Gün Tank, Die Optimistinnen

Gün Tank, Die Optimistinnen

Ein Buch über Leben und Kampf von migrantischen Arbeiterinnen

Gün Tank, die Autorin mit türkischen und deutschen Wurzeln, im Interview: „Das waren starke Frauen, sie haben hier gearbeitet, für sich selbst gesorgt, und auch noch ihre Familien ernährt. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass sie so selbstbewusst waren. Die Ungerechtigkeiten, die sie in den deutschen Betrieben erlebten, haben sie so geärgert, dass sie sich zusammengeschlossen haben und sich wehrten.“

Von hi

Der Erzählstrang reicht von den ersten Erfahrungen in einer Porzellanfabrik in der Oberpfalz bis zu selbstständigen Streiks 1973. Die Autorin vermittelt ein sehr lebendiges Bild vom Denken, Handeln und Fühlen der Arbeiterfrauen.

 

Eine Leserin wies darauf hin, dass das Maxim-Gorki-Theater in Berlin das Theaterstück zum Buch von Gün Tank im März 2024 auf die Bühne bringt.

 

In der Porzellanfabrik schließen sich die Frauen zusammen, gegen unzumutbare Zustände im Wohnheim, für Deutschunterricht  in der Fabrik und gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Sie erzielen Erfolge, der Kampf kostet auch Opfer, wenn z.B. Verträge nicht verlängert werden.

 

Gün Tank schlägt dann den Bogen zum selbstständigen Streik bei Pierburg 1973. Er wurde für Lohnerhöhung und die Abschaffung der Leichtlohngruppen geführt. Die Leichtlohngruppen wurden nur für Frauen angewandt. Der Streik war ein Erfolg, bei Pierburg wurden als erstem Betrieb die Leichtlohngruppen abgeschafft. Sie machten Erfahrungen mit Polizeigewalt und einem Staat, der sie mit Abschiebung bedrohte.

 

Die Presse hetzte schamlos: „Türken-Terror! Übernehmen Gastarbeiter die Macht?“ „Wilde Streiks haben etwas Unheimliches: sie sind unberechenbar, außerhalb der Kontrolle der zur Tarifpolitik berechtigten Instanzen.“ Der Kampf um die Einheit aller Arbeiter kommt etwas kurz in dem Roman, aber das war in manchen der Kämpfe selbst noch eine Schwäche.

 

Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau - Eine Streitschrift

337 Seiten

ab 12,99 €

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In der Streitschrift von Stefan Engel und Monika Gärtner-Engel „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“ werden diese Kämpfe so verarbeitet:

 

„Die kämpferische Frauenbewegung war ein wesentlicher Bestandteil der selbständigen Streikbewegung für höhere Löhne in den 1970er Jahren und im Jahrzehnt des Übergangs zur Arbeiteroffensive in den 1980er Jahren. Das äußerte sich in einer bundesweiten Bewegung mit Streiks, Protesten, Demonstrationen und Klagen für die Abschaffung der Lohngruppe 2, für die Höhergruppierung von Arbeiterinnen unter der Losung »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« sowie in einer wachsenden aktiven Beteiligung von Frauen an den Arbeiterkämpfen. Zahlreiche Fraueninitiativen und Solidaritätsgruppen entstanden zur Unterstützung wichtiger Arbeiterkämpfe um den Erhalt der Arbeitsplätze zum Beispiel in Hattingen, Duisburg-Rheinhausen oder Hückelhoven.

 

Vor dem Hintergrund des erwachenden Klassenbewusstseins unter den Arbeiterfrauen entwickelte sich ein Aufschwung der gewerkschaftlichen Frauenarbeit. Neue gewerkschaftliche Vertrauenskörper wurden in Betrieben mit hohem Frauenanteil aufgebaut, Kampagnen zur gewerkschaftlichen Organisierung von Heimarbeiterinnen wurden durchgeführt, neue gewerkschaftliche Frauenkomitees und -ausschüsse entstanden. Der Anteil von Frauen im DGB stieg von 1,027 Millionen Mitgliedern 1970 (15,3 Prozent der Gesamtmitglieder) auf 1,882 Millionen 1989 (23,9 Prozent) stark an.“ (Seite 163)

 

"Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau" von Stefan Engel und Monika Gärtner-Engel sowie "Die Optimistinnen" von Gün Tank - natürlich erhältlich über People to People.