich organisiert und zum ersten Mal in der Geschichte gestreikt! Die Hausmädchen, von denen viele vergewaltigt oder auch ermordet werden und die für ihr Recht kämpfen, eine Gewerkschaft zu gründen, obwohl es ihnen verboten ist, sprachen ebenfalls. Wir sind sehr beeindruckt von diesen kämpferischen und mutigen Frauen! Sie sprechen alle frei, ohne Redemanuskript, sehr klar und entschlossen. Da sage noch mal jemand, es gäbe keine Arbeiterklasse mehr oder diese sei nur ein leidendes Opfer! Am meisten brandete Beifall bei den Reden auf, die betonen - und das tun auch die meisten Arbeiterinnen – dass die Perspektive der Befreiung der Frau im Sozialismus liegt.
Dann sprechen Vertreter verschiedener Frauenorganisationen und revolutionärer Parteien aus Bangladesch, Nepal, Indien, Sri Lanka und Deutschland. In vielen Reden wenden sie sich gegen das bürgerliche Konzept der Gleichstellung und gegen den Versuch, den 8. März zu verfälschen. Auch in Bangladesch versucht die Regierung mit einer weiblichen Premierministerin, den Tag zu einem bürgerlichen Festival zu machen. Ein Vertreter der Sozialistischen Partei Bangladesch greift an, dass die Regierung in Bangladesch vorgibt, dass viel mehr Frauen in öffentlichen Ämtern vertreten sind und dadurch die Gleichberechtigung erreicht sei.
Es ist uns eine große Freude, diesen Tag mit so vielen Arbeiterinnen zu begehen! Gerade weil das imperialistische Weltsystem unsere Existenzgrundlagen vernichtet, müssen die Frauen, und besonders die Arbeiterinnen wie in Bangladesch, gegen den Imperialismus kämpfen: nicht nur gegen die USA, sondern auch gegen China, Indien und Russland! Echte Befreiung für die Frauen kann es nur in einer befreiten, sozialistischen Gesellschaft geben. Zum Abschluss singen wir gemeinsam die Lieder "Brot und Rosen" und "Here we go".
Nach den Kundgebungsreden setzen wir die Demonstration fort. Wir sind etwa 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter sehr viele junge Frauen. Mit schnellem Schritt, Parolen, Schildern und Fahnen laufen wir durch die von Autos, Mopeds und Rikschahs dicht befahrenen Straßen. Die Demo ist gut organisiert. Ohne jedes Zögern verschafft sie sich Platz auf der Straße und bahnt sich ihren Weg. In den Parolen rufen die Frauen: „Der Kampf wird weitergehen!“, „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“, aber auch Parolen für den Sozialismus. Eine Schwäche liegt darin, dass sich die gesamte Veranstaltung tendenziell auf die Arbeiterinnen reduziert und die breite, überparteiliche Frauenbewegung wenig zum Tragen kommt.
Am Abend besuchen wir noch Textilarbeiterinnen bei einer Versammlung mitten in ihrem Industriegebiet. Ca. 60 Prozent der arbeitenden Frauen in Bangladesch arbeiten unter härtesten Bedingungen in der Textilindustrie.
Den 8. März werden wir alle als einzigartiges Erlebnis in Erinnerung behalten: fast am anderen Ende der Welt – für den weltweiten Kampf für die Befreiung der Frauen, gegen Ausbeutung und Unterdrückung und für den echten Sozialismus!